Kulturelle Denkmäler

Schlösser und Gärten kämpfen gegen den Klimawandel

Es sei „eine dramatische Situation“. An verschiedenen Fronten kämpfen Monumente wie Schlösser und historische Gartenanlagen gegen den Klimawandel an. Dabei sind sie Opfer und Täter zugleich

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Kai Plösser
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Auch der Schlossgarten in Schwetzingen leidet unter dem Klimawandel. © Katja Bauroth

Der Klimawandel macht vor fast nichts halt. So setzt er auch Denkmälern wie Schlössern, Burgen, Klöstern und Gärten zu. „Der Klimawandel ist für uns das zentrale Thema in den nächsten Jahrzehnten. Wir haben die Verantwortung, zu agieren“, sagt Michael Hörrmann, Vorsitzender des Vereins Schlösser und Gärten Deutschland, bei einem Pressetermin im Heidelberger Schloss. Auf einer Tagung am Mittwoch und Donnerstag will der Verein Ideen und Maßnahmen gegen die Auswirkungen des Klimawandels sammeln und diskutieren. Dabei geht es um Energieeffizienz, Energiegewinnung und einen nachhaltigen und ökologischen Tourismus.

Große Sorgen bei Altbäumen

„Das kulturelle Erbe ist ein großer Schatz“, hebt Hörrmann hervor. Diesen gelte es, zu erhalten. Dabei kämpft der Verein an verschiedenen Fronten. Vor allem die Gärten leiden unter den extremen Wetterereignissen wie Sturm, Starkregen sowie Hitze und Trockenheit. Ein Beispiel dafür ist der Schwetzinger Schlossgarten, der für den Verein aufgrund der dortigen Situation ein Recherche- und Forschungsstandort ist, so Hörrmann.

"Bundesweit dramatische Situation"

Nicht nur in Schwetzingen ist die Pflanzen- und Tierwelt der Gartenanlagen mit dem Klimawandel konfrontiert. „Wir haben im Moment bundesweit eine dramatische Situation für die Gärten. Die großen Altbäume machen uns besonders Sorgen“, betont Jens Spanjer, Landschaftsarchitekt und Vorsitzender der Stiftung Schloss Dyck in Jüchen bei Düsseldorf. Ob Ahorn, Buche oder Rosskastanie: „Sie leiden alle extrem.“ Dabei gehe es nicht nur um Sturmschäden oder das Vertrocknen der Pflanzen. „Die Bäume sind auch anfälliger für Krankheiten“, erläutert Spanjer.

Trotz der drohenden Zerstörung der Gärten durch den Klimawandel habe Hörmann Hoffnung, dass diese mit den richtigen Maßnahmen erhalten bleiben. Möglich sei das jedoch nur mit den nötigen finanziellen Mitteln. Den Mitgliedern des Vereins sei es immerhin gelungen, insgesamt 30 Millionen Euro Fördergelder aus dem Bundesprogramm „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“ zu generieren, merkt Spanjer an. Zudem werde zusammen an einem Parkschadensbericht gearbeitet. Auf dessen Grundlage sollen Maßnahmen folgen.

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Neben den Gärten leidet auch die Bausubstanz der Schlösser und Burgen. Bei Starkregen versickert das Wasser im Mauerwerk und sprengt die Steine, erklärt Anja Hoppe, Direktorin der Burg Hohenzollern. Doch auch eine Wasserknappheit bereite Probleme. Zum Beispiel auf den Toiletten der Burg, wo auch mal mit einer Gießkanne gespült werden müsse.

Doch die Denkmäler sind nicht nur betroffen vom Klimawandel, sie tragen auch dazu bei. „Hier werden wir von Opfern zu Tätern. Durch den Tourismus sind wir mitverantwortlich für CO2-Ausstoß“, gibt Hörrmann zu und verweist darauf, dass die Denkmäler „kulturtouristisch die wichtigsten Anbieter sind.“ So seien die vielen Besucherinnen und Besucher Chance und Herausforderung zugleich. Zum einen bringen sie das Geld mit, das in Maßnahmen für den Klimaschutz investiert werden kann. Zum anderen kommen die Gäste jedoch oft von weit her, um die Monumente zu bestaunen.

„Wir werden umdenken müssen“

Die Denkmäler wollen deswegen an einer CO2-ärmeren An- und Abreise der Besucherinnen arbeiten. Hörrmann spricht von ersten Lösungsansätzen und hat dabei beispielsweise den ÖPNV und in Zusammenhang damit reduzierte Eintrittspreise im Blick. Auch an ein kostenpflichtiges virtuelles Format werde gedacht, damit die Monumente von zuhause aus besucht werden können. „Wir basteln an Möglichkeiten“, so Hörmann. Noch gebe es in Sachen nachhaltiger Tourismus aber „keine überzeugende Antwort“.

„Wir brauchen intelligente und individuelle Lösungen“, fordert Hörrmann. „Wir können dem Klimawandel nur entgegentreten, wenn wir auf regenerative Energien umstellen. Wir werden umdenken müssen“, macht er deutlich. Dazu müssten die Schlösser und Gärten ihren Teil beitragen. Denkmäler in Privatbesitz würden das teilweise schon angehen. Durch den Ertrag aus Photovoltaik- oder Windkraftanlagen könnten die Monumente erhalten bleiben, glaubt Hörrmann. Spanjer ergänzt: „Wir müssen Maßnahmen finden und das werden wir auch.“

Schlösser und Gärten Deutschland e.V.

  • Er versteht sich als Zusammenschluss von Schlössern, Burgen, Klöster rund Gärten.
  • Ihm gehören rund 365 Monumente mit etwa 18 Millionen Gästen jährlich an.
  • Der Verein Schlösser und Gärten Deutschland ist eine Vereinigung staatlicher und nichtstatlicher Besuchermonumente

Redaktion

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