Airfield - Projekt-Team konkretisiert Pläne für einen Ausbau des Areals zum Landwirtschaftspark

Heidelberger Airfield: Vom Militärgelände zum Landwirtschaftspark?

Von 
Dirk Timmermann
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Wie geht es mit dem Airfield in den Pfaffengrunder Feldern weiter? Dieser Frage stellt sich die IBA. Antworten finden die Besucher vor Ort auf Infotafeln – auf ihnen sind Überlegungen zum Ausbau eines Landwirtschaftsparks abgebildet. © Philipp Rothe

Heidelberg. Wo einst amerikanische Flugzeuge landeten, könnte in Zukunft ganzheitlich Landwirtschaft betrieben werden. Das Heidelberger Airfield, 15,6 Hektar groß und bis 2013 Anlaufpunkt für Hubschrauber und Kleinflugzeuge der US-Armee, bildet das Herzstück eines möglichen „Landwirtschaftsparks“. Eingerahmt von den Stadtteilen Kirchheim, Pfaffengrund sowie Eppelheim und dem Patrick-Henry-Village warten insgesamt 400 Hektar Fläche mit vorwiegend landwirtschaftlicher Nutzung auf eine Weiterentwicklung. „Landwirtschaft ist essenziell, um unser aller Leben zu ermöglichen“, sagte Steffen Becker bei der offiziellen Vorstellung des Projekts am Samstag.

Beteiligte frühzeitig eingebunden

Angestoßen wurde es von Becker, dem Landschaftsarchitekten und Gründer der Kreativagentur „PLAN:KOOPERATIV“ 2013, zusammen mit Wolfgang Roth und Oskar Habich. Zu oft würden landwirtschaftliche Flächen verbraucht, Ausgleichsmaßnahmen führten vielmals zu weiterem Verlust, beklagte Becker. Die Entwicklung des Areals zu einem Landwirtschaftspark biete die Chance, dem Trend entgegenzuwirken und soziale, ökologische und ökonomische Aspekte zu vereinen.

Mit ihrer Idee hatte sich das Trio bei der Internationalen Bauausstellung (IBA) beworben, die seit 2012 in Heidelberg aktiv ist. Das Projekt stieß auf Gegenliebe, woraufhin weitere Experten involviert wurden. „Entscheidend sind die Akteure vor Ort“, so Landschaftsarchitekt Moritz Bellers, der das Projekt bei der IBA betreut. Landwirtschaft müsse im Kontext betrachtet werden. Daher sei man frühzeitig auf die Landwirte zugegangen, habe zehn Workshops organisiert. Auch Stadtteilvereine und Naturschutzorganisationen wurden einbezogen. „Natürlich sind die Interessen manchmal gegensätzlich“, weiß Bellers. So äußerten Umweltschützer Sympathien für einen Landschaftspark, während sich die Bauern durch die Initiative eine Rückgabe von Flächen an die Landwirtschaft erhofften, außerdem Stellplätze für ihr Gerät.

Nach internen Projektgruppensitzungen und einem Gemeinderatsbeschluss von 2019, der in ein Prüfungs- und Planungsgutachten mündete, ist die Vorstellung von einem Landwirtschaftspark inzwischen konkreter geworden. Zum modernen Zusammenspiel städtischer und ländlicher Belange gehören nach den Vorstellungen der Planer etwa Themen wie ökologischer Landbau, mobile Tierhaltung und eine solidarische Nahrungsmittelerzeugung. Auch hochinnovative Verfahren sollen zum Einsatz kommen, etwa eine Methode, die „Agroforst“ heißt. Bei dieser Form der Landnutzung wird Ackerbau mit der Anpflanzung von Bäumen und Sträuchern auf derselben Fläche kombiniert. Inwiefern sich Stoffkreisläufe nutzen lassen, erläuterte beim „Tag auf der Landebahn“ Undine Giseke. Die Berliner Professorin ist Kuratoriumsvorsitzende der IBA.

Die Weiterentwicklung des 73 Fußballfelder messenden Areals rund um das Airfield – der letzten noch freien Konversionsfläche der Stadt – erfüllt nach Ansicht der Initiatoren auch eine soziale Funktion: Weil Bahnstadt und Patrick-Henry Village räumlich näher „heranrücken“, verbindet ein künftiger Landwirtschaftspark de facto auch Stadtteile. Naherholung könnte hier möglich werden.

Ob das Projekt in dieser Form realisiert wird, ist derzeit noch offen. 2014 wurde das Airfield an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben übergeben. Das Konzept für den weiteren Planungs- und Beteiligungsprozess steht noch aus. Geprüft wird jedoch auch ein alternativer Vorschlag zur Nachnutzung: Die Ansiedlung einer Zeppelin-Erlebniswelt ist Ziel des Investors „Hangarworld“.

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