Mobilität

Gleich zwei Heidelberger Initiativen drehen das ganz große Rad

Von 
Bernhard Zinke
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Heidelberg. Eine Stadt sattelt auf. Gleich zwei Initiativen protestieren aktuell in Heidelberg für eine zügige Verkehrswende und fordern Vorfahrt fürs Fahrrad. Die Gruppe „Radentscheid“, hinter der 35 Unterstützergruppen stehen, strengt ein Bürgerbegehren an, um die Stadt weg vom Stückwerk zu einem ganzheitlichen Radverkehrskonzept zu bewegen. Auch der ADFC macht sich mit einem Bündnis von Vereinen, Parteien und Studierenden Vertretern für die schnellere Umsetzung des Radschnellwegs stark – zumindest dort, wo es ohne planungsrechtliche Hürden geht. Angemeldet ist eine Fahrraddemo für den 4. Juli – ausgerechnet auf der A 656 von Heidelberg nach Mannheim.

Es sei ja nicht so, dass in Heidelberg nichts passiere für die Radler, findet Radentscheid-Sprecher Dominic Egger. Das sei allerdings alles Stückwerk. Ihm fehlt das Gesamtkonzept für den Ausbau des Radnetzes. Die Radwege sind nicht breit genug, die Kreuzungen nicht sicher genug, und Fahrradabstellplätze fehlen auch. Auf ihrer Internetseite www.radentscheid-hd.de bündelt die Gruppe acht Kernforderungen und sammelt dafür Unterschriften. 8000 braucht sie, um Stadt und Politik zum Handeln zu zwingen. 10 000 Unterschriften sind allerdings das Ziel. Binnen zwei Wochen habe man schon mehr als zehn Prozent davon beisammen, berichtet Egger. Bis Juli hat die Gruppe Zeit, verbindet Unterschriftensammlungen auch immer wieder mit Aktionen. So radelten zum Auftakt der Aktion am 16. Mai 650 Radfahrer fast durch die ganze Stadt. „Es war eine der größten Raddemos der vergangenen Jahre“, freut sich Egger.

Pop-up-Spur eingerichtet

Am 6. Juni, dem Sonntag nach dem Weltfahrradtag am 3. Juni, will die Gruppe eine geschützte Pop-up Fahrradspur auf dem Czernyring in Bergheim einrichten. So soll den Radfahrern vermittelt werden, wie es sich anfühlt, auf einer solchen baulich gesicherten Spur unterwegs zu sein. „Heidelberg hat einen grünen Ruf. Das spiegelt sich auf Heidelbergs Straßen nicht unbedingt wider. Wir wollen, dass Ruf und Realität zusammenpassen“, sagt Egger. Und: Man stelle sich nicht auf eine Kurzstrecke, sondern auf eine lange Distanz ein. Nicht nur drei Monate Unterschriften sammeln, sondern die Umsetzung begleiten und dem Thema Radverkehr immer wieder neuen Rückenwind geben.

Ebenfalls zur Verkehrswende drängt der ADFC. Sein Bündnis mit den Studierendenvertretungen aus Heidelberg und Mannheim, den Heidelberger Grünen und der GAL, der SPD und dem Radsportverein Heidelberg plant einmal mehr eine große Fahrraddemo am 4. Juli. Und zwar auf der A 656 von Heidelberg nach Mannheim. Ob das genehmigt wird, ist noch nicht klar. Am Mittwoch soll es ein Koordinationsgespräch mit den Behörden geben. Dort gibt es Bedenken wegen der sogenannten „Flüssigkeit des Verkehrs“, die in der Straßenverkehrsordnung festgezurrt ist – allerdings nur die Flüssigkeit des KfZ-Verkehrs meint. Schon 2019 gab es eine Raddemo, die auf der A 656 stattfinden sollte, aber nur bis nach Wieblingen genehmigt worden war.

Es ist die Symbolkraft, die die schnurgerade Strecke von Heidelberg nach Mannheim so ideal macht für diese Demo. Soll doch der Radschnellweg Rhein-Neckar ebenfalls die bisherige kantige Streckenführung der Radwege beseitigen und gerade Verbindungen schaffen. Außerdem bedeute Verkehrswende, dass der Autoverkehr auch mal was abgeben müsse. Und da bedeute eine Raddemo eine Sperrung für Autos von vielleicht einer oder zwei Stunden – das sei verschmerzbar an einem Sonntag auf einer Pendlerroute, findet Michael Fröhlich, Sprecher des ADFC.

Start und Finale beim Stadtradeln

Auch den Termin der Raddemo am 4. Juli hat das Bündnis mit Bedacht gewählt: Der Tag ist zum einen Auftakt des Stadtradelns in Heidelberg, also dem Wettbewerb um die meisten Radkilometer binnen 21 Tagen in einer Kommune. In Mannheim ist es dagegen der letzte Tag und damit nochmal ausreichend Gelegenheit, Kilometer auf den Tacho zu bekommen – etwa durch einen Ausflug nach Heidelberg und dann zurück mit der Raddemo nach Mannheim, hofft Fröhlich auf Unterstützung aus der Quadratestadt.

An der Streckenführung über die A 656 will das Bündnis unbedingt festhalten – zur Not solle die Autobahn als Pop-up-Radweg über den Klageweg erkämpft werden.

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen

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