Gastronomie

Kunst auf Wand und Teller in Heidelberg: Pop-Up-Restaurant im Patrick-Henry-Village

"Stories V" führt zu den Metropolen der Welt und kombiniert Kochkunst vom Zwei-Sternekoch Boris Rommel mit Streetart. Im ehemaligen Supermarkt in Patrick-Henry-Village kann man nun drei Monate lang sehr gut essen

Von 
Michaela Roßner
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„Stories V“ lädt bis April zum Menü in die „Metropolink“-Gallery in Patrick-Henry-Village Heidelberg. © Philipp Rothe

Heidelberg. Hongkong, Paris, New York und Tokio sind nur vier von sieben Stationen: „Bitte einsteigen, ihr Flieger steht bereit“ heißt es nun bis April im ehemaligen Supermarkt in Patrick-Henry-Village (PHV) in Heidelberg.

Die Bliss-Group hat hier das fünfte Kapitel ihrer Pop-Up Restaurant-Geschichte aufgeschlagen. Zwei-Sterne-Koch Boris Rommel verwöhnt die Weltreisenden mit einem feinen und immer wieder überraschenden Menü.

149 Euro kostet der Restaurantbesuch

Dieser nicht nur kulinarische Höhenflug unter dem Namen „Stories V“ hat das Motto „Round the world – einmal um die Welt“. Von Donnerstag bis Samstag kann man an drei Abenden losfliegen und mit allen Sinnen genießen.

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Pop-Up-Restaurant "Stories V" in PHV Heidelberg eröffnet

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149 Euro kostet das Ticket pro Person. Ein sehr fairer Preis, denn nicht nur das Gourmet-Menü auf Sterne-Niveau ist im Preis enthalten, sondern auch das komplette Getränkepaket. Versteckte Kosten gibt bei diesem „All inclusive“-Angebot, abgesehen vom Trinkgeld, nicht. Denn auch kostenlose Parkplätze stehen in großer Anzahl direkt vor dem Eingang zur ehemaligen Commissary zur Verfügung.

Küchenchef im Heidelberger " Simplicissimus“

Willkommen an Bord: Seit 2016 ist Rommel Küchendirektor im Restaurant „Le Cerf“ im „Wald und Schlosshotel Friedrichsruhe“. 2017 erhielt er den zweiten Michelin-Stern. Außerdem war er 2022 „Koch des Jahres“. Der gebürtige Karlsruher kennt sich zudem in der Heidelberger Gastroszene aus: Von 2013 bis 2016 war er Küchenchef und Inhaber des „Simplicissimus“ in der Altstadt.

Restaurant auf Zeit

  • Ein Pop-Up-Restaurant ist ein junges Gastro-Konzept, das mit ungewöhnlichen Konzepten und kreativen Details an außergewöhnlichen Orten zeitlich befristet seine Gäste verwöhnt.
  • Eines der berühmtesten Pop-Up-Restaurants ist das Ikarus im Hangar 7 in Salzburg. Dort geben sich seit 2003 Weltgrößen der Koch-Elite monatlich die Klinke in die Hand.
  • Die Heidelberger Bliss-Group blättert mit „Round the world“ nun ihr fünftes Pop-Up-Kapitel auf.
  • Bis April ist geöffnet: stories-popup-kitchen.de

 

Mit Swen Schmidt und Daniel Marquardt von der Bliss Group ist der schlaksige und so nahbare Kochstar zum ersten Mal beim Pop-Up-Konzept „Stories“ dabei. Die Bliss-Group steht in Heidelberg unter anderem hinter den Gastro-Konzepten „Jil Rooftop Drink & Dine“, dem Bliss Catering, dem „Dospresso“, der Bewirtschaftung des Palais Prinz Carl und dem Restaurant „Neo“ in der Bahnstadt.

Ungewöhnliche Orte gefunden

Zwar habe es erste Kontakte bereits 2018 gegeben, doch dann legte die Pandemie einige Ideen auf Eis. „Das Konzept fand ich gleich mega“, erinnert sich Rommel daran, wie die Zusammenarbeit im vergangenen Jahr Gestalt annahm.

Vier der sieben Menü-Komponenten liefert Rommel, zum Teil wird die Vorarbeit in seiner Haupt-Wirkungsstätte geleistet, erzählt der sympathische Koch, der das Menü mit Sven Günther konzipiert hat.

Das Team des Pop-Up Restaurants in Heidelberg. © Philipp Rothe

Konzept mit mehr Kulinarik als Show

Im Palais Prinz Carl startete das Gastro-Konzept 2018. 2019 öffneten Schmidt und seine Partner im ehemaligen „Toys’R Us“ am Czernyring und servierten ein verspieltes Menü, bei dem unter anderem essbare Legosteine überraschten. Nach dem Bahnbetriebswerk und der „Halle 02“ ist es die fünfte Folge der Interims-Restaurant-Serie.

„Bei uns steht die Kulinarik im Mittelpunkt“, grenzt Innenarchitekt Wolfram Glatz das Konzept von anderen ab, bei denen mehr Show geboten wird, „die Inszenierung ist bei uns das Beiwerk“. Dennoch erwarten die Gäste einige Überraschungen. Die neue, vorübergehende Restaurant-Adresse South Gettysburg Avenue 46 hat eine bewegte Geschichte: Als „Commisary“ und damit Supermarkt für die in Patrick-Henry-Village lebenden Familien der amerikanischen Streitkräfte gebaut und betrieben, standen die Hallen nach dem Weggang der Amerikaner 2015 erst einmal hinter den hohen Zäunen leer.

Zuletzt kamen viele der Kunst und Musik wegen her: Das Metropolink-Festival mit Pascal Baumgärtner hat den Ort früh mit Streetart und als Galerie entdeckt und belebt. Rund 1000 Quadratmeter ist das „Stories V“ groß, durch geschickte Unterteilung entstehen kleine, zum Teil fast intime Räume, in denen die Menükomponenten kredenzt und jeweils einer Metropole gewidmet werden.

Und so ist der Aufenthalt im Pop-Up-Restaurant gleichzeitig ein Galerie-Besuch: In der Lounge wartet das fotorealistische Porträt, das Falk Lehmann („AKUT“), Mitglied des bekannten Graffitikollektivs Ma’Claim und Absolvent der Bauhaus-Universität Weimar, hier wandgroß realisiert hat.

Gänge von Städten inspiriert

„Es war klar, dass ich das Menü für Paris übernehme“, verweist Rommel auf seine enge Verbundenheit zur traditionellen französischen Kochkunst. Und so arrangiert er kunstvoll Kaninchenrücken und Kalbsbries an Gänseleber und Pastinake und rundet mit einem geradezu göttlichen Pilzsud ab. Natürlich gibt es auch eine vegetarische Variante mit Ziegenkäse und Waldpilzen.

Weil er selbst gerne nach Thailand reist, serviert Rommel für Bangkok eine wunderbare Tom-Kha-Gai-Suppe mit Geflügelpraline. Und auch das Dessert trägt die Handschrift des Zwei-Sterne-Kochs. Verraten wird über dieses Gedicht hier indes nichts. Nur eins: Es wird in New York serviert und ist inspiriert vom fruchtig-leichten Cheesecake. Nach fünfeinhalb Stunden geht es dann leider zurück in den Alltag.

Infos zu "Stories Pop-Up": www.stories-popup-kitchen.de

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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