Seine Stimme und seine Einschätzung werden vielen Menschen in der Pfalz fehlen: Völlig überraschend ist am Samstag Roland Paul nach einem seiner viel besuchten Vorträge im Alter von 72 Jahren verstorben. Der Mann war ein Lexikon, wenn es um die volkskundlichen Belange der Pfalz ging. Als Donald Trump sich in den USA anschickte, Präsident zu werden, da wurde Roland Paul erneut zum allseits gefragten Mann. Er kannte sich mit der Familiengeschichte Trumps aus, denn die Großeltern des 45. US-Präsidenten stammten aus Kallstadt bei Bad Dürkheim.
In der Zeitschrift „Pfälzer Heimat“ erzählte der Volkskundler im Jahr 2016 anhand eines Briefwechsels zwischen Trumps Großvater Friedrich und der damaligen Kreisregierung in Speyer eine Geschichte, die sich 1905 abgespielt hatte. Trumps damals wegen des Militärdienstes nach Amerika geflüchteter Opa wollte seinerzeit zurück in die Pfalz. Das wurde ihm aber von der Kreisregierung untersagt. Die große Frage stand also im Raum: Wäre Trump je derjenige geworden, der er ist, wenn sein Opa hätte zurück in die Pfalz einreisen dürfen?
„Mit Roland Paul verliert die Pfalz einen wichtigen Botschafter und Vermittler ihrer Geschichte“, würdigt Bezirkstagsvorsitzender Theo Wieder den langjährigen Mitarbeiter. „Insbesondere seine Erforschung der Wanderungsgeschichte der Pfälzer in Nord- und Südamerika, aber vor allem auch der Verfolgung der jüdischen Bevölkerung während der NS-Zeit waren seine herausragenden Leistungen.“
Auch in seinem Ruhestand war Roland Paul, langjähriger wissenschaftlicher Mitarbeiter und von September 2012 bis 2016 Direktor des Instituts für pfälzische Geschichte und Volkskunde (IPGV) in Kaiserslautern, für den Bezirksverband Pfalz tätig. So leitete er zusammen Bernhard Gerlach ehrenamtlich die letzten sechs Jahre die Arbeitsstelle „Geschichte der Juden in der Pfalz“ als Abteilung des IPGV.
Roland Paul wurde 1951 in Landstuhl geboren. Nach dem Abitur in Kaiserslautern studierte er in Lan-dau und legte 1975 die erste Staatsprüfung für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen ab; die zweite Staatsprüfung folgte drei Jahre später. Es schloss sich ein berufsbegleitendes Studium der Geschichte und Volkskunde in Mainz an. 1978 wechselte er zum Bezirksverband Pfalz.
Sein Engagement wurde unter anderem gewürdigt mit der Goldenen Zeile des Deutschen Journalistenverbands, Bezirk Pfalz, der Hermann-Sinsheimer-Plakette der Stadt Freinsheim und der Friedenstaube für die Aufarbeitung der jüdisch-deutschen Geschichte. sal/red
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