Auszeichnung

Molekularbiologin Edith Heard erhält höchste Auszeichnung der Stadt Heidelberg

Die Professorin und EMBL-Generaldirektorin Edith Heard ist mit der Richard-Benz-Medaille ausgezeichnet worden - für ihre herausragende Verdienste um die Wissenschaft und den Wissenschaftsstandort Heidelberg

Von 
Jasper Rothfels
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Oberbürgermeister Eckart Würzner und Edith Heard im Großen Rathaussaal. © Sabine Arndt

Heidelberg. Für herausragende Verdienste um die Wissenschaft und den Wissenschaftsstandort Heidelberg ist die Generaldirektorin des Europäischen Laboratoriums für Molekularbiologie (EMBL), Professorin Edith Heard, mit der Richard-Benz-Medaille der Stadt ausgezeichnet worden. Oberbürgermeister Prof. Eckart Würzner (parteilos) überreichte der 57 Jahre alten Genetikerin die Medaille, die zu den höchsten Ehrungen der Kommune zählt, am Mittwochabend im Großen Rathaussaal. „Sie, liebe Professorin Heard, leisten mit Ihrer Forschung einen erheblichen Beitrag für unsere Gesellschaft und sind im besten Sinne Botschafterin der Wissensstadt Heidelberg“, sagte er. „Wir alle können von Ihnen lernen.“

Die Britin ist die erste Frau an der Spitze der von 27 Staaten getragenen Forschungseinrichtung, die ihren knapp 900 Mitarbeiter zählenden Hauptsitz in Heidelberg hat und die an der Entschlüsselung des Coronavirus beteiligt war. Heard hat auf dem Gebiet der Krebsforschung promoviert und beschäftigt sich städtischen Angaben zufolge vor allem mit der vorübergehenden Inaktivierung von einem der beiden weiblichen X-Chromosomen.

Während der Entwicklung wird eines dieser Chromosomen „abgeschaltet“, um eine „Gen-Überdosis“ zu vermeiden. Die gebürtige Londonerin und ihr Team konnten den Angaben zufolge zeigen, wie dynamisch der Prozess abläuft. Für ihre Arbeit wurde die verheiratete Mutter zweier erwachsener Kinder mehrfach ausgezeichnet. Heard, die das auf fünf Staaten verteilte EMBL seit 2019 leitet, ist die 18. Trägerin der Medaille, die nach dem Ehrenbürger Richard Benz benannt ist und seit 1976 für Verdienste in Kunst, Kultur und Wissenschaft vergeben wird

„Bahnbrechende Erfindungen“

Heard habe die Auszeichnung „mehr als verdient“, denn sie sei eine „Exponentin der exzellenten Heidelberger Wissenschaftslandschaft“ und schlage in dieser Funktion Brücken von Heidelberg in die Welt, sagte Würzner. Zudem habe sie mit ihrem Team „bahnbrechende Entdeckungen“ gemacht. „Sie erforschen nichts weniger als den Bauplan des Lebens“, so der OB. Heard gebe der Medizin die Hoffnung, „in Zukunft zum Beispiel bestimmte Krebserkrankungen besser behandeln zu können“. Und obwohl ihr Schwerpunkt auf der Erforschung grundlegender Prinzipien der Genregulation liege, befasse sie sich auch mit den Beziehungen zwischen Mensch und Natur. Dabei habe sie den Klimawandel und die Bedrohung der biologischen Vielfalt im Blick. Die Suche nach Lösungen unter anderem für diese Probleme gehört zu einem neuen EMBL-Aufgabenkatalog, den Heard vorgelegt hat.

Würzner würdigte Freundlichkeit und Offenheit der Britin, die sich selbst als „Europäerin durch und durch“ bezeichne. Heard hat auch eine Professur am Collège de France in Paris inne und arbeitet in vielen Gesellschaften und Gremien mit, unter anderem im Science Council der Weltgesundheitsorganisation und im Senat der Max-Planck-Gesellschaft.

„Das EMBL hat Glück, Sie an seiner Spitze zu haben“, so der OB. Sie setze sich für eine intensive internationale Zusammenarbeit ein und unterstütze Forschende, die in ihrer Heimat oder im Exil erschwerte Arbeitsbedingungen hätten. Auch fördere sie mit gezielten Programmen die Bedingungen für Frauen in der Forschung.

Wichtigkeit von Biodiversität

Die Auszeichnung sei „eine große Ehre“, sagte Heard in ihrer Dankesrede. Ihre Forschungen wären nicht möglich gewesen ohne den Einfluss ihrer Mentoren und vieler anderer Wissenschaftler. Die Medaille würdige auch den Beitrag der EMBL-Kollegen. Die große internationale Bedeutung Heidelbergs als Stadt der Wissenschaften sei ihr schon lange vor ihrer EMBL-Zeit bekanntgewesen.

Auf die Frage, welches das drängendste wissenschaftliche Problem sei, das gelöst werden müsste, sagte sie dem Mannheimer Morgen, man müsse sich den Herausforderungen stellen, die der Zusammenbruch der biologischen Vielfalt bringen werde. „Ich glaube nicht, dass die Menschen immer verstehen oder erkennen, dass Ökosysteme nicht mehr funktionieren, wenn die Biodiversität zusammenbricht. Wir werden nicht mehr in der Lage sein zu essen, uns zu kleiden.“ Deshalb müsse man versuchen, sich „mit dem zu befassen, was heute mit unserem Planeten passiert“.

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