Heidelberg. Vier Uhr morgens Mitte Februar in der Heidelberger Südstadt: Ein Mann schlendert die Rohrbacher Straße entlang. Er weiß nicht, dass ihn eine Frau aus einem Fenster der umliegenden Häuser beobachtet. „Ich hatte Frühdienst, rauchte damals noch, und nahm einen älteren Mann wahr, der sich komisch verhielt“, erzählt Nora Schmid-Schurig. Der Mann habe neben einem parkenden Auto Halt gemacht und es länger angeschaut – bis er mit einem Gegenstand in der Hand die Motorhaube des Wagens zerkratzte. „Ich habe nicht lange überlegt“, sagt die Krankenschwester. „Ich habe mein Handy geschnappt, Schuhe an – und raus.“ Sie verständigte die Polizei, hielt sie über den Aufenthaltsort des Mannes auf dem Laufenden und stoppte damit, ohne es zu wissen, einen nachweislichen Serientäter, den die Polizei bereits seit einiger Zeit gesucht hatte. Selbst in der Nacht waren wenige Stunden zuvor noch Polizeistreifen in der Südstadt unterwegs gewesen. Erst der Anruf der Krankenschwester führte zur erfolgreichen Festnahme des Täters.
Für dieses mutige Handeln wurde Nora Schmid-Schurig jetzt im Rahmen der Kampagne „Beistehen statt rumstehen“ im Heidelberger Rathaus durch Bürgermeister Wolfgang Erichson, Polizeioberrat Torben Willie und Reiner Greulich, Geschäftsführer des Vereins Sicheres Heidelberg geehrt. „Sie haben mich gleich mehrfach beeindruckt“, sagt Torben Willie. „Zum einen waren Sie zu einer Uhrzeit aktiv, zu der andere noch tief schlafen. Zum anderen haben Sie mit Geduld und sehr sortiert den Täter verfolgt und gemeldet.“
Bundesweite Aktion
Der von der Polizei festgenommene Mann konnte mit etwa 25 ähnlichen Taten in Verbindung gebracht werden, die zusammen einen Schaden von rund 25 000 Euro ausmachten. Bis zum Ende war das Motiv jedoch ungeklärt. Der Mann habe eine Bewährungsstrafe bekommen und seither habe es keine Fälle dieser Art mehr in der Südstadt gegeben. „Ein Fall wie dieser macht sehr deutlich, wie stark die Polizei auf die Mithilfe von Bürgern angewiesen ist“, sagt Willie.
Die Kampagne „Beistehen statt rumstehen“ orientiert sich an der bundesweiten Aktion „Tu was“, eine Initiative der Polizei für mehr Zivilcourage. Die Auszeichnung in Form einer Urkunde und einem Geschenk erhalten Menschen die im Rhein-Neckar-Kreis, in Heidelberg oder in Mannheim couragiert handeln. Das Wichtigste sei dabei jedoch: sich nicht in Gefahr zu bringen. Natürlich habe Schmid-Schurig zwischendurch auch „Muffensausen“ gehabt, gibt sie zu. Dennoch habe sie das nicht abhalten können. „Ich wünsche mir, dass mehr Leute so reagieren und nicht wegschauen.“
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