Rhein-Neckar

Mediziner suchen für Studie zu Long-Covid Teilnehmerinnen und Teilnehmer

„Umwege im Kopf“ nach Infektion?

Von 
Michaela Roßner
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Rund drei Millionen Deutsche sollen von Long-Covid betroffen sein. © Sina Schuldt

„Nebel im Kopf“, das ist neben einer lähmenden Müdigkeit und Schmerzen in Gliedern und Knochen eine häufig beschriebene Beschwerde von Patienten nach einer Corona-Impfung oder SARS-CoV-2-Infektion. Dem gehen Forscher der Universitätsmedizin Mannheim gemeinsam mit Kollegen der SRH nach. Und sie suchen noch mögliche Betroffene, die helfen können, mehr über Long-Covid zu erfahren. Denn sie haben ein zwölfwöchiges Programm entwickelt, das die Spätfolgen einer Coronavirus-Erkrankung abfedern könnte.

Die Gesundheitspsychologen und Physiotherapeuten der SRH Hochschule Heidelberg haben gemeinsam mit Ärzten und Ernährungswissenschaftlern der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg ein online-gestütztes Programm entwickelt, welches „in zwölf Modulen Wege für eine bio-psychosoziale Stabilisierung aufzeigt und trainiert“, beschreibt Joachim Fischer. Der Professor und sein Kollege Adrian Krotz von der Abteilung Allgemeinmedizin am Zentrum für Präventivmedizin und Digitale Gesundheit der Medizinischen Fakultät Mannheim (Universität Heidelberg) leiten die Studie mit Nadia Sosnowsky-Waschek, Professorin am Department Gesundheitspsychologie der SRH-Hochschule in Heidelberg. Denn bereits bekannt sei zum Beispiel aus der Krebsforschung: Wenn es gelingt, dass der Patient sich besser fühlt, kann sich gleichzeitig auch das körperliche Befinden verbessern.

„Es geht gar nicht um Biologie versus Psyche“, betont Fischer: „Kein Gedanke kann ohne aktive Nervenzellen gefasst werden. Psyche und die Biologie unserer Organsysteme sind untrennbar eins.“

Ein wenig Licht in die Zusammenhänge bringe eine gerade veröffentlichte Studie, die Long-Covid-Betroffenen und Gesunden mittels spezieller Kernspintomografie beim Denken zuschaute. Galt es, ganz einfache Aufgaben zu lösen – etwa, eine Taste zu drücken, wenn eine Zahl auf dem Bildschirm erscheint –, zeigten sich keine Unterschiede zwischen Long-Covid-Betroffenen und Gesunden.

Aber wenn die Aufgabe nur geringfügig schwerer wurde, zeigte sich offenbar Bemerkenswertes: Zwar hätten die Long-Covid-Betroffenen noch genauso gut die Aufgabe gelöst wie Gesunde. „Aber sie mussten dafür viel mehr und andere Gehirngebiete aktivieren“, beschreibt Fischer, „mit anderen Worten: Umwege im Kopf gehen“. Kein Wunder sei also, dass diese Menschen im Alltag nicht nur über raschere Erschöpfung und Müdigkeit klagten, sondern auch Depression und andere psycho-emotionale Einschränkungen schilderten.

Drei Millionen Betroffene

Allein in Deutschland rechnet man mit etwa drei Millionen Menschen, die von Long-Covid betroffen sind und theoretisch auch von dem digitalen Interventionsprogramm profitieren könnten, das vom Projekt der medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg und der SRH Hochschule Heidelberg nun gestartet worden ist. Es gibt noch einige Plätze für Teilnehmer an der Studie. In der Regel werden sie über ihre Hausärzte vermittelt. Infos zum Programm gibt es unter www.wieder-fit-nach-covid.de.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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