"Uns läuft die Zeit weg." Für Abraham de Wolf, Vorsitzender des Vereins "Bürger für Heidelberg", muss sich die Stadt viel aktiver und konkreter mit der Konversion der US-Armee-Flächen befassen. Bei einer Infoveranstaltung des Vereins im Gemeindesaal der Markusgemeinde in der Südstadt machte er deutlich: "Wenn sich die Stadt weiter so zurückhält, wird alles von der BImA an die Höchstbietenden verkauft."
An diese Institution - BImA steht für Bundesanstalt für Immobilienaufgaben - fallen die Flächen, sobald die US-Armee sie verlassen hat. Schon jetzt würden die Flächen angepriesen. Der Vereinsvorsitzende hat sich eingehend mit dem Baurecht beschäftigt und sagt: "Investoren hätten viel Freiheit. Sie könnten Schulen und Sporthallen abreißen und da hinstellen, was sie wollen."
Der Verein legt nun seinen Gegenvorschlag vor: Die Stadt soll eine städtebauliche Entwicklungsmaßnahme beantragen. Das heißt: Sie weist nach, dass es zum Wohl der Allgemeinheit erforderlich ist, dass sie die Flächen erwirbt. Beispielsweise weil ein erhöhter Bedarf an Wohn- und Arbeitsstätten besteht.
Dann kann sie die Flächen von der BImA zu einem Preis unter dem Marktwert kaufen. "Aber das bedarf einer sorgfältigen Begründung", betont de Wolf. Und es müsse unverzüglich ein Bebauungsplan aufgestellt werden. Das dauere zweieinhalb Jahre, so der Vorsitzende, und erst jetzt seien erste Voruntersuchungen in Auftrag gegeben worden. Die Stadtspitze hatte kürzlich erklärt, dass man über das Instrument "städtebauliche Entwicklungsmaßnahme" nachdenke. Die "Bürger für Heidelberg" haben bereits ein Konzept entwickelt, was auf den Flächen passieren soll: Danach sollen die Patton Barracks zur Kultur-Kaserne werden - mit Ateliers für Künstler und günstige Büros für Startups, einem Musikhaus, Künstler-Werkstätten und Ausstellungsräumen. Die Campbell Baracks sollen zum Technologiepark werden, Offiziers-Casino und Paradeplatz zum öffentlichen Park. Das Krankenhaus wird zum Studentenwohnheim und das Patrick Henry Village zur Gartenstadt mit neuen Gärten, einem Kleingartengebiet und Grundstücken für neue Häuser. Im Mark Twain Village sollen die bestehenden Wohnungen an Familien vermietet und zusätzliche Mehrfamilienhäuser gebaut werden.
So eine Nachverdichtung schmeckt allerdings nicht allen. Die vielen Südstädter bei der Veranstaltung haben andere Wünsche. So argumentiert einer von ihnen, es mangele an Grünflächen und freien Plätzen: "Warum macht man da nicht einen großen Park hin und wertet den Stadtteil auf?"
Am besten sollte sich gleich eine Bürgergruppe gründen - das stellt sich zumindest Christoph Nestor vom Mieterverein vor. "Wir brauchen einen Wohnfrühling", so Nestor. "Die Leute sollen sagen: Da will ich mich drum kümmern." Auch er kritisiert, dass die Stadt in den vergangenen Jahren nicht an dem Thema gearbeitet habe, der Bedarf an Wohnraum noch gar nicht untersucht worden sei. Eine Studie hat lediglich Wünsche erfasst, mit dem Ergebnis: Neuenheim ist der beliebteste Stadtteil. "Aber dann müssten wir die Schlussfolgerung ziehen, dass wir 5000 Wohnungen in Neuenheim bauen", stellt Nestor fest.
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