Bürgerstiftung - Friederike Lehrnickel stockt mit eigener Treuhandstiftung die finanziellen Mittel auf

Wie die Bürgerstiftung Heidelberg ihr Kapital erhöht hat

Von 
Bernhard Zinke
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Erster Jahresempfang nach der Corona-Zwangspause: Vorsitzende Switgard Feuerstein, Festredner Joachim Rogall und Stellvertretender Vorsitzender Volker Stich. © Rothe

Heidelberg. Die Bürgerstiftung Heidelberg hat Zuwachs bekommen und damit ihr Stiftungskapital deutlich erhöhen können. Friederike Lehrnickel hat die erste Treuhandstiftung unter dem Dach der Bürgerstiftung errichtet. Deren Ziel ist es, die Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen durch künstlerischen Ausdruck, besonders durch Tanz und tanzpädagogische Arbeit, zu fördern. Friederike Lehrnickel bringt 200 000 Euro ein, womit sich das Kapital der Bürgerstiftung auf knapp eine Million Euro steigert.

Erste Jugendliche kommen bereits in den Genuss der Förderung. Der offizielle Festakt für die Aufnahme der Treuhandstiftung in die Bürgerstiftung sollte eingentlich schon im Dezember stattfinden, musste aber Pandemie-bedingt abgesagt werden und wird nun am 22. Juli nachgeholt. Das Besondere an der Friederike Lehrnickel-Stiftung: Sie wirkt im Gegensatz zur Bürgerstiftung über Heidelberg hinaus und fördert auch Projekte im Rhein-Neckar-Kreis und Mannheim.

Projekte gegen die Isolation

Insgesamt ist auch die Bürgerstiftung froh, dass nun wieder Veranstaltungen stattfinden können. „Man wird unsichtbarer“, sagt Stiftungsvorsitzende Switgard Feuerstein. Die Arbeit gehe in der öffentlichen Wahrnehmung unter, so die Professorin, die am Heidelberger Alfred-Weber-Institut für Wirtschaftswissenschaften lehrt und forscht. Gleichwohl hat die Stiftung gerade in der Pandemie versucht, den Folgen der Isolation entgegenzuwirken. Sie stiftete 15 Seniorenheimen Heidelbergs insgesamt 50 Tablets, um den Bewohnern Videotelefonie mit deren Angehörigen zu ermöglichen. Nachdem wieder reale Besuche möglich sind, nutzen die Einrichtungen die Tablet-Computer für Anwendungen zum Gedächtnistraining, zum Musik hören, für virtuelle Museumsbesuche oder andere interessante Dinge.

Das nach wie vor größte Projekt ist die „Insel“. Die Bürgerstiftung hat eine Zwei-Zimmer-Wohnung eingerichtet, in der sich Kinder in Phasen der Trennung mit dem getrennt lebenden Elternteil in geschützter Atmosphäre begegnen können. „Das Angebot wird sehr intensiv nachgefragt, natürlich vor allem an den Wochenenden, bestätigt die Stiftungsvorsitzende. Zwei ehrenamtliche Kräfte, die früher selbst in der Jugendhilfe gearbeitet haben, betreuen das Projekt. Es werde jedoch keine begleitende psychologische Unterstützung angeboten. Allerdings sollen auch keine Konflikte in die Wohnung hineingetragen werden. Der Bedarf sei so groß, dass die Stiftung zuweilen schon über die Anmietung einer zweiten Wohnung nachdenke. Das sei aber derzeit noch kein akutes Thema, bekräftigt Switgard Feuerstein.

Völlig Corona-unkritisch war die Aufstellung weiterer öffentlicher Bücherregale unter dem Titel „Leselust“. Mittlerweile sind auf das erste Regal in der Altstadt sieben weitere gefolgt, zuletzt im vergangenen Jahr in Bergheim West und im April auf dem Wilhelmsplatz. Die Bücherregale sollen Ort des Tauschens, des Austauschs und der Kultur im öffentlichen Raum sein.

Öffentliches Klavier klingt bald

Eine Fortsetzung ist indessen angedacht in Sachen öffentliches Klavier. Die Bürgerstiftung hatte von Ende November 2019 bis Anfanf 2020 ein Klavier in einen leerstehenden Laden im Darmstädterhof-Centrum aufgestellt. Wer wollte und konnte, durfte für sich und ein spontanes Publikum spielen. Aber auch dieses Projekt hebelte die Pandemie aus. Schließlich konnte und wollte die Stiftung keinen Platz zum dichten Zusammentreffen bieten. Aber jetzt öffnen sich möglicherweise bald neue Möglichkeiten für Spontankonzerte im öffentlichen Raum: „Es gibt die Aussicht darauf, dass das öffentliche Klavier wieder aufgestellt werden könnte“, sagt die Stiftungsvorsitzende, ohne nähere Details zu Ort und Datum zu nennen. Die Aktion passt ausgezeichnet zu einem anderen Projekt, „Anstiften zur Musik“, mit dem Stiftung Kindern und Jugendlichen die Schönheit der Klänge vermitteln will.

Bürgerstiftung

  • Heidelberg hat seit dem Jahr 2009 eine eigene Bürgerstiftung. Ein Initiativkreis unter Leitung des späteren Bundesverdienstkreuzträgers Albertus L. Bujard hatte die Gründung vorbereitet.
  • Als unabhängige zivilgesellschaftliche Vereinigung sieht sich die Bürgerstiftung als Förderinstitution und Plattform für eine lebendige Auseinandersetzung mit den Zukunftsfragen der Stadt und des Umlands.
  • Sie kümmert sich als Förderer um soziale und kulturelle Projekte, bringt eigene, praktisch wirksame Vorhaben auf den Weg und ist offen für Denkanstöße aus der Bürgerschaft. 

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen

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