Jubiläum - Heidelberger "Hearts and Castles"-Quilter vor 25 Jahren in Patrick Henry Village gegründet / Ausstellung im März

Kunstwerke stückchenweise

Von 
Michaela Roßner
Lesedauer: 

Barbara Brühl, Manuela Hauser-Hiebeler, Mariette Kleinhans und Elfriede Schmaus (von links) zeigen einen blau umrahmten Gemeinschaftsquilt.

© Rothe

Silvia hat zwei Jahre lang an der filigranen Rosengirlande gestickt, die ihren zwei mal zwei Meter großen, komplett weißen Quilt in der Mitte ziert. Nun steht sie im Gemeindesaal der Lukasgemeinde in Wieblingen, hält das Werk hoch und genießt den Applaus. "Show and Tell" - zu deutsch "zeige und erzähle dazu" ist ein Programmpunkt jedes Treffens der Heidelberger Patchwork-Gilde. Rund 100 Mitglieder hat der Verein, der von Manuela Hauser-Hiebeler geleitet wird. "Etwa die Hälfte ist immer da bei den Treffen", plaudert Mariette Kleinhans. Die Mannheimerin ist Pressefrau der "Heidelberg Hearts and Castles Quilt Gilde". Die Jüngste in der Gilde ist die elfjährige Jana. Sie hat unter Omas Anleitung schon einen weihnachtlichen Wandbehang fertig.

Patchwork ist die Kunst, (bunte) Stoffstücke zu Mustern zusammenzusetzen. Quilten bedeutet, dass die so entstandenen Stücke mit anderen Stoffschichten durch Nähte und Stiche verbunden werden. Die ergeben dann auch eine besondere Oberflächenstruktur.

Eintrag ins deutsche Register

Der amerikanische Name des Vereins ist geblieben, auch wenn inzwischen keine einzige Amerikanerin mehr zum Kreis der begnadeten Näherinnen gehört. Das war vor 25 Jahren anders: Zwanzig amerikanische und sechs deutsche Frauen trafen sich 1989, um in Heidelberg einen Verein zu gründen, der die typisch amerikanische Handarbeitskultur pflegen sollte. Jeden ersten Mittwoch im Monat (19 Uhr) treffen sich Frauen aus der ganzen Region heute in Wieblingen (Dammweg 17). Zweimal im Jahr gibt es das große Gilde-Treffen, im Juni und im Dezember. Mit dem Ende des Kalten Krieges zogen die amerikanischen Streitkräfte bald auch immer mehr Truppen aus Deutschland ab - und mit ihnen deren Familien. 1993 wurde der ursprünglich amerikanische Verein ins deutsche Register eingetragen. Gemeinsam Muster und Strukturen entwickeln, sich unterstützen bei der Arbeit: Bei den Quilt-Damen geht es bei weitem nicht darum, wer das schönste Stück fertigen kann. Schon im frühen Amerika war das Hobby Quilten ein Gemeinschaftserlebnis.

1442 Herzen genäht

Und es hat stets einen sozialen Aspekt. Die Heidelberger Quilterinnen widmen sich nämlich jährlich sozialen Projekten. So fertigen sie Patchwork-Decken für Kinderstationen verschiedener Kliniken, für Seniorenheime oder Behinderteneinrichtungen. Und Alzheimerpatienten werden mit "Fühl-Quilts" bedacht.

Besonders gut zum Namen passt indes die wohl erfolgreichste Aktion: Seit Ende 2010 beteiligen sich die Damen an der weltweiten Initiative "Herzen gegen Schmerzen - Herzkissen für Brustkrebspatientinnen". Die bunten, herzförmigen Kissen werden der Universitäts-Frauenklinik übergeben, die sie neu an Brustkrebs erkrankten Frauen überreicht. Ein herzlicher Gruß, der hilft, Druckschmerz zu vermeiden. Denn die frisch Operierten können die Herzen beispielsweise beim Autofahren unter den Gurt schieben oder beim Liegen unter den Arm. Allein im jüngst abgelaufenen Jahr haben die fleißigen Damen 697 Kissen genäht. Insgesamt konnten sie bereits 1442 Stück übergeben, berichtet die Zweite Vorsitzende Barbara Brühl. Der traurige Aspekt: "Die Kissen sind immer vergriffen", ergänzt Brühl. So viele Brustkrebs-Neuerkrankungen gibt es jedes Jahr.

Im Jubiläumsjahr stellen sich die Quilterinnen mit einer großen Ausstellung in der Textilsammlung Max Berk in Ziegelhausen vor. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, am 25. März ist Eröffnung. Unterstützung bietet eine Berufkolleg-Klasse der Johannes-Gutenberg-Schule unter Anleitung von Simone Graeber: Sie haben Einladungskarten entworfen.

Heidelberg Hearts and Castles Quilt Guild

  • Die "Heidelberg Hearts & Castles Quilt Guild" geht auf den 8. Mai 1989 zurück.
  • Damals trafen sich zwanzig amerikanische und sechs deutsche Frauen im Keller der Patrick Henry Village Chapel, um zu diskutieren, wie man eine deutsch-amerikanische Quilt-Gilde gründen könnte.
  • Im August 1989 fand die Gründung als amerikanischer Verein statt.
  • Im Mai 1991 starteten die Damen das erste soziale Projekt mit der Kinderkrebsstation der Uniklinik.
  • Weil die amerikanische Vorsitzende im Februar 1992 kurzfristig zurück nach Amerika musste, übernahm ein deutsches Gildemitglied kommissarisch den Vorsitz.
  • 1993 wurde der Verein im deutschen Vereinsregister eingetragen.
  • Seit Ende 2010 beteiligt sich die Quilt-Gilde an der weltweiten Aktion "Herzen gegen Schmerzen - Herzkissen für Brustkrebspatientinnen".
  • Die Textilsammlung Max Berk Ziegelhausen zeigt vom 25. März bis 9. Mai die Ausstellung zum 25. Vereinsjubiläum.

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen