Interview: Schwimmstar Franziska van Almsick über Heimatgefühle, soziales Engagement und Paul Plantschnase

"Neuenheim ist jetzt mein neuer Kiez"

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Martin Geiger

Sie zählt zu den prominentesten Bewohnern der Stadt: die frühere Weltklasse-Schwimmerin Franziska van Almsick. Auch nach dem Ende ihrer Sportler-Karriere ist sie ganz schön aktiv - und hat viel zu erzählen.

Aus welchem Buch müssen Sie Ihrem kleinen Sohn Don Hugo zurzeit am häufigsten vorlesen?

Franziska van Almsick: Im Moment steht er auf Dinosaurier, die findet er ganz niedlich.

Und was hält er von "Paul Plantschnase am Meer", das Sie geschrieben haben?

Almsick: Dafür ist er mit zwei Jahren fast noch ein bisschen zu klein. Er findet es zwar ganz toll, dass die Mami da auf dem Titel abgebildet ist. Aber in anderen Büchern Bilder angucken und Sachen aufklappen ist im Moment einfach besser. Ich hoffe, das ändert sich noch (lacht).

In Ihrem Buch lernt ein Junge von einem Seestern und einer Krabbe das Schwimmen. Warum haben Sie sich dieses Thema ausgesucht?

Almsick: Es liegt mir einfach am Herzen, und es ist etwas, womit ich mich auskenne. Ich habe die Idee schon seit fünf, sechs Jahren gehabt und glaube, dass die Umsetzung ganz gut gelungen ist. Das motiviert mich.

Und wozu?

Almsick: Die Abenteuer von Paul weiter gehenzulassen. Deshalb sitze ich gerade an meinem zweiten Kinderbuch, um die Geschichte fortzusetzen. Genaueres kann ich noch nicht verraten, aber bis Ende des Jahres will ich damit fertig sein.

Viele Kinder können wie Paul zunächst nicht schwimmen, deshalb haben Sie vor gut einem Jahr das Projekt "Heidelberger Kids auf Schwimmkurs" gestartet. Was passiert da genau?

Almsick: Wir fördern den Schwimmunterricht in 18 Grundschulen, indem wir die Lehrer fortbilden. Die wenigsten sind sorgfältig ausgebildet. Wir versuchen, sie zu unterstützen. Leider ist es so, dass eine Unterrichtsstunde 45 Minuten hat, und wenn Sie das Duschen und Umziehen abziehen, bleibt nicht mehr viel übrig. Mir liegt es einfach am Herzen, dass sich diese Situation ändert, und jedes Kind sich sicher im Wasser bewegen kann. Jedes Kind, das ertrinkt, ist eines zu viel!

Was muss anders werden?

Almsick: Man braucht mehr Zeit. Schwimmunterricht gehört ans Ende des Schultages, damit die Kinder nicht gestresst sind, sondern spielerisch und mit Spaß eine Schwimmart lernen können: Das ist auch unser Ziel, dass jedes Kind, das die Grundschule verlässt, einen Stil richtig beherrscht.

Ihr Lebensgefährte Jürgen B. Harder hat es sich vor fast vier Jahren zum Ziel gesetzt, Sie zum Umzug von Berlin nach Heidelberg zu bewegen. Wie hat er das geschafft?

Almsick: Das war gar nicht so schwer für ihn. Ich hätte mir das bei anderen Städten wohl länger überlegt. Aber als ich das erste Mal seine Stadt kennen gelernt habe, habe ich mein Herz doppelt verloren.

Und diese Liebe hat angehalten?

Almsick: Ja, wenn ich heute von meinen ganzen Reisen zurückkomme, sehne ich mich danach, das Ortsschild von Heidelberg zu sehen und zu wissen: Jetzt bist du zu Hause. Heidelberg ist meine Heimat geworden. Hier ist mein Sohn geboren, hier lebt meine Familie, hier lebe ich. Und ich kann mir zurzeit auch gar nicht vorstellen, aus Heidelberg wieder wegzuziehen.

Was gefällt Ihnen so an der Stadt?

Almsick: Natürlich die Landschaft mit den Bergen, das kenne ich so aus Berlin gar nicht. Da gibt es zwar mit der Spree auch einen Fluss, aber der Neckar ist einfach traumhaft schön. Außerdem haben wir in Heidelberg unsere Ruhe, das ist mir ganz wichtig. Ich bin hier nicht die öffentliche Person Franziska van Almsick. Es laufen einem immer die gleichen Leute über den Weg, und die haben sich langsam an mich gewöhnt. Das genieße ich und deshalb tut es so gut, in Heidelberg zu Hause zu sein.

Haben Sie einen Lieblingsplatz?

Almsick: Neuenheim ist so meine Ecke. In der Ladenburger und der Brückenstraße sind ein paar Geschäfte, in denen ich gerne bin. Das ist jetzt mein neuer Kiez.

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