Verbrechen

Tötungsdelikt in Ranschbach: Staatsanwaltschaft erhebt Anklage

Warum hat ein 28-Jähriger einen flüchtigen Bekannten im südpfälzischen Ranschbach mutmaßlich erschossen? Ein Gerichtsverfahren soll nun die Hintergründe klären. Die Staatsanwaltschaft Landau hat Anklage erhoben

Von 
Bernhard Zinke
Lesedauer: 
Ranschbach liegt idyllisch inmitten von südpfälzischen Weinbergen. Im Februar hat sich in dem Dorf jedoch ein Verbrechen ereignet. © Klaus Venus

Ranschbach. Auch für die Ermittlungsbehörden sind noch viele Fragen ungeklärt. Etwa das Motiv der Tat: Warum hat der 28-jährige Tatverdächtige am 12. Februar einen 37-jährigen Handwerker im südpfälzischen Dorf auf offener Straße erschossen? Die Gründe dafür hätten trotz umfangreicher Ermittlungen nicht geklärt werden können, schreibt die Staatsanwaltschaft Landau. Aufklärung erhoffen sich die Ermittler von einem Gerichtsprozess. Die Staatsanwaltschaft hat Anklage zur Schwurgerichtskammer des Landgerichts Landau gegen den 28-Jährigen erhoben. Der Tatvorwurf lautet auf Totschlag.

Die Bluttat in dem kleinen Weindorf, keine zehn Kilometer westlich von Landau, hatte die ganze Region geschockt. Nach den Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft hat der 28-Jährige, ein in Syrien geborener Mann ohne Staatsangehörigkeit, am 12. Februar sein Opfer gezielt in Ranschbach aufgesucht. Der 37-Jährige war gerade in der Weinstraße zu seinem Auto unterwegs, als der Angeschuldigte ihn ansprach. Es habe ein kurzes Streitgespräch gegeben, dann soll der 28-Jährige einen Revolver gezogen und aus nächster Nähe fünf Schüsse abgegeben haben. Er traf sein Opfer im Kopf- und Bauchbereich. Worum es in dem Streitgespräch ging, ist unbekannt. Der Angeschuldigte hat sich laut Staatsanwaltschaft bislang noch nicht zum Tatvorwurf geäußert und von seinem Recht zu schweigen Gebrauch gemacht.

Mutmaßliche Tatwaffe in den Weinbergen gefunden

Der 28-Jährige war nicht im Besitz eines Waffenscheins. Die mutmaßliche Tatwaffe, den Revolver, fanden Polizeikräfte nach tagelanger Suche in den Weinbergen zwischen Ranschbach und Birkweiler. Noch eine offene Frage: Bislang habe weder die Herkunft des Revolvers geklärt werden können noch die Frage, wie der Mann in ihren Besitz gekommen ist.

Nach den bisherigen Ermittlungen kannten sich der mutmaßliche Täter und sein Opfer. Der 37-Jährige stammte aus der Slowakei und hatte sich als Gipser in der Pfalz selbstständig gemacht. Es habe einen gemeinsamen Bekannten gegeben, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft am Mittwoch im Gespräch mit dieser Redaktion.

Mehr zum Thema

Obduktionsergebnis

Tödliche Schüsse in Ranschbach: Fünf Projektile in Leichnam gefunden

Veröffentlicht
Von
Julia Korb
Mehr erfahren

Der Angeschuldigte und sein Opfer hätten sich sporadisch getroffen. Bei einem dieser Treffen, das Ende 2023 auf dem Landesgartenschaugelände in Landau stattgefunden habe, soll der Angeschuldigte dem nun getöteten Handwerker mit der Faust ins Gesicht geschlagen haben. Bereits damals hätten sich keinerlei Anhaltspunkte gegeben, aus welcher Motivation heraus der 28-Jährige zugeschlagen habe. Es gebe auch keinerlei Erkenntnisse, dass es nach diesem gewaltsamen Aufeinandertreffen weitere Begegnungen zwischen den beiden gegeben habe.

Angeschuldigter leidet eventuell an psychischer Störung

Die Staatsanwaltschaft hält es für möglich, „dass der Angeschuldigte an einer psychischen Störung leidet, die das Opfer in ein wahnhaftes Erleben einbezog und zu einer Beeinträchtigung der Wahrnehmung sowie der Einsichts-und Steuerungsfähigkeit geführt hat“. Deshalb befindet sich der Mann seit dem 22. März nicht mehr in Untersuchungshaft, sondern in einem psychiatrischen Krankenhaus. Allerdings wird der Prozess nicht als Unterbringungsverfahren verhandelt, weil die Staatsanwaltschaft davon ausgeht, dass der Mann nicht vollständig schuldunfähig war. Das Landgericht muss nun über die Zulassung der Anklage und die Eröffnung des Hauptverfahrens entscheiden.

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke