Altstadt - Bürger äußern Kritik gegenüber Bauplänen für das neue Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma

„Kleinteiligkeit nicht beachtet“

Von 
Vanessa Schmidt
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So sieht das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma derzeit noch aus. Ein geplanter Neubau stößt aber auf viel Kritik. © Philipp Rothe

Heidelberg. „Die Stimmung in der Heidelberger Altstadt ist schlecht.“ Das zumindest sagt Karin Werner-Jensen. Die Vorsitzende des Altstadtvereins bezieht sich damit auf die Reaktionen zum geplanten Neubau des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma in der Altstadt. Dort soll ein moderner Sandstein-Bau das ehemalige Gebäude ersetzen. Zusammen mit der IBA Heidelberg hatte das Dokumentations- und Kulturzentrum einen Architektenwettbewerb ausgelobt. Seit der Gewinnerentwurf bekannt ist, macht sich Unzufriedenheit bei den Bürgern breit.

„Ich werden dauernd auf die Pläne angesprochen, und wirklich niemand findet, dass sie zum Stadtbild passen“, betont Werner-Jensen. Sie wohnt mit ihrer Familie seit 33 Jahren in der Altstadt. Das Problem mit dem Neubau schildert sie so: „Der Bau hat nichts mit der Kleinteiligkeit der Altstadt zu tun.“ Mit ihrer Meinung ist sie nicht allein. Auch in den Sozialen Netzwerken gibt es viel Kritik an den Bauplänen des Stuttgarter Architektenbüros Bez + Kock. „Gibt es das Gebäude auch in einer schönen Version?“, fragt etwa ein User. Ein anderer findet: „Wir kann nur die Altstadt mit diesem hässlichen Neubau verunstaltet werden?“

Geplant ist ein in Kuben gegliederter Neubau mit einer Fassade aus Sandstein. Ein Architektenbüro aus Stuttgart konzipierte den Entwurf. © IBA Heidelberg

Und wie reagiert das Dokumentations- und Kulturzentrum auf diesen Unmut zum Bauvorhaben? „Wir nehmen Kritik ernst und verweigern uns ihr gegenüber nicht“, betont Vorsitzender Romani Rose vom Zentralrat der Sinti und Roma. „Ich bin gebürtiger Heidelberger und erfreue mich an der Schönheit der Altstadt. Bei den Planungen haben wir versucht, allen Anforderungen gerecht zu werden“, führt er weiter aus und ergänzt: „Beispielsweise überragt der Neubau nicht die anderen Bauten herum. Und mit der Sandstein-Fassade wollten wir auch einen regionalen Bezug herstellen, weil der Stein bei uns heimisch ist.“

Werner-Jensen und viele Bürger finden aber, dass der Neubau trotzdem zu klotzig daherkommt. „Wir freuen uns, dass das Dokumentationszentrum in der Altstadt ist, keine Frage. Aber bei diesem Standort muss man sich genau überlegen, was architektonisch dazu passt.“ Damit spielt die Vorsitzende nicht nur auf das Aussehen des Gebäudes an. „Im Inneren soll auch ein Café entstehen. Noch eins mehr – es gibt doch schon genügend in der Nähe.“

Was entsteht vor Ort?

Der Vorplatz führt in das Foyer im Erdgeschoss, wo eine Informationstheke in der Raummitte entsteht. Im Erdgeschoss befinden sich außerdem ein Café, ein Veranstaltungsraum mit Platz für bis zu 200 Personen und ein Seminarraum, der Platz für bis zu 100 Personen bietet. Herzstück des Gebäudes ist eine Wendeltreppe.

In den oberen Stockwerken befindet sich unter anderem die Dauerausstellung, ein Gedenkort, ein Sonder-Ausstellungsbereich, ein Atelier sowie eine Dachterrasse. Die Verwaltung und Bibliothek sind im denkmalgeschützten Altbau untergebracht. Im Untergeschoss ist eine Tiefgarage vorgesehen. vs

Nachbarschaft miteinbezogen

Rose findet aber: „Wir haben mit dem Entwurf eine positive Entscheidung getroffen, die ins Ensemble passt.“ Und noch etwas ist ihm wichtig: „Wir haben die Bürger und Nachbarn von Anfang an in den Prozess miteinbezogen, sie eingeladen, um die Modelle vorzustellen, und vor allem, um Gespräche zu führen.“ Auch an den Altstadtverein habe der Zentralrat eine Einladung verschickt – die aber nicht rechtzeitig bei Werner-Jensen ankam. „Sie ist auf einem alten E-Mail-Verteiler gelandet. Die Kommunikation war etwas unglücklich, weil wir dadurch nicht in die Abläufe und Entscheidungen miteinbezogen werden konnten.“ Mittlerweile liege ihr ein Brief von Rose vor. Und auch dieser betont: „Wir sind immer bereit für Gespräche und Anregungen von Bürgern. Und auch der Altstadtverein ist willkommen.“

Wie sieht die Lösung für die verfahrene Situation aus? „Ich denke, eine Bürgerbeteiligung wäre am sinnvollsten. Die Pläne stehen zwar, aber es gibt eben auch viele Leute, die sich gegen diesen Bau aussprechen“, betont Vorsitzende Werner-Jensen. Rose geht es vor allem um ein gutes Miteinander: „Wir haben bisher immer gut mit der Nachbarschaft zusammengelebt und wollen das auch in Zukunft. Für Gespräche sind wir deshalb offen.“

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