Umwelt

Tausende Bäume im Blick: Das machen Baumkontrolleure

Bäume sind besonders im Stadtgebiet wichtig - und die Ludwigshafener Baumkontrolleure kümmern sich um sie. Welche Aufgaben die Kontrolleure haben und wie sich das Hochwasser auf der Parkinsel auf die Bäume ausgewirkt hat

Von 
Alena Kuhn
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Elmar Schniedermeier zeigt an diesem Baum, wie hoch das Wasser stand, als die Parkinsel im Juni überflutet war. © Berno Nix

Ludwigshafen. Wenn man aktuell durch den Stadtpark in Ludwigshafen läuft, fällt auf: Der Stamm vieler Bäume ist unten grau verfärbt - durch den Schlamm. Denn die beliebte Parkinsel stand Anfang Juni unter Wasser. Die Hannelore-Kohl-Promenade wurde gesperrt und erst nach ein paar Tagen wieder freigegeben. Nachdem das Wasser abgelaufen war, durften Spaziergänger den Stadtpark jedoch nicht sofort wieder besuchen.

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Das ärgerte einige, die sich dann nicht an die Anweisungen hielten, berichtet Gabriele Bindert, die Leiterin des Bereichs Grünflächen und Friedhöfe des Wirtschaftsbetriebs Ludwigshafen (WBL). „Manche haben ihr Fahrrad über die Absperrung gehoben. Sie wissen gar nicht, in welche Gefahr sie sich begeben. Das Wasser ist weg. Was mit den Bäumen ist, sieht keiner“, sagt Bindert. Zu der Zeit waren die Baumkontrolleure noch unterwegs, und erst, wenn sie ein Gebiet freigeben, dürfen sich dort wieder Personen aufhalten.

Dieser Baum ist während dem Hochwasser auf der Parkinsel im Juni umgefallen. © Joris Kubischta

Die städtischen Baumkontrolleure kontrollieren - wie der Name schon sagt - Bäume, beispielsweise auf ihre Standfestigkeit oder faule Stellen und leiten gegebenenfalls Maßnahmen ein. Sie sind zuständig für insgesamt etwa 140 000 Bäume im Stadtgebiet Ludwigshafen, davon stehen rund 31 000 an Straßen.

Wie stark sind die Bäume im Stadtpark vom Hochwasser betroffen?

Bei Überflutungen ist der Boden durchnässt und weicht auf. So können die Bäume ihre Standfestigkeit verlieren - und im schlimmsten Fall auf die Wege stürzen, berichtet Bindert. Auch die Wurzeln können durch das viele Wasser faulen und absterben. Nach dem Hochwasser auf der Parkinsel liefen drei Baumkontrolleure eineinhalb Tage durch den Stadtpark und schauten die Bäume genauer an. Risse im Boden weisen beispielsweise auf aufgeweichte Erde unter dem Baum hin, sagt Elmar Schniedermeier, der Leiter der Abteilung Bäume, Wildpark und Landschaftspflege des WBL.

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Bäume, die unsicher aussehen, werden weiter untersucht. Dafür wird eine externe Firma beauftragt, die mit einer Messapparatur überprüft, wie weit sich der Baum neigt, wenn man ihn zieht. Im Ludwigshafener Stadtpark sind, während er abgesperrt war, zwei große Bäume auf den Weg gefallen. Bindert betont, dass es dramatisch sei, wenn 20 Meter hohe, vermeintlich gesunde Bäume umfallen. „Jeder Baum ist ein Verlust“, sagt die Bereichsleiterin. Eine externe Firma musste anschließend laut Schniedermeier nicht beauftragt werden: Die übrigen Bäume waren alle standfest.

Das macht der Klimawandel mit den Bäumen auf der Parkinsel in Ludwigshafen

Der Klimawandel schwächt die Bäume, sagt Schniedermeier. Auch für Krankheiten werden sie laut Bindert anfälliger. Das Hauptproblem sei aber nicht das Hochwasser, sondern die Hitze. Manche Bäume hätten zu wenig Wasser, und die starke Sonneneinstrahlung sorge für Sonnenbrand bei den Pflanzen. Weil es in den Vorjahren zu trocken war, mussten im vergangenen Jahr so viele Bäume wie noch nie in Ludwigshafen gerodet werden: 3600 Stück. Dieses Jahr regnet es mehr - sehr zur Freude von Bindert: „Man spürt, wie die Natur aufatmet, wie grün, wie lebendig es ist.“

Laut Schniedermeier sei das Hochwasser zwar im Vergleich zu den vergangenen Jahren „ordentlich“ gewesen, er mache sich jedoch keine großen Sorgen um die Zukunft der Bäume. Sorgen macht er sich jedoch um den Start des Filmfestivals, das jedes Jahr auf der Parkinsel stattfindet. Denn die Wiese ist immer noch teilweise überflutet, und am 12. Juli soll der Aufbau beginnen. Der kann jedoch erst starten, wenn der Boden trocken und fest ist und die Baumkontrolleure die Wiese freigeben.

Sondierstange und Schonhammer: Diese Hilfsmittel nutzen die Ludwigshafener Baumkontrolleure

Unabhängig von den besonderen Einsätzen - wie beim Hochwasser - prüfen die Baumkontrolleure einen Baum je nach Zustand und Alter alle drei Monate bis drei Jahre. Dabei schauen sie sich die Bäume auch erstmal genau an, denn oft erkennt man Problemstellen schnell, erzählt Schniedermeier. Für genauere Kontrollen kommen dann Hilfsmittel zum Einsatz. Mit einer Sondierstange wird beispielsweise gemessen, wie tief eine faule Stelle ist. Durch - den mit Kunststoff besetzten - Schonhammer können die Kontrolleure am Klang des Baumes erkennen, ob er hohl ist.

Bei großen Problemen ordnen die Mitarbeiter dann weitere Maßnahmen an, die die Baumpfleger ausführen. Sie kürzen zum Beispiel die Baumkrone. Dadurch sind wenig standfeste Bäume nicht so sehr dem Wind ausgesetzt, erklärt Schniedermeier. Auch trockene Äste schneiden die Baumpfleger ab, um die Bäume zu retten. Wenn jedoch nichts hilft, wird der Baum gefällt. Manchmal wird dann noch ein Teil des Stammes stehen gelassen, um ein Zuhause für Spechte und Käfer zu bieten.

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