Aktion - Professor Christian Pfeiffer tourt von der Ostsee nach Bayern, um für Bürgerstiftungen zu werben und Spenden zu sammeln / 19. Etappe nach Heidelberg

Kriminologe radelt durch die Republik

Von 
Kevin Hagen
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Professor Christian Pfeiffer wurde in Heidelberg von den Gemeinderätinnen Dr. Monika Meißner (SPD, Mitte) und Gabriele Faust-Exarchos (GAL) empfangen.

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Professor Christian Pfeiffer ist jemand, der etwas zu sagen hat, und das auch gerne tut. Der Kriminologe ist der Mann, den Journalisten gerne anrufen, wenn sie ein griffiges Zitat zum Thema Jugendgewalt brauchen. Und er ist derjenige, der die Idee der Bürgerstiftungen nach Deutschland gebracht hat - so sagt er es zumindest selbst. Letzteres ist neben der Wissenschaft - Pfeiffer leitet das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen - sozusagen sein zweites Lebensthema. 1997 hatte er hierzulande mit Freunden nach amerikanischem Vorbild die erste Bürgerstiftung gegründet. Inzwischen gebe es 320, erzählt Pfeiffer gerne. "Das ist das Größte, was ich in meinem Leben geschafft habe", sagt er.

Christian Pfeiffer steht auf dem Marktplatz in Heidelberg und kneift die Augen zusammen. Die Sonne brennt vom Himmel und wirft einen hellen Glanz auf seine rote Sportjacke. Für sein Lebensthema macht der 68-Jährige sogar das, was er vorher noch nie getan hat: eine Radtour. Seit Ende April ist Pfeiffer unterwegs. Von Wismar an der Ostsee geht es immer weiter nach Süden bis nach München. Mit der Aktion will Pfeiffer für Bürgerstiftungen werben und Spenden sammeln. Rund 35 solcher lokalen Organisationen besucht er auf seiner Tour.

Die 19. Etappe führt von Weinheim nach Heidelberg - etwa 25 Kilometer. "Kein Problem", sagt Pfeiffer, "ich habe seit November hart auf einem Ergometer zu Hause trainiert."Auch nach 19 Etappen fühle er sich noch sehr gut, meint er. Auch wenn es nicht immer so gemütlich war, wie auf dem Weg nach Heidelberg. Über 80 Kilometer seien einzelne Teilstrecken lang gewesen und manche ziemlich hügelig.

Doch warum überhaupt Radfahren? "Das ist ein guter Weg, um langsam aber trotzdem schnell voranzukommen", erklärt der Kriminologe. Beim Radeln hätte man Zeit für Gespräche, lerne Menschen kennen und wecke zugleich die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit. Auf jeder Etappe wird Pfeiffer von den Mitgliedern verschiedener Bürgerinitiativen begleitet. Viel habe er dabei schon erlebt, erzählt er. Einmal hätten Hauptschüler Spenden für jeden gefahrenen Kilometer gesammelt. Ein anderes Mal habe sich ein Hartz IV-Empfänger auf den Sattel geschwungen, der sich trotz seiner Lage in einer Stiftung engagiert und später in den Stadtrat gewählt worden sei. Pfeiffer: "Man überwindet die Distanz durch so ein Projekt. Das Tolle ist: Man trifft überall großzügige und weltoffene Menschen, die Freude am Gestalten haben."

Einer der Menschen, die Pfeiffer wohl meint, ist Steffen Sigmund, Vorsitzender der Bürgerstiftung Heidelberg, die in diesem Mai ihr dreijähriges Bestehen feiert. Sigmund steht etwas abseits des Räderdurcheinanders vor dem Rathaus. "Für uns ist das eine tolle Sache", sagt er. Christian Pfeiffer verkörpere schließlich die Idee der Bürgerstiftungen. Die Heidelberger konzentrieren sich vor allem auf die Bereiche Bildung und Kultur, unterstützen Projekte, mischen sich in öffentlichen Debatten ein und wollen Platz für Diskussionen bieten.

Für Debatten und Diskussionen ist Christian Pfeiffer eigentlich immer zu haben. Frisch geduscht geht er ein paar Stunden später ins Deutsch-Amerikanische Institut. Thema seines Vortrages, den er während seiner Tour immer wieder hält: "Wie retten wir unsere Söhne - Die (Leistungs)Krise der Jungen". Es geht um Probleme der Jugend und um wissenschaftliche Ergebnisse der Forschung seines Instituts. Es ist Pfeiffers großes Lebensthema - das andere.

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