Eine Bühnenlegende soll sie sein. Mehr als "Bella Block" (ZDF) und - eine Diva. Hannelore Hoger eilt ein Ruf voraus. "Also ich kann jetzt nicht mehr lachen", sagt sie nach der Belagerung durch die Pressefotografen in der prallen Sonne und rettet sich zum Interview in den kühlen Schatten. Ihre Lippen formen ein Lächeln.
Ein Fernsehreporter stellt sich langsam und ehrfürchtig der 72-jährigen Grande Dame der deutschen Theaterbühnen vor, worauf diese irritiert antwortet: "Aber - wir kennen uns doch." Wie es sei, bei heißem Wetter zu drehen? "Man muss die Ruhe bewahren." Da es im Drehbuch um ein Hotel ginge: Wie finde sie Hotels? "Das kommt auf das Hotel an." In manchen Szenen würde heftig gestritten, ob das gut sei? "Das kommt auf die Szene an." So sind die meisten ihrer Antworten: trocken, intelligent und vielsagend, obwohl Hoger inhaltlich nicht viel preisgibt.
"Nicht immer Bella Block spielen"
An ihrer Rolle Hermine Kramer gefällt Hoger, dass sie ihr Hotel von Grund auf mühsam aufgebaut hat. Und außerdem: "Ich kann ja nicht immer die Bella Block spielen." Als Schauspielerin brauche man Abwechslung. Dazu die "malerische Kulisse": Der Drehort ist die Außenanlage einer Villa an der Uferstraße neben der Alten Brücke. Blick auf das Schloss, die Altstadt und den hauseigenen Garten mit Brunnen, Steinstatuen und Rosen. Ein romantischeres Ambiente ist in Deutschland wohl kaum zu finden.
Das sei bewusst gewählt, betont Regisseur Michael Rowitz. "Wenn es schon so schräg wird, dann ein schönes Setting", erklärt Rowitz. Die Geschichte von "Hotel Heidelberg" sei lustig, aber auch ernst und emotional. Er will sie nicht in ein Genre pressen, weder Drama noch Komödie. Er schätze die bissigeren Töne, "gentle british irony" (etwa: "die sanfte/vornehme britische Ironie").
Das Haus - gewissermaßen das "Hotel Heidelberg" - sei ein privates Gebäude. "Wir sind am Neckar entlanggelaufen und haben nach Drehorten Ausschau gehalten", berichtet der Regisseur. Als er die Villa gesehen habe, sei ihm klar gewesen, dass er hier drehen möchte. Wie es der Zufall so wollte, gehört das Anwesen einem Freund des berühmten Filmproduzenten Nico Hofmann. So kannte der Hausbesitzer die Arbeit am Set und erteilte dem Team schnell die Dreherlaubnis.
Bis Freitag wird noch in Heidelberg gedreht, dann geht es weiter nach Köln. "Wir brauchen einen Spielclub, in dem nachts gezockt wird. So etwas gibt es in Heidelberg nicht", begründet Rowitz den Drehortwechsel. Auf die Frage, ob das Team für eine dritte Folge wiederkommt, kann Rowitz nicht antworten. Das müssten die Einschaltquoten bei der Ausstrahlung im kommenden Frühjahr zeigen. "Der Sender muss auch sein Geld verdienen", gibt sich der Regisseur verständnisvoll und zuckt mit den Achseln.
Tscharre schaut sich die Stadt an
Ulrike C. Tscharre, in den Filmen die Tochter der Hermine Kramer (Hannelore Hoger), nutzt die Feierabende schon mal, um sich Heidelberg anzuschauen. "Hier muss es einem gefallen", sagt sie. Vor vielen Jahren, als sie vor ihrer Schauspielausbildung Literatur studierte, sei sie schon einmal da gewesen. "Ich habe hier mein Latinum gemacht. Und das erfolgreich", berichtet die Darstellerin nicht ohne Stolz. "Ich habe vier Wochen lang nur gelernt, kannte nur den Weg zum Wohnheim." Damals habe sie also nicht viel gesehen. Das hole sie jetzt nach.
An ihrer Rolle reizt Tscharre der Elternkonflikt: "Das finde ich immer sehr spannend." Und den hat die von Tscharre gemimte Annette Kramer gleich in zwei Richtungen: mit dem pubertierenden Sohn (David Nolden) und mit der sturen Mutter, von der sie das Hotel übernommen hat. Ob sich Annette gegenüber ihrer Mutter, und Schauspielerin Tscharre gegenüber Hoger, behaupten kann, wird die Ausstrahlung zeigen.
Dreharbeiten zu "Hotel Heidelberg"
Die ARD dreht zurzeit die zwei ersten Teile der neuen Reihe "Hotel Heidelberg" in der Stadt am Neckar.
Unter anderem spielen Hannelore Hoger, Ulrike C. Tscharre, Reiner Schöne und Christoph Maria Herbst mit.
Regisseur Michael Rowitz will sich nicht auf ein Genre festlegen, sondern spricht von lustigen sowie emotionalen, ernsteren Momenten.
Die Filme sollen jeweils etwa 90 Minuten lang sein.
Sie werden voraussichtlich im Frühjahr 2016 an noch nicht festgelegten Tagen um 20.15 Uhr in der ARD ausgestrahlt.
Insgesamt ist das Team vom 15. Juni bis 3. Juli in Heidelberg vor Ort, also drei Wochen lang.
Es wird auch an den Neckarwiesen, am Philosophenweg, auf der Alten Brücke und im Schloss gefilmt.
Im Juli und August soll in Köln und Umgebung weitergedreht werden.
Ob die Reihe weitere Teile bekommt, soll die Zuschauerresonanz bei Ausstrahlung zeigen.
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