Heidelberg. Soll auf dem Großen Ochsenkopf in Heidelberg ein neuer RNV-Betriebshof gebaut werden? Über diese Frage zerbrechen sich nicht nur die Gemeinderäte seit Jahren die Köpfe, sondern auch die Bürgermeister und eine Bürgerinitiative. Sie haben sich am Dienstag in der „Halle 02“ einen Schlagabtausch geliefert, um die 300 anwesenden Bürger von ihren Plänen zu überzeugen.
„Wir haben in Heidelberg viel erreicht, was Klimaschutz angeht“, leitet Oberbürgermeister Eckart Würzner die Argumentation der Stadt ein. 64 Prozent aller Wege innerhalb der Stadt werden bereits zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Nahverkehr realisiert. Doch angesichts der hohen Pendlerquote und der erwarteten Bevölkerungszunahme von 25.000 neuen Einwohnern bis 2035 brauche die Stadt einen Betriebshof mit höheren Kapazitäten. Schließlich könne der Betriebshof nicht einmal das derzeitige Netz abdecken. Daher hat die Stadtverwaltung mehrere Gutachten in Auftrag gegeben, die zwölf Standorte unter unterschiedlichen Aspekten beleuchtet haben – am Ende blieben die beiden Möglichkeiten, über die die Heidelberger am 21. Juli entscheiden. Für die Stadt ist klar: Der Betriebshof muss verlagert werden. Auf dem heutigen Gelände gebe es keine Möglichkeit, die Fläche zu erweitern, um genug Busse und Bahnen unterzubringen.
Darüber hinaus sei „der Betriebshof die größte Hitzeinsel“ in ganz Bergheim“, erklärt Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck. Auf die Fläche sollen stattdessen 140 Wohnungen entstehen, ein zusätzlicher Park würde das Klima im Stadtteil verbessern. Der neue Betriebshof soll zudem stark begrünt werden.
Die Bürgermeister sind sich einig: Unter Aspekten der Nachhaltigkeit sei kein ähnlich gut geeigneter Standort identifizierbar. Und für den technischen Geschäftsführer der RNV, Martin in der Beek, ist klar: „Jeder Standort wird Widerstände hervorrufen.“ Bei der RNV herrscht die Befürchtung, dass die Diskussion noch weitere zehn Jahre dauern könnte – die das Problem noch verschlimmern könnten.
„Der Klimawandel kommt nicht erst in zehn Jahren. Er ist schon da“, erklärt Rainer Zawatzky von der anderen Seite des Podiums. Für die Bürgerinitiative ist es eindeutig: Trotz der offensichtlichen Mängel des Betriebshofs darf „auf keinen Fall eine unversiegelte Fläche bebaut werden.“ Zudem sei der Ochsenkopf keine geeignete Alternative, da die Fläche zu klein sei und der Schnellradweg von der Bahnstadt ins Neuenheimer Feld Konfliktpotenzial beherberge. Platz für eine Werkstatt habe der Ochsenkopf ebenfalls nicht. Als Alternativen schlägt die Bürgerinitiative entweder eine Erweiterung des Betriebshofs vor, oder eine Nutzung des Recyclinghofs oder des Airfields als neuen Standort.
„Oase der Artenvielfalt“
Aus ökologischer Sicht sei eine Bebauung ebenfalls ein großes Problem. Denn mit mehr als 200 verschiedenen Arten und über 100 Bäumen sei die Fläche nicht nur eine „Oase der Artenvielfalt“, sondern gehöre laut einem Klimagutachten von 2015 zu den wenigen Flächen, die nicht bebaut werden sollten – weil der Neckartäler (Heidelberger Talwind) hier nachts für Kaltluft sorgt. „Wir wollen unseren Enkeln eine erträgliche Zukunft hinterlassen“, erklärt auch Karin Weber von der Bürgerinitiative. Heidelberg gehöre mit Freiburg zu den wärmsten Städten Deutschlands. Eine Bebauung der Wiese würde die Stadt anheizen.
Zudem widerspreche der Plan, einen Teil der Wohnungen als Eigentumswohnungen anzubieten, dem Beschluss des Gemeinderats.
Bürgerentscheid
- Am 21. Juli sollen die Heidelberger Bürger über folgende Frage abstimmen: „Sind Sie dafür, dass auf den gegenwärtig als Grünflächen genutzten Bereichen des Großen Ochsenkopfes kein rnv-Betriebshof gebaut wird?“
- Ein „Ja“ bedeutet eine Stimme gegen die Verlagerung des Betriebshofs, ein „Nein“ eine Stimme für die Verlagerung.
- Im Kern des Streits geht es um das Klima in der Innenstadt und Artenschutz.
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