Heidelberg. Bis zu 30 Menschen haben eine Podiumsdiskussion zur Rolle der Polizei in der Demokratie in einer Gedenkstätte in Heidelberg gestört. Einer von ihnen wurde in einer anschließenden kurzen Auseinandersetzung mit der Polizei leicht verletzt, wie ein Polizeisprecher Donnerstagabend mitteilte. Auch ein Polizeibeamter verletzte sich, hieß es auf Anfrage am Freitagmittag. Beide Verletzungen seien auf den Einsatz von Pfefferspray zurückzuführen, so der Sprecher. Wiederholt hätten die Störer bei der Veranstaltung in der Friedrich-Ebert-Gedenkstätte am Donnerstag dazwischengerufen und das Gebäude zunächst nicht verlassen wollen.
Die Polizei ordnet die Störer dem politisch linkem Spektrum zu, sagte der Sprecher weiter. Im Internet würden sich mehrere Gruppen dazu bekennen. Verifizierbar sei das bisher jedoch nicht. Nach eigenen Angaben gehört auch die Gruppe "Heidelberg.aktiv" dazu, wie die Gruppierung in einer Pressemitteilung schrieb.
Verdacht des Hausfriedensbruchs
Polizisten nahmen wegen des Verdachts des Hausfriedensbruchs die Personalien der Störer auf. Dabei kam es den Angaben nach zu der Auseinandersetzung. Weitere Details waren zunächst unklar. Die Podiumsdiskussion habe anlässlich der Sonderausstellung "Freunde - Helfer - Straßenkämpfer. Die Polizei in der Weimarer Republik" stattgefunden.
Die Gedenkstätte schrieb in einer Stellungnahme auf ihrer Internetseite, die Rolle der Polizei in der Demokratie sei offenkundig ein hoch emotionales Thema. "Sehr bedauerlich ist hingegen, dass keinerlei Bereitschaft bestand, in einen Dialog zu treten und stattdessen versucht wurde, die Veranstaltung durch das Verlesen von Parolen und Sprechchöre zu sprengen."
Bernd Braun, Geschäftsführer der Gedenkstätte, zufolge hinterließen die Aktivisten im Gästebuch der Gedenkstätte den Eintrag: "Bullen töten!" Die vorwiegend jungen Leute - sie befanden sich unter den Zuhörern und machten etwa die Hälfte aus - hätten unter anderem "Polizisten sind Mörder" gerufen und auf einen Polizeieinsatz vom 2. Mai vergangenen Jahres in Mannheim verwiesen, bei dem ein Mann zusammengebrochen war und infolge des Einsatzes verstarb.
Demo zum Polizeieinsatz n Mannheim
Mit den Hinterbliebenen solidarisierten sich viele Menschen. Die Initiative "2. Mai Mannheim" will am Dienstag mit einer Demo an das Geschehen erinnern. Sie will auch ein Zeichen setzen, damit psychisch erkrankte Menschen nicht durch Polizeigewalt sterben.
"Kritik an Bullen wird mit Polizeigewalt beantwortet", schrieb die "Antifaschistische Initiative Heidelberg" am Freitag auf ihrer Facebook-Seite. "In Anbetracht der Tatsache, dass die Veranstaltung kurz vor dem ersten Jahrestag der Ermordung von A. P. durch Mannheimer Bullen stattfinden sollte, hielten es einige Menschen für angebracht, ihre Kritik an der Polizei in die Podiumsdiskussion, zu der mehrere hochrangige Polizeifunktionäre des Mannheimer Präsidiums eingeladen waren, einzubringen", hieß es dort weiter.
Aus Sicht der Initiative setzt sich die Wanderausstellung unkritisch mit der Rolle der Polizei in der Weimarer Republik auseinander.
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