Reformation - Skulptur auf dem Heidelberger Marktplatz macht auf die judenfeindlichen Einstellungen des Reformators aufmerksam

„Luther wäre ein Hassprediger“

Von 
Bernhard Zinke
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Diese Karikatur von Martin Luther auf dem Heidelberger Marktplatz sorgt noch bis heute für Irritation und Denkanstöße bei den Passanten. © Rothe

Heidelberg. Pünktlich zum großen Festakt 500 Jahre nach Luthers Disputation in Heidelberg irritiert eine nackte Figur des Reformators mit geöffnetem Mantel auf dem Heidelberger Marktplatz – unweit der Heiliggeistkirche, wo am Sonntag der Festgottesdienst für den Reformator mit Predigt von Margot Käßmann stattfinden soll. Initiator der Kunstaktion ist David Farago von der Giordano-Bruno Stiftung, nach eigenen Angaben eine Denkfabrik für Humanismus und Aufklärung, die sich am Leitbild des evolutionären Humanismus orientiere.

Mit der rund vier Meter hohen Karikatur will der Augsburger Künstler Farago auf die dunklen Seiten Luthers aufmerksam machen. Schließlich hat der Reformator gegen die Juden gehetzt. „Nach heutigen Maßstäben wäre Luther ein Hassprediger“, sagt Farago. Er habe auch gegen Frauen, Bauern und Behinderte gewettert. Und dass die Reformation Millionen Todesopfer gefordert habe, sei nun wirklich kein Grund zum Feiern.

Auf der Vorderseite des geöffneten Mantels der Luther-Figur prangt ein Zitat des Philosophen Karl Jaspers aus dem Jahr 1962: „Luthers Ratschläge gegen die Juden hat Hitler genau ausgeführt.“ Auf der Rückseite stehen sieben Ratschläge Luthers gegen die Juden wie „Verbrennen ihrer Synagogen“, „Zerstörung ihrer Häuser“, „Zwangsenteignung“ und „Zwangsarbeit“.

Die unbequeme nackte Luther-Figur soll nochmals heute von 11 bis 20 Uhr auf dem Marktplatz zu sehen sein. bjz

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen

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