Bad Dürkheim. „Ja-Wort“ und Segen auf dem Riesenrad, auf Holzbänken unterm Zeltdach oder in der Kapelle auf dem Weinberg: Insgesamt 82 Paare haben am Samstag bei einer Trau- und Segnungsaktion der Evangelischen Kirche der Pfalz auf dem Wurstmarkt in Bad Dürkheim mitgemacht. „Es war so bewegend“, sagte Pfarrerin Diemut Meyer, die Leiterin des landeskirchlichen „Segensbüros Blessed“, am Sonntag. „Es kamen Paare allen Alters, manche in Weiß mit Blumenstrauß, allen waren schick.“
An insgesamt sechs Orten auf dem Volksfest konnten sich die Paare am Samstag zwischen elf und 22 Uhr den kirchlichen Segen holen oder sich trauen lassen: in den Schubkarchständen Nr. 1, 11 und 24, im Weindorf, auf dem Riesenrad und auf dem Michelsberg in der Michaeliskapelle. 31 Paare ließen sich dort trauen, 51 holten sich den Segen ab. Die Trauaktion sei für die Paare kein bloßer Event gewesen, so Meyer. „Sie wollten sich den kirchlichen und göttlichen Segen für ihre Partnerschaft holen.“ Teilgenommen hätten Paare im Alter von 25 bis 80 Jahren, manche seien frisch verliebt gewesen, andere seit 50 Jahren miteinander verheiratet, erklärte Meyer.
Live-Musik und ein Glas Sekt zu den Trauungen und Segnungen
Als die ersten Paare nach 25 Minuten aus den Gondeln des Riesenrads stiegen, brach Jubel unter den Angehörigen aus, weiße Ballons flogen in den Himmel, Konfettikanonen schossen Papierschmetterlinge in die Luft und der 1. Frankenthaler Männerchor stimmte ein Lied an. Maite Darroman hatte ein großes Lebkuchenherz aus Pappe für „ihr Paar Gabi und Willi“ gebastelt und schwenkte es in der Luft: „Es ist so schön, die Liebe an jeder Ecke zu sehen und zu spüren“, sagte sie. „Das ist eine tolle Aktion, die Kirche muss raus, mitten rein in die Gesellschaft.“
Sissi und Helmut Kösling sind auf den Tag genau „40 Jahre, vier Monate und vier Tage“ verheiratet. Der Impuls, noch einmal „Ja“ zueinander zu sagen, ging von ihm aus. „Und es war so schön“, erzählte sie – „in dieser Gondel, das war so intim und privat, ein Moment nur für uns, und das ganz nah am Himmel.“ Ihr Mann ergänzte: „Es ist wirklich ein ganz besonderer Tag für uns.“
Den hatten auch Selina Gerber und Alexandra Schindler: Die beiden planen ihre Hochzeit für das Jahr 2026 und wollten nun mit einer Segnung in diese Zeit starten. „Wir haben uns während Corona online kennengelernt und schnell gemerkt, dass wir die gleichen Werte teilen, wir sind sehr familienverbunden“, erzählte die 32-jährige Gerber. So trugen beide an ihrem großen Tag die Winzerkittel vom Gerbers Opa.
Jasmin und Christian Gessner hingegen fühlen sich in der Gothic-Szene wohl und kamen zu ihrer Trauung stilecht ganz in Schwarz. „Wir haben ein schwieriges Jahr hinter uns“, erzählte Jasmin Gessner, „da haben wir uns gedacht, ein bisschen Unterstützung aus dem obersten Stock kann nicht schaden, oder?“ Ihr Mann lachte zustimmend.
„Man merkt, wie wichtig es den Menschen ist, noch einmal inne zu halten und über ihre Liebe und ihr Leben nachzudenken. Die Trauungen waren bewegend und es war berührend zu sehen, was für ein Zauber auf den Gesichtern der Menschen liegt“, sagte Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst, die auch selbst im Einsatz war. Insgesamt trauten und segneten am Samstag 22 Pfarrer und Pfarrerinnen die Paare. Ein Zeitfenster von rund 20 Minuten waren für die Segnungen und Trauungen vorgesehen, zu denen es unter anderem auch Live-Musik und ein Glas Sekt gab.
Ob die Kirche auch im kommenden Jahr auf dem Wurstmarkt wieder mit dem Trauangebot präsent sein wird, sei noch unklar, sagt Pfarrerin Meyer, die das letzte Paar aus Mutterstadt in der Michaeliskapelle auf dem Weinberg selbst traute. „Wir haben jede Menge Anfragen dafür bekommen.“ epd/her
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heidelberg_artikel,-heidelberg-so-viele-paare-liessen-sich-auf-dem-duerkheimer-wurstmarkt-trauen-_arid,2243136.html