Minutenlang nimmt der alte und neue Verwaltungschef den Applaus der Gemeinderäte und Ehrengäste entgegen, nachdem ihn Stadträtin Anke Schuster vereidigt und ihm die Amtskette umgehängt hat. Gut drei Wochen nach seiner Wiederwahl ist Eckart Würzner am Dienstagabend in seine dritte Amtszeit als Heidelberger Oberbürgermeister gestartet. In einer Sondersitzung des Gemeinderats wurde er offiziell ins Amt eingeführt. Würzner hatte in einem zweiten Wahlgang am 27. November 54 Prozent der Stimmen geholt. Die ehemalige baden-württembergische Wissenschaftsministerin Theresia Bauer war als Kandidatin der Grünen auf 42,4 Prozent gekommen.
Ausdrücklich übt Würzner in seiner ersten programmatischen Rede nach seiner erneuten Ernennung am Dienstag den Schulterschluss mit allen Mitbewerbern im Wahlkampf. Und er schwört auch den Gemeinderat auf Gemeinsamkeit und das Miteinander im Gestaltungswillen ein: „Lassen Sie uns Heidelberg gemeinsam in die Zukunft führen.“ In den USA beispielsweise sehe man deutlich, was es heiße, wenn sich eine Gesellschaft spalte. Die Welt werde nur noch aufgeteilt in richtig und falsch. „Niemand sollte dem Anderen seine Meinung als Richtschnur aufzwingen“, betont Würzner mehrfach mit Nachdruck.
Erster Bürgermeister Jürgen Odszwuck begrüßt die Gäste, gratuliert dem Wahlsieger nochmals und attestiert ihm Energie, Belastbarkeit, Idealismus, Überzeugungskraft und familiären Rückhalt. Die Karlsruher Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder lobt den Gestaltungswillen und die Erfolge Würzners: „Nach zwei Amtszeiten wissen alle, woran sie sind. Auch ich“, sagt sie schmunzelnd. Heidelberg sei ein Erfolgsmodell für Zusammenhalt, gegenseitigen Respekt und Innovation. Und sie nutzt die Gelegenheit zur Charme-Offensive, der Stadt für ihr Engagement in Sachen Ankunftszentrum auf PHV zu danken. Nach den diversen Konflikten um das Thema versagt der Gemeinderat ihr an dieser Stelle allerdings den Applaus.
SPD-Fraktionsvorsitzende Anke Schuster ist die Wunschkandidatin Würzners und gewählt vom Gemeinderat, um den alten, neuen OB zu vereidigen. „Der OB spricht mir jetzt nach – das passiert auch nicht immer“, schmunzelt sie. Und sie verleiht ihm den Ritterschlag: „Mit dir bekommt Heidelberg erneut einen OB, der sein Geschäft versteht“. Zwei Jahre habe er nicht zuletzt die Stadt souverän durch die Krise geführt. Aber auch sie fordert ein Aufeinanderzugehen und faires Ringen um das Beste für die Bürger ein. Beim Respekt und der Wertschätzung für die Person „sollten wir unbedingt auf Kontinuität setzen“.
Würzner zeigt sich mit ungebrochenem Tatendrang. „Du musst das wirklich wollen. Du löst dich als Privatperson auf“, lässt er ein bisschen in die Seele des Bürgermeisters und Wahlkämpfers blicken. Seit seiner Studentenzeit sei er nicht mehr so viel abends und nachts unterwegs gewesen, sagt der OB unter dem Lachen des Publikums. Seinen Wahlsieg wertet er auch als Vertrauensbeweis für die Arbeit der gesamten Stadtverwaltung. In seiner dritten Amtszeit werde er wie in den 16 zurückliegenden Jahren der Oberbürgermeister für alle Menschen in Heidelberg sein.
Gleichzeitig mahnt er, die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger nicht aus den Augen zu verlieren. Es seien weniger die 200-seitigen Konzepte als vielmehr der Supermarkt oder der Bäcker in der Nähe, der barrierefreie Bus, der passende Job in Reichweite von Wohnung und Kita, was die Leute umtreibe. „Darum müssen wir uns kümmern“, fordert Würzner.
Der soziale Zusammenhalt ist ihm eine Herzensangelegenheit. Auch den Familien mit geringerem Einkommen eine soziale Teilhabe zu ermöglichen, sei ihm jede Anstrengung wert.
Gleichwohl ist ihm der Klimaschutz die größte Herausforderung für die kommenden Jahre. Sei sie doch aber auch eine gute Möglichkeit für innovative Entwicklungen in der Stadt, in der Bildung und der Wirtschaft. Für die Verwaltung gibt er vollmundig die Erklärung ab: „Ich kann Ihnen garantieren: Die Stadt wird ab dem Jahr 2030 vollständig klimaneutral sein.“
Dritte Amtszeit
2030, am Ende seiner dritten Amtszeit, wird Eckart Würzner an Dienstjahren mit Reinhold Zundel gleichgezogen haben. Zundel war ebenfalls 24 Jahre, von 1966 bis 1990, Oberbürgermeister der Stadt Heidelberg.
Länger im Amt waren in den vergangenen zwei Jahrhunderten nur der Nationalliberale Karl Wilckens (1885-1913) und Carl Neinhaus. Letzterer war von 1928 bis 1945 für die NSDAP Stadtoberhaupt und 1952 bis 1958 als CDU-Mitglied.
Würzners Vorgängerin Beate Weber-Schuerholz (SPD) war zwei Wahlperioden im Amt, von 1990 bis 2006. bjz
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