Heidelberg. Die beiden Mopshunde schauen etwas skeptisch drein, fast schon besorgt. Die Mundwinkel nach unten, die Stirn etwas krausgezogen. Wie man als Mops nun mal so auf das Weltgeschehen blickt. Dabei gibt es für die zwei Vierbeiner eigentlich keinen Grund zur Beunruhigung: Ihr Herrchen, das Kurpfälzische Museum Heidelberg, erfreut sich auch mit seinen nunmehr hundert Lebensjahren bester Gesundheit.
Den runden Geburtstag am 16. Mai will die Institution mit ihren tierischen Maskottchen und allen Interessierten gemeinsam feiern - auch in Zeiten erschwerter Bedingungen. Unter dem Titel „Happy HUNDert!“ lädt das Museumsteam zu einem Online-Festvortrag über Karl Lohmeyer, Kunsthistoriker und erster Direktor des Kurpfälzischen Museums. Bei einem digitalen Apéro soll anschließend ein Blick auf die durchaus bewegte Geschichte des Museums geworfen werden. Eine Geschichte, die schon vor deutlich mehr als hundert Jahren ihren Anfang nahm.
Bereits 1879 legte die Stadt mit dem Kauf der privaten Sammlung des französischen Kunstliebhabers und Wahl-Heidelbergers Charles de Graimberg den Grundstein für das heutige Museum. De Graimberg war 25 Jahre zuvor verstorben und hatte der Nachwelt eine detaillierte Sammlung kulturhistorischer Dokumente und Gegenstände des pfälzischen Fürstenhauses und der Heidelberger Schlossruine hinterlassen.
Archäologische Entdeckungen
Die Ausstellung der Objekte im barocken Stadtpalast unter dem sperrigen Namen „Städtische Kunst- und Altertümersammlung“ wurde alsbald durch archäologische Entdeckungen erweitert. Insbesondere Fundstücke aus der römischen Neckarbrücke ließen den Bestand schnell wachsen. 1921 folgte dann die Umbenennung: Aus der Kunst- und Altertümersammlung wurde das „Kurpfälzische Museum“ - bis heute das Aushängeschild der Heidelberger Museenlandschaft.
Ein persönlicher Besuch ist mit telefonischer Anmeldung auch derzeit möglich. Vor Ort werden die Gäste durch ein einmaliges Bild des Hortus Palatinus begrüßt. Das Gemälde Jacques Fouquières aus dem 17. Jahrhundert zeigt das Heidelberger Schloss samt Gärten in einem imaginierten Idealzustand. Neben verschiedenen Ansichten Heidelbergs aus unterschiedlichen Epochen wird auch das Schicksal des Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz - dem sogenannten Winterkönig - und seiner Familie in den gesammelten Malereien und Texten anschaulich.
Apéro zum Jubiläum
- „Happy HUNDERT!“ heißt das Festprogramm zum 100. Namenstag des Kurpfälzischen Museums am 16. Mai.
- 11 Uhr: „Ein Name als Programm. Karl Lohmeyer und das Kurpfälzische Museum in Heidelberg“.
- Um 16 Uhr gibt es einen Apéro „mit allen, denen das Kurpfälzische Museum am Herzen liegt“.
- Interessierte können sich für die Online-Veranstaltungen per E-Mail unter kurpfaelzischesmuseum@heidelberg.de anmelden.
- Für einen Museumsbesuch ist eine telefonische Anmeldung nötig: 06221/ 5 83 44 40.
Auch fernab der Geschichte Heidelbergs und der Kurpfalz hält das Kurpfälzische Museum heutzutage verschiedene Meisterwerke der Kunst- und Kulturgeschichte für seiner Besucher bereit - vom berühmten mittelalterlichen Bildschnitzer und -hauer Tilman Riemenschneider bis zum Expressionisten Karl Schmidt-Rottluff. Antike Skulpturen, Landschaftsgemälde, wie die Ansicht den Haags im 17. Jahrhundert, oder fein gearbeitetes Kunsthandwerk nehmen die Betrachter mit auf eine Reise durch die Welt der schönen Dinge, Ideen, Revolutionen und des Ausdrucks. Kurz: der Kunst und Kultur aus verschiedenen Zeiten und unterschiedlichen Orten.
Der Zeitenwandel spiegelt sich heutzutage auch in der Digitalisierung des Museums wider - was sich während einer globalen Pandemie als durchaus nützlich erweist. Seit 2019 gibt es ein erweitertes Online-Angebot, Nutzer finden hier beispielsweise Filme und Hörbeiträge zu Ausstellungsthemen. Wer möchte, kann online auch Sammlungen durchstöbern.
Information per QR-Code
Im Gebäude selbst setzt man unter anderem auf QR-Codes, mit deren Hilfe der Besucher beispielsweise in der archäologischen Ausstellung zur Römerzeit weitere Informationen mit dem Smartphone abrufen kann. Durch das Einscannen des Codes landet man direkt in der Epigraphischen Datenbank der Universität Heidelberg. Auch digitale Orte können besucht werden: Das Neckar-Delta rund um Heidelberg lässt sich per Controller erkunden, digitale Nachbildungen von Architektur machen die Lebenswelt der Römer und Kelten erfahrbar.
Auf der Suche nach Namen
Eine besondere Herausforderung des Museumswesens kann jedoch auch in Zeiten zunehmender Digitalisierung nur durch menschliche Unterstützung bewerkstelligt werden: Die beiden Porzellanmöpse, die sich nach Museumsangaben seit vielen Jahren tadellos benehmen, sind noch immer namenlos. Um dies zu ändern, sucht das Team um Direktor Frieder Hepp nach Namensvorschlägen. Formlose Einsendungen per E-Mail oder Post sind bis zum 16. Mai um 18 Uhr möglich. Zu gewinnen gibt es unter anderem einen Museumspass zum freien Eintritt in allen beteiligten Museen.
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