Kompromiss - Providenzgarten soll zum Bürgertreff werden / Stadt und Kirche finden Lösung / Zwei Millionen Euro privat gespendet

Heidelberger Altstadt bekommt einen neuen Park

Von 
Eduard Ebert
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Der Providenzgarten soll zu einem Bürgerpark mitten in der Altstadt werden. © Rothe

Heidelberg. Die Altstadt behält eine Grünfläche – und bekommt einen Park: Die Stadt Heidelberg hat sich mit der evangelischen Kirche über die Nutzung des Providenzgartens geeinigt. „Nach konstruktiven Verhandlungen“, teilte die Stadt mit, habe sie „eine grundsätzliche Einigung über die Nutzung als Bürgerpark“ erzielt. Der Providenzgarten bleibt also erhalten und kann künftig als Park genutzt werden. Allerdings ist noch unklar, wann die Grünfläche ihr neues Gesicht bekommt.

Wie der Park konkret aussehen soll, ist ebenfalls noch unbekannt. Denn die Parkgestaltung muss mit dem Bauvorhaben der Kirche abgestimmt sein, die direkt neben dem künftigen Park ein neues Gemeindezentrum errichten wird, erklärte ein Stadtsprecher.

Bürgerinitiative gegründet

Eigentlich hatte die Kirche angekündigt, den Neubau der Hochschule für Kirchenmusik aus der Weststadt in den Providenzgarten zu setzen. Daraufhin ist ein Streit zwischen der Kirche, dem Verein Alt-Heidelberg und einer Bürgerinitiative entbrannt. Der Providenzgarten sei für den Verein Alt-Heidelberg die letzte Erinnerung an den kurfürstlichen Herrengarten, der sich ursprünglich an dieser Stelle befand. Die Bürgerinitiative beklagte vor allem, dass es zu wenige Grünflächen in der Heidelberger Altstadt gibt. Der Providenzgarten sei dafür aufgrund seiner Lage und seiner Größe von 1200 Quadratmetern perfekt geeignet. Nach einer Petition hat die Initiative angefangen, Geld zu sammeln: Insgesamt kamen 2,2 Millionen Euro von Mäzenen zusammen. Zwei Millionen Euro sollen für die Erbpacht verwendet werden, der Rest soll in die Neugestaltung des Parks investiert werden.

Für die Kirche ist dies ein Gewinn: Denn mit den sinkenden Mitgliederzahlen schwinden die Beiträge aus der Kirchensteuer. Deswegen steckt auch die evangelische Kirche in Heidelberg in der Krise. Sie musste bereits mehrere Kindergärten schließen und viele Gebäude in Erbpacht übergeben. Dies soll nun auch mit dem Providenzgarten geschehen: Er soll an die Stadt gehen. Diese soll daher für 99 Jahre 90 000 Euro jährlich zahlen – die ersten 20 Jahre sind mit dem gesammelten Geld der Bürgerinitiative bereits abgezahlt. Den konkreten Vertrag soll der Gemeinderat im Februar 2020 beschließen. Aus den Einnahmen will sie die bestehenden Gebäude sanieren und Neubauten anfertigen lassen. Die Hochschule für Kirchenmusik könnte nun stattdessen im Schmitthennerhaus in der Heiliggeiststraße unterkommen, schreibt die Kirche auf Anfrage dieser Zeitung. Auch die Geschäftsführerin des Café Schafheutle, Martina Schafheutle-Kübel, freut sich. Denn der Garten in ihrem Café grenzt direkt an den Providenzgarten an: „Ich finde das großartig! Dass so eine Lösung gefunden wurde, macht mich glücklich.“ Für Schafheutle-Kübel ist der Park nicht nur ein Gewinn für ihr Café, sondern vor allem für die Altstadt, die kaum Parks zum Erholen habe. Nach Angaben der Stadt wird allerdings nicht mit der Neugestaltung des Providenzgartens angefangen, bevor das neue Gemeindezentrum der Providenzkirche steht. Wann das Gemeindezentrum steht, ist derzeit noch unklar.

Die Providenzkirche und ihr Garten

Die Providenzkirche liegt in der Hauptstraße. Sie wurde von 1659 bis 1661 gebaut.

Neben der Heiliggeistkirche ist sie die zweite Kirche der Heidelberger Protestanten.

Der Kurfürst Ottheinrich begann Ende des 16. Jahrhunderts damit, einen Garten mit exotischen Gewächsen anzulegen.

Als der Hortus Palatinus angelegt wurde, wurde der Providenzgarten nur noch als Zier- und Nutzgarten gebraucht.

Freier Autor Stipendiat der Journalisten-Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung Frührechercheur bei der Deutschen Presse-Agentur

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