Heidelberg. Jährlich erkranken ungefähr eine halbe Million Menschen in Deutschland an Krebs. Dabei lässt sich das Risiko für viele Krebsarten deutlich reduzieren, sagt Ursula Will, die Leiterin der Präventionsambulanz vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und der Deutschen Krebshilfe in Heidelberg.
Mit folgenden acht Präventionsmaßnahmen sinkt das Krebsrisiko um mindestens 40 Prozent und das Krebssterberisiko sogar um 50 bis 70 Prozent.
1. Nicht rauchen - denn Rauchen ist krebserregend
Tabakkonsum ist in Deutschland für knapp 20 Prozent aller Krebsfälle verantwortlich, sagt der DKFZ-Vorstandsvorsitzende Michael Baumann. Die Mechanismen sind weitgehend bekannt. So enthält der Rauch rund 250 giftige Substanzen. Viele von ihnen rufen Entzündungsprozesse hervor, die vor allem in der Lunge, aber auch im Rachen-Hals-Bereich und an vielen anderen Stellen im Körper (etwa Brust, Bauchspeicheldrüse, Niere) zu Krebs führen können. Abhilfe schafft ein Rauchstopp. Je früher man mit dem Rauchen aufhört, desto besser, sagt Ursula Will. Denn das Risiko zu erkranken, steigt mit der Zahl der gerauchten Zigaretten und der Dauer der Raucherzeit. Aber selbst nach Jahren zeigen sich noch positive Effekte des Rauchstopps.
2. Auf Alkohol verzichten, um gesünder zu leben
Regelmäßiger Alkohol-Konsum erhöht nachgewiesenermaßen das Risiko, an Krebs zu erkranken. Alte Empfehlungen, wonach ein Glas am Tag für Frauen und zwei für Männer akzeptabel sind, gelten inzwischen als überholt. „Aus Sicht der Krebsprävention ist es am besten, keinen Alkohol zu trinken“, sagt Katrin Schaller, Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention des DKFZ. Und ihre Kollegin Ursula Will ergänzt: „Es gibt einfach keinen Schwellenwert, ab dem Alkohol unschädlich ist.“ Oft gehen Alkohol- und Nikotinkonsum Hand in Hand. „Das ist besonders problematisch. Dann potenziert sich das Krebsrisiko sogar“, warnt Will.
3. Übergewicht zu vermeiden hilft Krebs zu vermeiden
In Deutschland sind nach Angaben des Robert Koch-Instituts zwei Drittel der Männer (67 Prozent) und die Hälfte der Frauen (53 Prozent) übergewichtig. Ein Viertel gilt - bei beiden Geschlechtern - als fettleibig (adipös). Für Betroffene bedeutet dies ein erhöhtes Risiko, an Krebs zu erkranken - etwa an Brust-, Bauchspeicheldrüsen-, Darm-, Gebärmutter-, Leber- und Nierenkrebs. Auch hier spielen vom Fettgewebe ausgehende Entzündungsprozesse eine zentrale Rolle. Ob Sie übergewichtig sind, können Sie anhand des Body-Mass-Index (BMI) ermitteln. Der BMI liefert allerdings nur eine grobe Einschätzung und erlaubt alleine keine Aussage über Ihren Gesundheitszustand. Eine ergänzende, ärztliche Untersuchung ist dafür notwendig.
4. Sport und Bewegung helfen gegen Krebs
Mangelnde Bewegung führt oft zu Übergewicht. Doch abgesehen davon wirkt sie sich auch isoliert betrachtet auf das Krebsrisiko aus. Studien belegen, dass Menschen, die regelmäßig Sport treiben, seltener Brust-, Dickdarm-, Gebärmutter- und Prostatakrebs bekommen. Derzeit lautet die Empfehlung daher, sich in der Woche 75 Minuten intensiv zu bewegen - also Sport zu treiben, bei dem man ins Schwitzen kommt. Alternativ gehen auch 150 Minuten moderate Bewegung, darunter fallen zum Beispiel Spaziergänge oder Gartenarbeit. Langes Sitzen hingegen ist problematisch.
5. Gesunde Ernährung kann das Krebsrisiko verringern
Das DKFZ empfiehlt zur Krebsprävention ballaststoffreiche Lebensmittel wie Gemüse, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Obst und nur wenig Fleisch. Insbesondere verarbeitete Fleischprodukte (Geräuchertes, Gepökeltes) sollte man meiden. „Diese erhöhen erwiesenermaßen das Krebsrisiko“, wie Expertin Will sagt. Rotes Fleisch (vom Rind und Schwein) steht ebenfalls im Verdacht, Krebs auslösen. Abschließend bewiesen ist das aber noch nicht, daher lautet die Empfehlung, nicht mehr als 500 Gramm rotes Fleisch pro Woche zu essen. Bei Gemüse und Obst sieht es ganz anders aus. Davon sollte man 400 Gramm am Tag essen.
Interessant: Die drei Faktoren Übergewicht, wenig Bewegung, ungesunde Ernährung sind nach Auskunft von Will genauso ungesund wie Rauchen. 21 Prozent der Krebsfälle sind auf sie zurückzuführen. Zur Erinnerung: Rauchen ist für knapp 20 Prozent verantwortlich.
6. Vor Sonnenstrahlen schützen, um Hautkrebs vorzubeugen
So schön ein Sonnenbad auch sein mag: UV-Strahlung kann sowohl weißen als auch den besonders gefährlichen schwarzen Hautkrebs verursachen. „Deswegen sollte man im Sommer in der Mittagszeit direktes Sonnenlicht meiden“, betont Krebsexpertin Will. Das gilt insbesondere für Kleinkinder, die zwischen 11 und 15 Uhr am besten gar nicht in die Sonne gehen. Wer nicht darauf verzichten will oder kann, etwa weil der Arbeitsplatz im Freien ist, sollte die Haut durch passende Kleidung und Sonnencreme schützen – „mindestens mit Faktor 20, bei hellerem Hauttyp mindestens Faktor 30“, sagt Will.
Fehlt dann nicht Vitamin D, das bei Sonnenlicht in der Haut gebildet wird und auch wichtig für die Gesundheit ist? „Da reichen zwölf Minuten an zwei bis drei Tagen in der Woche völlig aus“, beruhigt die Expertin.
7. Impfungen gegen Viren, die Krebs auslösen können
Auch einige Viren haben das Potenzial, Krebs auszulösen indem sie zuvor für eine chronische Entzündung sorgen. Darunter befinden sich etwa Humane Papillomviren (Gebärmutterhals-, Rachen-, Anal- und Peniskrebs) sowie verschiedene Hepatitis-Viren, die in Zusammenhang mit Leberkrebs stehen. Glücklicherweise gibt es schon einige Impfungen – etwa gegen Hepatitis B und Humane Papillomviren (HPV).
8. Früherkennungsangebote nutzen, um Krebs rechtzeitig behandeln zu können
Die verschiedenen Schutzfaktoren der Prävention überlappen sich teilweise. Nach Aussagen von DKFZ-Chef Baumann lassen sich aber insgesamt rund 40 Prozent aller Krebsneuerkrankungen durch einen gesunden Lebensstil und Impfungen verhindern. Und es geht noch besser, betont der Experte: Würden Früherkennungsmöglichkeiten wie Mammografie und Darmkrebsvorsorge konsequent genutzt, könnte man „50 bis wahrscheinlich 70 Prozent der Krebstodesfälle vermeiden“. Auch sehr wichtig: Hautkrebsscreening. Für gesetzlich Versicherte wird das ab dem 35. Lebensjahr bezahlt.
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