Auktion - Zoo versteigert Kunstwerke, die von Tieren gemalt wurden / Erlös für Löwengehege

Spaßige Bieterschlacht um ungewöhnliche Gemälde

Lesedauer: 

"Rotes Herz" von Orang-Utan-Dame Ujian ging für 240 Euro weg - gehalten wird es hier nicht von der Künstlerin, sondern von einem Verwandten aus Plüsch.

© dpa

400 Euro sind ihr Limit. "Ich will unbedingt eines der Bilder haben. Wenn ich es nicht wüsste, könnten die Werke auch von richtigen Künstlern sein", sagt eine 56-jährige Rentnerin. Gestern ist sie mit drei Freundinnen zu einer außergewöhnlichen Auktion in den Heidelberger Zoo gekommen. 16 tierische Bilder von Affen und Elefanten sind dort unter den Hammer gekommen. Denn Zoodirektor Klaus Wünnemann braucht dringend Geld: "Wir wollen das Löwengehege erweitern", erklärt er. Deshalb hat er einigen seiner Tiere Pinsel und Farben in die Pfote oder den Rüssel gedrückt und sie eigene Kunstwerke malen lassen.

Mitarbeiter des Zoos haben für die Auktion rote Bieterkarten ausgeteilt. Wer ein Bild ersteigert, bekommt sein Kunstwerk mit Echtheitszertifikat. Gemalt haben die Künstler alle freiwillig, betont Wünnemann. Allerdings seien die Tiere für ihre Arbeit entlohnt worden. So erhielten zum Beispiel die Affen für ein abgegebenes Bild bis zu drei wohlschmeckende Walnüsse.

"Wir wissen nicht, ob die Aquarelle ein wirklicher kreativer Ausdruck sind", sagt der Zoodirektor. "Es hat den Tieren aber sehr viel Spaß gemacht. Hineininterpretieren können wir Menschen nun in die Kunst, was wir wollen."

Das erste Bild heißt "Guten Morgen" und wurde von Elefantenbulle Thai (8) gemalt. Er wiegt 2,3 Tonnen und hat mit seinem Rüssel vor allem rote Striche auf die Leinwand gebracht und sie dann um schwarze Tupfer ergänzt. "Die grafische Qualität und strenge Sachlichkeit des Künstlers sind beeindruckend. Das Bild würde sehr gut in eine Anwaltskanzlei passen", sagt Auktionator Wünnemann unter dem Gelächter der Besucher. Das Anfangsgebot liegt bei 50 Euro. Mit viel Applaus bringt das Bild schließlich 115 Euro.

Begabter Elefant

Danach gibt es einige Bieterschlachten um sehenswerte Exponate, die in jeder Ausstellung für abstrakte Kunst gezeigt werden könnten. Plötzlich gibt es einen lauten Siegesschrei der kunstliebhabenden 56-jährigen Rentnerin. Sie hat das Bild "Rotes Herz" der Orang-Utan-Dame Ujian erstanden. 240 Euro zahlt sie nach einem hartem Bieterkampf. Das Kunstwerk soll nun das Schlafzimmer der Frau schmücken. Genauso glücklich zeigt sich die achtjährige Schülerin Lena. Sie hat für 95 Euro das schwarz-blau-rote Tupf-Bild "Chinesisches Zeichen" des Schimpansen Henry erstanden.

Der Picasso unter den Tieren ist übrigens Tarak, ein sieben Jahre alter asiatischer Elefantenbulle. Sein grünstichiges "Ballspiel der Zootiere" hat bei der Auktion den Rekorderlös von 260 Euro erzielt. Für den Zoo hat sich die Aktion jedenfalls gelohnt - der Gesamterlös muss aber noch ausgerechnet werden. lsw

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen