Heidelberg. Das Organisationsteam ist happy. Denn das Ziel, dem Queer Festival Heidelberg (aals Plattform für Kultur, Kunst und Bildung Sichtbarkeit und Strahlkraft zu verleihen, wurde in den vergangenen drei Wochen erreicht. „Alles ist total gut angenommen worden“, bilanziert Programm-Macher Martin J.V. Müller, „sowohl von der queeren Community als auch von den Allies und der Mehrheitsgesellschaft.“ In der Nacht auf Donnerstag ging die 16. Auflage des Festivals in der Heidelberger Südstadt mit einer rauschenden „Closing Party“ zu Ende.
„All Night Long“ legten Bashka, DJ Aya sowie die regionalen Größen Gianni und Elsa auf. 500 Menschen brachten den ausverkauften Saal im Karlstorbahnhof zum Beben. Ein friedlich-fröhlicher Ausklang, ein Paradebeispiel für die hochenergetische Clubkultur, die alle anspricht, die unabhängig von geschlechtlicher Identität, sexueller Orientierung, Alter oder Herkunft gerne ausgelassen feiern. Die exakten Besucherzahlen liegen noch nicht vor, doch es dürften erneut 10.000 Menschen gewesen sein, die sich an diesem urbanen Großevent begeisterten.
Beim Queer Festival Heidelberg: Ein Programmpunkt fiel ins Wasser
Bis auf den Open Air geplanten Kultfilm „Rocky Horror Picture Show“, der auf dem Marlene-Dietrich-Platz den Regengüssen zum Opfer fiel (Nachholtermin ist am 11. Juni), fanden alle anderen 26 Programmpunkte statt. Dabei durfte die Stadt Heidelberg die fünfjährige Zugehörigkeit zum internationalen Rainbow Cities Netzwerk zelebrieren. Vor allem aber: In schwierigen Zeiten des Rechtsdrucks, der Diskriminierungen und Intoleranzen wurden wichtige Zeichen der Solidarität gesetzt.
„Wir sind froh, dass wir etwa bei der Eröffnungsfeier und beim Konzert von Ebow positiv besetzten politischen Raum hinbekommen haben. Die Gelöstheit und Freude, bei einer guten Sache dabei zu sein, sorgte für schöne, besondere Momente“, sagt Cora Maria Malik, Geschäftsführerin vom Mitveranstalter und Kooperationspartner Karlstorbahnhof.
Neue Formate wie die „Gay Bar“ für GBTQ-Männer hätten auf Anhieb gut funktioniert, gleiches gelte insbesondere für interaktive Profile wie die ausgebuchten Workshops „Femme Vogue“, angeleitet von Stars aus der Ballroom-Szene, oder „Identität (er)finden“, in Zusammenarbeit mit dem Performance Theater Heidelberg. Es entspreche der Mission des Festivals, „neue Impulse in die Stadt zu bringen und die Menschen lokal wie national miteinander zu verbinden“, ergänzt Martin J.V. Müller.
Die städtische Förderung für die bunten Aktivitäten der queeren Community mit dem gemeinnützigen Trägerverein Queer Play liegt jährlich bei 100.000 Euro – inklusive des Festival-Budgets. Mit Sorgenfalten auf der Stirn blickt das Orga-Team aus Profis und Ehrenamtlichen der nächsten Haushaltssitzung des Heidelberger Gemeinderats am 5. Juni entgegen. Denn angesichts knapper kommunaler Finanzen drohen den Bereichen Kultur, Sport und Bildung Kürzungen.
„Die Wolke schwebt über den Köpfen. Du fragst dich natürlich, wie die Haushaltssitzungen ausgehen – und was sie in Zukunft auch für das Queer Festival bedeuten“, sagt Cora Maria Malik, die wie Martin J.V. Müller Gleichstellung, Gemeinwohl und Kooperationen wie mit dem Amt für Chancengleichheit der Stadt, der Universität Heidelberg, PLUS Rhein-Neckar für elementar und bereichernd hält. Das Festival möchte sich seinen Schnittlinien-Charakter bewahren. „Wir werden uns jedes Mal neu erfinden“, verspricht Müller, „es ist für alle Menschen draußen da.“
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heidelberg_artikel,-heidelberg-queer-festival-heidelberg-zieht-positive-bilanz-mit-etwa-10000-menschen-_arid,2307567.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heidelberg.html