Heidelberg. Vier Klaviere sollen eigentlich derzeit in Heidelberg zum Musizieren im öffentlichen Raum einladen. Allerdings muss die Stadt die Position des Klaviers auf dem Friedrich-Ebert-Platz schon nach kurzer Zeit überdenken. Eine Anwohnerin im betreuten Wohnen beschwerte sich bei der Eröffnung der Musik-Aktion bereits nach wenigen Takten, die Pianist Joannis Schadeck spielte, und störte auch nachfolgend deutlich vernehmbar die Veranstaltung.
Wir prüfen gerade die Aufstellung des Klaviers an der gegenüberliegenden Seite des Platzes, um die Situation zu entspannen.
„Offensichtlich stellt die Klaviermusik für sie persönlich eine große Belastung dar“, schreibt die Sprecherin der Stadt Heidelberg, Nina Flosdorff-Stöber, auf Nachfrage dieser Redaktion. Aufgrund dessen habe die Stadt dafür gesorgt, dass die Tastatur des Klaviers noch am selben Tag abgeschlossen wurde: „Wir prüfen gerade die Aufstellung des Klaviers an der gegenüberliegenden Seite des Platzes, um die Situation – auch für Passanten, die gerne spielen oder zuhören möchten – zu entspannen.“
Seither ist das Klavier mit einer Plane abgedeckt. Um das Wohl der Anwohner zu schützen, seien die Klaviere, die auch auf dem Theaterplatz, am Neckarstrand und in der Kleinen Plöck stehen, jeweils nur in der Zeit von 8 bis 22 Uhr bespielbar. Paten sorgen dafür, dass die Klaviere in der übrigen Zeit abgeschlossen sind.
Klaviere in Heidelberg: „Fantastisches Klavierspiel“ kommt nicht bei jedem gut an
„Das war ein fantastisches Klavierspiel und ist gut angekommen“, sagt derweil Guiseppe Ostellari, Geschäftsführer des „Art. 5 GG Bacareto“-Biergartens auf dem Friedrich-Ebert-Platz und Pate des dortigen Klaviers. Er weiß schon, dass die Stadt einen Platz auf der anderen Seite des Areals für das Klavier sucht – aber er geht davon aus, dass das aufgrund der deutschen Bürokratie noch etwas dauern könnte.
Wenige Meter weiter auf dem Theaterplatz steht am Montagabend das Klavier dort allerdings doch einsam und verlassen. Zwar sitzen etliche Menschen bei Temperaturen deutlich jenseits der 30 Grad unter den schattenspendenden Bäumen, doch Musik ist ebenfalls von hier nicht zu hören. Auch in der Kleinen Plöck sieht es nicht anders aus. Hier ist das Klavier, wie auf dem Friedrich-Ebert-Platz, mit einer Plane abgedeckt: „Je nach zeitlicher Verfügbarkeit der Paten an den Standorten kann es aber dazu kommen, dass die Klaviere später aufgeschlossen und früher abgeschlossen werden“, erklärt Nina Flosdorff-Stöber.
Stadt Heidelberg hat zu den Klavieren noch keine negativen Rückmeldungen erhalten
Bisher, so die Rückmeldung von der Stadt, seien die Klaviere von den Passanten gut angenommen worden. Negative Rückmeldung von Anwohnern, die sich durch die Musik oder musikalische Kakophonie gestört fühlen, seien im Rathaus bisher nicht angekommen. Gerade bei der Eröffnung hätten zahlreiche Zuhörer dem spontanen Konzert beigewohnt.
Das Ziel von „Pianos unter freiem Himmel“ sei es, im Rahmen des städtischen Programms „Mittendrinnenstadt“ das Zentrum von der Altstadt über Bergheim bis zum Hauptbahnhof zu stärken und die Aufenthaltsqualität des öffentlichen Raumes zu erhöhen. Dieses werde vom Bundesprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ gefördert. Das bis zu diesem Jahr laufende Förderprogramm hat ein Volumen von insgesamt 5,5 Millionen Euro. „Mit der Klavier-Aktion möchte die Stadt Menschen zusammenbringen, kreative Begegnungen schaffen, Musik für alle erlebbar machen und den öffentlichen Raum beleben“, verdeutlicht Nina Flosdorff-Stöber.
Laut Peter Hoffmann, dem stellvertretenden Leiter des Amtes für Stadtentwicklung und Statistik, sei die Aktion „ein wunderbares Beispiel dafür, wie das ,Mittendrinnenstadt‘-Programm kreative Impulse setzt und den öffentlichen Raum für alle Bürger und Besucher erlebbarer macht. Besonders schön ist, dass hier Raum für Spontanität entsteht – für kleine Konzerte, überraschende Begegnungen und neue Formen des Miteinanders.“
Klaviere werden nach dem Sommer entsorgt
Dafür nimmt die Stadt eine niedrige vierstellige Summe in die Hand, um etwa die Kosten für den Transport, das Branding auf den Klavieren und deren spätere Entsorgung zu finanzieren. Die Instrumente wurden von Musik Lutz in Mannheim gestiftet. Bis zu ihrer Aufstellung in der Heidelberger Innenstadt fungierten sie dort als Ausstellungsstücke und wären laut Nina Flosdorff-Stöber ansonsten entsorgt worden. Die Erfahrung aus anderen Kommunen zeige, dass den Klavieren trotzdem keine allzu lange Lebenszeit mehr vergönnt ist: „Nach sechs bis acht Wochen sind sie durch Witterung und Vandalismus nicht mehr bespielbar.“
Soweit ist es aber noch lange nicht. Die Pianos werden also noch einige Wochen zum Musizieren und Zuhören einladen. Zwar stehen sie etwas abseits der Plöck, der Heidelberger Einkaufsmeile, doch ist die Entfernung nicht so groß, als dass man den Umweg nicht auf sich nehmen könnte. Entscheidend für die Positionierung der Klaviere war für die Stadt übrigens ein recht banaler Grund: „Ausschlaggebend war, dass die Stadt jeweils Paten gefunden hat, die während der Aktion die Pianos morgens aufschließen, die Plane entfernen und sie abends wieder abschließen und verhüllen.“ Neben Ostellari sind dies Tegut sowie der Verein Neckarorte.
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