Kunstprojekt - "Festival für urbane Kunst" startet am Freitag / Häuserwände in der ganzen Stadt werden umgestaltet

Stadt wird zur offenen Galerie

Von 
Benjamin Jungbluth
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Das ehemalige Hotel Metropol bei der alten Feuerwache dient als "Leinwand" für Adrian Falkner alias Smash 137 (rechts oben). Der Künstler aus Basel gestaltet eine der insgesamt acht Fassaden in der Stadt.

© Rothe (2) / Thouw

Ab Freitag wird Heidelberg zu einer öffentlichen Kunst-Galerie. Bis 2. Oktober werden einen knappen Monat lang Künstler großformatig Hauswände in sechs Stadtteilen bemalen, Stromkästen und Litfaßsäulen aufhübschen und würfelförmige Leinwände mitten in der Stadt aufstellen. Dabei unterscheidet sich das erste "Festival für urbane Kunst - Metropolink" von ähnlichen öffentlichen Kunstprojekten in der Region, wie beispielsweise der Plakatkunst von "Mut zur Wut" in Heidelberg oder der Fassadengestaltung von "Stadt.Wand.Kunst" in Mannheim. Denn das neue Festival soll mit Workshops für Kinder, Vernissagen und einem Symposium das Thema längerfristig bei den Bürgern bekannt machen, hoffen zumindest die Initiatoren.

"Leute sollen stehenbleiben"

Pascal Baumgärtner, ehemaliges Mitglied des Gemeinderats, Gründer der hippen Kunstgalerie "WOW By willibender" und gut vernetzt in der örtlichen Kreativwirtschaft, ist einer der Verantwortlichen. "Wir wollen eine Diskussion in der Stadt anzetteln. Die Leute sollen an den Wänden vorbeikommen und merken, dass sich da etwas tut", erklärt er die Idee des Festivals. "Sie sollen stehenbleiben und sich das einfach anschauen."

Um reine Stadtverschönerung geht es den Künstlern aber nicht. Neben unschönen grauen Wänden wie an der Rückseite des Betriebshofs sind auch ein denkmalgeschütztes Haus am Römerkreis und das architektonisch interessante ehemalige Hotel Metropol die "Leinwand" für die Künstler. Für mindestens ein Jahr sollen die Wände bemalt oder besprayt bleiben, das Hotel an der alten Feuerwache behält seinen neuen Wandschmuck gar für mindestens fünf Jahre.

"Wir haben viel Unterstützung von der Stadt und den Firmen erhalten", zeigt sich Baumgärtner zufrieden. "Nur beim denkmalgeschützten Haus neben dem Szene-Café P11 am Römerkreis mussten wir natürlich eng mit den Behörden zusammenarbeiten." Hier wollten die Denkmalschützer auch konkrete Entwürfe sehen, bevor die Künstler die Genehmigung erhielten. Bei den anderen Fassaden wollen die Initiatoren des Festivals den Kunstschaffenden möglichst keine Vorgaben machen - sie sollen ihren eigenen Stil kreativ umsetzen.

Hebebühne und Graffiti

Das Anfang der 1960er-Jahre errichtete Hotel Metropol ist dabei momentan die Spielwiese des aus Basel stammenden Graffiti-Künstlers Smash 137, bürgerlich Adrian Falkner. Mit einer Hebebühne arbeitet Falkner bereits seit Montag an dem achtstöckigen Haus. "Das Besondere ist hier die abwechslungsreiche Fassade", sagt er. "Das runde Treppenhaus und die markanten Erker machen die Arbeit spannend. Das ist keine einfache platte Wand, sondern hat Struktur." Bis morgen Abend muss er fertig sein, denn mit seiner Vernissage um 18 Uhr eröffnet das Festival offiziell.

Am Samstag, 12. September, folgt um 18 Uhr direkt gegenüber in der Galerie "WOW By willibender" das Symposium mit Kunst-Ministerin Theresia Bauer und allerlei Kreativwirtschafts-Prominenz aus der Region. Neben den einzelnen Vernissagen (siehe Grafik) sind die Würfelwände und Stromkästen über die ganze Stadt verstreut und werden während der kommenden Wochen gestaltet. Die Workshops für Kinder finden in Kooperation mit dem Waldkindergarten und dem Jugendzentrum auf dem Emmertsgrund statt und sind nicht öffentlich.

Die Stadtverwaltung weist übrigens in ihrer Pressemitteilung explizit darauf hin, dass "der Verkehrsfluss durch das Festival und die damit verbundenen Arbeiten an den Hauswänden nicht beeinträchtigt" wird. Wenn es nach Pascal Baumgärtner und seinen Künstlern geht, müssen sich die Heidelberger Autofahrer aber vielleicht bald auf staunend-stehenbleibende Fußgänger im Stadtgebiet einstellen.

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