Heidelberg. Die Abiturienten haben ihre Open-Air-Party nach den Prüfungen dieses Jahr schon hinter sich, die Realschüler auch. Den Stresstest erlebt die Neckarwiese indessen an diesem Mittwoch. Dann ist letzter Schultag in Baden-Württemberg - alljährlich die Gelegenheit für Tausende von Schülerinnen und Schülern, es schon ab dem frühen Nachmittag so richtig krachen zu lassen. Nicht selten hinterließen die Feiernden in den vergangenen Jahren Berge von Müll, Wildpinkler zogen den Zorn der Anwohner auf sich, Alkoholexzesse waren keine Seltenheit - Schülerinnen und Schüler mussten mit Alkoholvergiftungen ins Krankenhaus.
Exzesse werden nicht toleriert
Deshalb wird am Mittwoch ein Großaufgebot von Polizei, Kommunalem Ordnungsdienst, Night Coaches, Mitarbeiter des Kinder- und Jugendamtes unterwegs sein, um die Feiernden im Auge zu behalten und einzugreifen, bevor die Party eskaliert. Exzesse sollen nicht toleriert werden. „Heidelberg ist eine weltoffene Stadt, aber für Krawalltourismus ist hier kein Platz“, sagen die beiden Nachtbürgermeister Daniel Adler und Jimmy Kneipp. „Wir wollen eigentlich gar nicht eingreifen. Die jungen Leute sollen feiern dürfen. Aber es muss halt alles im Rahmen bleiben“, steckt auch Polizeisprecher Michael Klump den Rahmen ab. Deshalb werde man die Feiern aufmerksam beobachten und vor allem vorbeugend tätig sein. Kommunikation sei das Mittel der Wahl.
In dasselbe Horn stößt die Stadt. Ziel sei bei den Feiern ein friedliches und respektvolles Miteinander der Jugendlichen unter sich, aber auch im Verhältnis zu den Anwohnerinnen und Anwohnern, appelliert Stadtsprecher Christian Beister. Auf keinen Fall wolle man die große Schulabschlussparty verbieten.
Deshalb haben die Verantwortlichen ein umfangreiches Präventionspaket in Sachen Jugendschutz geschnürt. Unter anderem werden erstmals die sogenannten Night Coaches zu diesem Anlass unterwegs sein. Die jungen Männer patrouillieren bereits seit Mitte Juni jeweils an den Wochenenden auf der Neckarwiese und in der Altstadt, um zu deeskalieren und Stresssituationen erst gar nicht entstehen zu lassen. Entwickelt haben das Projekt die Nachtbürgermeister der Stadt Heidelberg. Am Mittwoch sind die Night Coaches bereits nachmittags unterwegs, wollen die Schülerinnen und Schüler auf Augenhöhe ansprechen, sie auf einen angemessenen Umgang mit Alkohol hinweisen und auch für die Bedürfnisse beispielsweise der Anwohner sensibilisieren.
Erstmals mit dabei ist auch das Partybike „Free“ des Stadtjugendrings. Hier bekommen die Jugendlichen alkoholfreie Cocktails. Spiele und ein Quiz klären über Gefahren von übermäßigem Alkoholkonsum auf.
Feiern gehört dazu
Die Schulabschlusspartys und der damit verbundene Ärger sind seit Jahren immer wieder auch Thema im Gesamtelternbeirat der Stadt Heidelberg. „Feiern gehört einfach dazu“, sagt Antje Meiser, erste stellvertretende Vorsitzende des Gesamtelternbeirats. Aber natürlich dürften diese nicht ausarten. Ein Verbot auf der Neckarwiese hielte sie beispielsweise für völlig falsch. „Dann würden sich die jungen Leute nur einen anderen Ort für ihre Partys suchen. So wissen wir, wo sie feiern, und können wenigstens ein bisschen Einfluss nehmen“, findet Antje Meiser.
Ein Problem bei der ganzen Sache sei nicht zuletzt, dass die Neckarwiese nicht nur von Schülerinnen und Schülern aus Heidelberg aufgesucht werde, sondern schon lange geradezu magischer Anziehungspunkt für jede Menge Leute aus dem Umland geworden sei. Nicht zuletzt deshalb hat der Runde Tisch, der sich mit der Prävention rund um die Schulfeiern auf der Neckarwiese befasst, auch die Aufklärung an den Schulen im ganzen Umland im Blick. Insgesamt wurden Briefe an 132 Schulen im ganzen Rhein-Neckar-Kreis verschickt. Darin bitten sie die Lehrer, die Schülerinnen und Schüler über die Kontrollen im Neckarvorland zu informieren und sie zum vernünftigen Umgang mit Alkohol aufzurufen. Auch appelliert der Brief an die Pädagogen, darauf hinzuwirken, dass die Schüler ihren Müll schön wieder einsammeln. Übrigens geben die Mitarbeiter der Stadt am Mittwoch orangefarbene Säcke aus, mit denen die Feiernden ihren Abfall gleich einpacken können.
Die Stadt Heidelberg macht unmissverständlich klar, dass sie den Alkohol beschlagnahmen wird, den sie bei Kindern und Jugendlichen finden wird, die noch keinen Alkohol konsumieren dürfen. Man werde bei Bedarf auch das Gespräch mit den Eltern suchen - eine durchaus peinliche Situation für den Nachwuchs.
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