Rhein-Neckar. Die Deutschen und ihre Nachbarn aus Österreich und der Schweiz haben im vergangenen Jahr genau 1084 Ufos gesehen und nach ihrer Herkunft gefragt. Dies meldet Hansjürgen Köhler, Betreiber der deutschen Ufo-Meldestelle mit Sitz in Breitenbrunn im Odenwaldkreis.
Das sei ein absoluter Rekordwert, sagt der gebürtige Mannheimer, der nun schon seit 52 Jahren das „Centrale Erforschungs-Netz außergewöhnlicher Himmelsphänomene“ (CENAP) betreibt. Üblicherweise verzeichnen Köhler und seine Kollegen im Schnitt 600 bis 800 Meldungen pro Jahr.
Die meisten Ufo-Phänomene können wissenschaftlich erklärt werden
Allerdings: Auch im vergangenen Jahr hat es absolut keinen Anhaltspunkt darauf gegeben, dass die Erde tatsächlich Besuch von außerirdischen Lebewesen bekommen hat. Die allermeisten rätselhaften Sichtungen am Firmament hätten durch naturwissenschaftliche Phänomene erklärt werden können.
Aber oft meldeten Menschen beim CENAP auch Beobachtungen, ohne das genaue Datum, die Uhrzeit oder die Himmelsrichtung genau bezeichnen zu können. Das sei jedoch Grundvoraussetzung, um Erklärungsansätze finden zu können, sagt Köhler, der mit einem ganzen Netzwerk von Mitstreitern an der Aufklärung forscht. Sogar die Deutsche Flugsicherung (DFS) und die Europäische Weltraumorganisation (ESA) sind in die Arbeit der CENAP eingebunden.
Ufo-Sichtungen: Planeten sorgen für die größte Aufmerksamkeit
Im vergangenen Jahr haben nach Köhlers Erfahrung vor allem Venus und Jupiter für Aufmerksamkeit gesorgt. Die Planeten leuchten – wenn sie denn zu sehen sind – auffallend hell am Sternenhimmel. Auch der Stern Sirius gab manchem Himmelsbeobachter Rätsel auf. Damit verdrängte das Trio diesmal die Starlink-Satelliten auf Platz zwei der Sichtungen. In den vergangenen Jahren hatten nämlich die Raketenstarts für jede Menge Aufsehen gesorgt. Starlink ist ein Netzwerk des Weltraumkonzerns Space X von Elon Musk.
Der exzentrische Unternehmer und aktuelle Berater des designierten US-Präsidenten Donald Trump will mehr als 30 000 Satelliten in den Orbit der Erde schicken. Damit soll weltweit ein superschneller Internetzugang angeboten werden – auch in Ländern, in denen es bislang noch keinen oder sehr überschaubaren Internetzugang gab. Damit ist Starlink der mit Abstand größte Betreiber eines Satelliten-Netzwerks weltweit.
Lichteffekte und Drohnen werden oft für Ufos gehalten
Die Massenstarts von Trägerraketen mit den Satelliten hatte in den vergangenen Jahren für Aufsehen gesorgt, weil sie als Lichtpunkte aufgereiht wie eine Perlenkette über den Himmel schweben. Stand Juli 2024 waren rund 7000 Satelliten auf Umlaufbahnen rund um die Erde unterwegs – Tendenz stark steigend.
Weitere Meldungen, die die Ufo-Meldestelle erreichten, konnten Köhler und seine Kollegen als Ballons, Privat- oder Industriedrohnen, Flugzeuge, Helikopter oder Lichteffekte bei Partyevents identifizieren. Außerirdischen Besuch gab es lediglich durch Meteoriten, Gesteinsbrocken aus dem All, die auf die Erde stürzen und meist beim Eintauchen in die Atmosphäre schnell verglühen. Manche Lichtpunkte auf Fotos und Videos stellten sich als Linsenreflexionen oder unscharf abgebildete Insekten oder Vögel heraus.
Insgesamt hat die Ufo-Meldestelle in den 50 Jahren ihrer Tätigkeit mehr als 11 000 Meldungen registriert. Angeregt zu seiner Tätigkeit als Ufo-Forscher wurde Köhler seinerzeit durch die Apollo-Mondlandung 1969 und die nachfolgenden Besuche der Sternwarte in Schriesheim. Dort waren regelmäßig Anfragen von Bürgern aufgelaufen, die sich rätselhafte Himmelsphänomene hatten erklären lassen.
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