Auszeichnung

Von Gummibärchen bis Krebszellen: "Klartext"-Preis für Wissenschaftskommunikation

„Klartext“-Preis für verständliche Kommunikation an sieben junge Forschende verliehen

Von 
Paul Haastert
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Ruth Rittinghaus erhielt den „Klartext“-Preis für ihre Doktorarbeit im Fachgebiet Chemie. Sie beschäftigt sich mit der Herstellung von Bio-Kunststoffen. © Annette Mück

Rhein-Neckar. Wer kann seine wissenschaftliche Arbeit gut verständlich und spannend erklären? Diese Frage steht im Zentrum des „Klartext“-Preises. Die Klaus Tschira Stiftung hat nun wieder sieben Promovierte in den Naturwissenschaften und Informatik für besonders gelungene Wissenschaftskommunikation ausgezeichnet. Die Preisverleihung wurde live aus dem Jazz-Club „Ella & Louis“ beim Mannheimer Rosengarten übertragen. Untermalt wurde die Veranstaltung am Donnerstag von dem Akkordeon/Kontrabass-Duo Laurent Leroi und Shana Moehrke.

Im Vorfeld der Verleihung stellten die Preisträgerinnen aus den vergangenen Jahren, Simone Behrens und Nils Niethard, Fragen an Roland Philippi vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Vor allem die Sicherheit und die staatliche Unterstützung in der Forschung waren Thema der Fragerunde.

„Klartext“-Preis

Gestiftet wurde der Preis 1997 von Physiker und SAP-Mitgründer Klaus Tschira.

Insgesamt sieben Kategorien werden ausgeschrieben (Biologie, Chemie, Geowissenschaften, Informatik, Mathematik, Neurowissenschaften und Physik).

Die Beiträge werden von der Deutschen Journalisten Schule und Wissenschaftlerinnen ausgewählt.

Eine Jury aus Forschenden und Medienschaffenden wählt die Gewinner. pha

Sechs der Preisträger und Preisträgerinnen erhielten die Auszeichnung für ihre anschauliche und einfache Erklärung ihrer Doktorarbeit. Ein Sonderpreis anlässlich der 20. Ausgabe ging in diesem Jahr an die beste Infografik. Alle sieben Auszeichnungen sind mit einem Preisgeld von je 7500 Euro verbunden. In den Bereichen Mathematik und Neurowissenschaften fand die Jury indes dieses Jahr keinen Artikel preiswürdig.

Gummibärchen und Seeadler

Der Informations- und Elektrotechniker Simon Binder forschte an Sensoren nach dem Vorbild von Gummibären. So wie Gummibärchen sich beim Einlegen in Wasser ausdehnen, dehnen sich auch seine Sensoren aus und übertragen dabei ein elektrisches Signal. Die weichen Sensoren können aufgrund ihrer Ähnlichkeit zu unserem Gewebe vor allem in der Medizin und im menschlichen Körper eingesetzt werden.

Den Preis in Biologie erhielt Steffen Breinlinger, der ein neuartiges Gift erforschte, das mit einer tödlichen Wildtierkrankheit in den USA in Zusammenhang steht. Seine jetzige Forschung befasst sich mit Drogenprävention, aber auch mit den möglichen positiven Effekten von psychedelische Substanzen.

Im Fachgebiet Chemie erhielt dieses Jahr Ruth Rittinghaus die Auszeichnung für ihre Doktorarbeit über die Herstellung von Biokunststoffen. Dabei entwickelte sie ein neues Verfahren zur Herstellung solcher Kunststoffe. Einzelne Moleküle werden mit Hilfe eines sogenannten Katalysators zu langen Ketten „aufgefädelt“ – so entstehen Kunststoffe. Der sonst aus Schwermetall bestehende Katalysator wurde von ihr durch für die Umwelt verträgliches Eisen ersetzt.

Künstliche Intelligenz für AGBs

Daniel Braun entwickelte einen Algorithmus, welcher die AGBs (Allgemeine Nutzungsbedingungen) überwacht und Verbraucherschützer unterstützen soll. Das Programm lernt mittels künstlicher Intelligenz, welche Klauseln rechtmäßig sind und welche nicht, und wertet dann die Allgemeinen Nutzungsbedingungen von Webseiten aus.

Die 27-jährige Sophia Gruber erhielt für ihren Beitrag „den Kräften des Niesens trotzen“ den Preis im Bereich Physik. Dafür erforschte sie die Haftkraft von Viren und Bakterien auf den menschlichen Schleimhäuten. Je höher die Haftkraft, desto höher ist das Infektionsrisiko, denn die Erreger können weniger leicht abgehustet oder ausgeschnäuzt werden.

Tim Tröndle bekam für seine Doktorarbeit im Bereich erneuerbaren Energien den Preis im Gebiet der Geowissenschaften. Dabei versuchte er mithilfe von Satellitendaten Kompromisse zwischen verschiedenen Interessen zu schaffen. Für die Infografik über Tumordarstellung und Suche erhielt Florian Friedrich den Sonderpreis „beste Infografik“. Anschaulich führt er vor Augen, wie mittels künstlicher Intelligenz und schnelleren Bildverfahren Tumore genauer lokalisiert und behandelt werden können.

Auf der Website des „Klartext“-Preises befinden sich weitere Informationen, Videointerviews mit den Preisträgerinnen und Preisträgern – sowie die Anmeldung für das nächste Jahr.

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