Auszeichnung - Steven Punt erhält die Rettungsmedaille des Landes, weil er eine 26-Jährige aus dem Neckar geholt hat

"Keine Sekunde nachgedacht"

Von 
Simone Jakob
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Oberbürgermeister Eckart Würzner (links) überreicht Steven Punt die Verleihungsurkunde. Der Chef der Wasserschutzpolizei, Peter Fischer, gratuliert.

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"Die Frau klammerte sich mit letzter Kraft an diesem Boot fest, da ging es um Sekunden, als Steven ins Wasser gesprungen ist", erinnert sich Harald Punt an den dramatischen Abend im Juli 2014, als sein Sohn eine 26 Jahre alte Frau aus dem Neckar rettete. Gestern hat ihn Oberbürgermeister Eckart Würzner dafür mit der Rettungsmedaille des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet. "Es ist herausragend, wenn sich jemand so selbstlos für andere einsetzt", betont der Stadtchef. "Sie sind ein Vorbild und ihre Tat ist hoffentlich ein Signal für andere."

Steven Punt ist der Rummel um seine Person fast ein bisschen unangenehm. "Ich habe keine Sekunde nachgedacht, es war keine Frage, sofort zu helfen", erzählt er. Punt ging mit seiner Frau und seinen Eltern auf dem Neckarvorland spazieren, als er die Hilfeschreie der 26-Jährigen hörte, die sich mit einer Hand an dem Ponton des Bootsverleihs festhielt. "Da standen schon viele Menschen und guckten, aber ich dachte, vom Zuschauen wird es nicht besser, deshalb habe ich alles bis auf die Badehose ausgezogen und bin zu ihr geschwommen. Doch die Strömung war so stark, dass ich beinahe selbst unter den Ponton gezogen worden wäre. Deshalb habe ich meine Ruderkameraden gebeten, mir ein Seil zuzuwerfen", erinnert er sich. Im zweiten Versuch gelang es Punt, die entkräftete Frau an Land zu ziehen.

Hund von Strömung mitgerissen

"Sie war völlig fertig und hat sich große Sorgen um ihren Hund gemacht, aber der hat es leider nicht geschafft", sagt Punt. "Die 26-Jährige - von Beruf systemische Therapeutin - übte an dem Abend mit ihrem Therapiehund auf dem Neckarvorland das Apportieren von Gegenständen aus dem Wasser. Doch nach einem Sprung in den Fluss drohte das Tier wegen der starken Strömung unterzugehen und zu ertrinken, deshalb ist die junge Frau sofort hinterher gesprungen", schildert Würzner die Ereignisse. "Obwohl der Fluss von außen betrachtet ganz friedlich aussah, war die Strömungsgeschwindigkeit dreimal höher als normalerweise", berichtet Peter Fischer, Leiter der Wasserschutzpolizei Heidelberg. "Das Wasser zog die Frau mit einer Fließgeschwindigkeit von vier Stundenkilometern unter den Ponton des Bootsverleihs, sie hätte keine Chance gehabt, sich alleine aus dieser Situation zu retten", so der Experte. Es komme häufig vor, dass Menschen im Fluss schwimmen wollten und dann in Not gerieten. "Unser Auge ist aufs Land ausgerichtet, deshalb unterschätzen wir die Strömungsgeschwindigkeit." Es sei ein großes Glück für die junge Frau gewesen, dass Menschen am Ufer waren, die sofort gehandelt hätten. "Wenn man in so einer Situation aktiv wird, kann man viel erreichen", betont auch Würzner.

Die junge Frau, die den Verlust ihres geliebten Hundes verkraften musste, meldete sich zwei Wochen nach dem Vorfall bei Steven Punt und bedankte sich für die Rettungsaktion. "Sie hat später gesagt, dass sie es aus eigener Kraft nicht mehr ans Ufer geschafft hätte", berichtet Stevens Vater. "Ich werde das Bild, wie sie da an diesem Boot hing, jedenfalls nie vergessen."

Rettungsmedaille

Der Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, hat Steven Punt für die Rettung eines Menschen aus Lebensgefahr die Rettungsmedaille des Landes verliehen.

Oberbürgermeister Eckart Würzner überreichte Verleihungsurkunde und Medaille gestern im Rathaus.

Steven Punt hatte am 22. Juli 2014 eine 26-jährige Frau aus dem Neckar gerettet, die ihren Hund aus dem Wasser ziehen wollte und dabei selbst in Lebensgefahr geraten war.

Steven Punt ist seit Jahren aktiver Ruderer beim Heidelberger Ruderclub und kennt sich mit dem Gewässer bestens aus.

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