Versicherungen

Heidelberger Start-up Enzo bietet eine smarte Wohngebäudeversicherung an

Das Heidelberger Start-up Enzo will mit Smart-Home-Technologie und KI Leitungswasserschäden vermeiden. Co-Gründer Sascha Wolf erklärt das Geschäftsmodell und wie das Unternehmen wachsen will

Von 
Alexander Jungert
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Das Heidelberger Start-up Enzo bietet eine Wohngebäudeversicherung in Verbindung mit Smart-Home-Technologie und Künstlicher Intelligenz an. © Federico Gambarini

Heidelberg. Das neue Jahr beginnt für Enzo in neuen Räumen. Weil die gläserne Print Media Academy am Heidelberger Hauptbahnhof umgebaut wird, ist das Start-up ein paar Straßen weiter gezogen. Sinnbildlich ist das vielleicht auch der nächste Schritt in der jungen Geschichte von Enzo und einer smarten Wohngebäudeversicherung.

Co-Gründer Sascha Wolf © Enzo

Bereits kurz nach der Gründung hatten die beiden Gründer Sascha Wolf (40) und Marvin Follmann im Januar 2022 bei Investoren rund eine Million Euro eingesammelt. Nun, innerhalb der nächsten drei Monate, folgt eine weitere Finanzierungsrunde. Wolf rechnet mit mehr als einer Million Euro, die in die Weiterentwicklung des Unternehmens gesteckt wird. Zu den bestehenden Investoren - etwa der Berliner Start-up-Fonds 2bX und Styx Urban Investments aus Mannheim - sollen neue hinzukommen.

Enzo bietet eine Wohngebäudeversicherung in Verbindung mit Smart-Home-Technologie und Künstlicher Intelligenz an. Ziel ist es, Leitungswasserschäden zu vermeiden. Der Clou ist ein größtenteils selbst entwickelter Sensor, so groß wie eine Streichholzschachtel. Er wird auf dem Leitungswasserrohr des Kunden befestigt. Der Sensor sammelt Leitungswasserdaten, die ausgewertet werden, um Mikrolecks zu entdecken.

Aus einem Report des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) geht hervor, dass die deutsche Wohngebäudeversicherungsindustrie in den vergangenen 20 Jahren mehr als 45 Milliarden Euro für Leitungswasserschäden zahlen musste. Wesentlich mehr als für Schäden durch Sturm und Hagel. Es ist also ein gewaltiges Problem für die Branche.

„Wir wollen nicht darauf warten, bis ein Schaden passiert. Wir haben einen pro-aktiven Ansatz“, erklärt Wolf, früher Manager beim Heidelberger Digitalversicherer Getsafe. „Von Tag eins an soll Kunden dabei geholfen werden, einen Schaden zu verhindern beziehungsweise frühzeitig zu erkennen.“ Andernfalls würden der Branche in den kommenden Jahren wieder viele Milliarden Euro an Kosten entstehen.

Investoren wie Mark Harré, Partner bei 2bX, sehen in einer smarten Wohngebäudeversicherung enorme Chancen. „Der Markt für Wohngebäudeversicherungen wächst stetig, hat in den letzten Jahrzehnten jedoch wenig bis gar keine Innovationen hervorgebracht“, erklärt er. Gleichzeitig ist das ,Internet of Things’ ausgereifter geworden, und die stark steigende Anzahl der Smart-Home-Geräte braucht einen höheren Zweck.“

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Vertrieb über Vergleichsportale wie Check24 und Verivox

Seit August 2022 ist Enzo auf dem Markt. Bereits nach drei Monaten soll der versicherte Immobilienwert 100 Millionen Euro betragen haben. Zur Anzahl der Kunden macht das Start-up keine Angaben, ebenso wenig zum Umsatz. Nur so viel: In den nächsten drei Jahren soll die Gewinnzone erreicht werden.

Derzeit sind 16 Festangestellte an Bord, mit Praktikanten hat Enzo rund 20 Mitarbeiter. Ende dieses Jahres sollen es knapp 40 sein, wenn die Wachstumsziele erreicht werden. Das Start-up ist bundesweit aktiv - der Bestand an Wohngebäuden ist hoch - und will früher oder später ins europäische Ausland expandieren. Derzeit ist es für Enzo keine Option, selbst zum Versicherer zu werden. „Wir sind überzeugt von unserer Assekuradeur-Strategie in Kooperation mit anderen Versicherern, auch im Hinblick auf die Internationalisierung“, sagt Wolf.

Der Vertrieb läuft vorrangig über das Internet, über Vergleichsportale wie Check24 und Verivox etwa. Teil der Strategie ist es, eine Service-Landschaft rund um die Instandhaltung zu etablieren. Zum Beispiel durch die Vermittlung von Renovierungsdienstleistungen. Zielgruppe sind Besitzer von Wohngebäuden. In den Mietermarkt will das Start-up nicht vordringen.

Enzo ist ein italienischer Vorname und bedeutet „der Herrscher des Heims“ oder „der Hausherr“. Bisher hat es übrigens noch keine Schadensmeldung gegeben. Wolf sagt: „Wir sind natürlich auf diesen Moment vorbereitet.“

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

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