Es sind Pläne, die nicht uneingeschränkt auf Begeisterung stoßen: Der Investor "Roland Ernst Entwicklungs GmbH" möchte das "Marriott"-Hotel in Bergheim durch einen Neubau erweitern. Auf der derzeit weitgehend unbebauten Fläche zwischen dem Hotel und dem "IBM-Gebäude" in der Vangerowstraße sollen 140 neue Zimmer sowie im Erdgeschoss ein weiteres Restaurant, Bars und Konferenzräume entstehen. Rund zwei Dutzend Gegner des Hotelanbaus demonstrierten im Vorfeld der jüngsten Sitzung des Gemeinderats vor dem Rathaus lautstark gegen das Projekt - genutzt hat es indes nichts: Das Gremium billigte später nach langer Diskussion mit 23 Ja-Stimmen bei 16 Gegenstimmen und einer Enthaltung den Entwurf des vorhabenbezogenen Bebauungsplanes.
Der Investor hat damit die Möglichkeit, Bauanträge einzureichen. Vorbereitende Arbeiten können durch das Baurechtsamt der Stadt bereits genehmigt werden. Die endgültige Entscheidung über das Projekt steht allerdings noch aus. Damit wird sich der neu zusammengesetzte Gemeinderat beschäftigen. Der Hotelanbau soll rund ein Drittel der Fläche des Penta-Parks einnehmen. Der Investor verpflichtet sich, den weiterhin bestehenden Teil der Grünanlage aufzuwerten.
"Hingucker" oder "Querriegel"?
Der Gemeinderat stimmte zudem einem Antrag der SPD-Fraktion zu: Demnach soll sich die Fassade "am bestehenden Gebäude" orientieren. Das beste Konzept soll durch einen Fassadenwettbewerb gefunden werden, schlugen die Sozialdemokraten vor - an die Zustimmung zu dem Antrag knüpften einige SPD-Räte ihr "Ja" zu dem Entwurf. Vier von ihnen votierten schließlich gemeinsam mit CDU, FDP, Freien Wählern, Heidelbergern und Oberbürgermeister Eckart Würzner dafür. Ohne die Stimmen der Sozialdemokraten hätten die Befürworter keine Mehrheit gehabt.
"Der Anbau tut dem Viertel, der Hotellandschaft und Bergheim gut", sagte Jan Gradel (CDU). "Das ist ein total verwildertes Areal, auf dem sich kaum Menschen bewegen." Ein Anbau bedeute eine "wesentliche Aufwertung", zudem entstünden neue Arbeitsplätze in der Stadt. Geplant sei ein Aufenthaltspunkt für alle Bürger am Neckar, nicht nur für Hotelgäste, merkte Gradel an. "Wir haben bisher keinen Park, sondern ein verwildertes Stück", pflichtete Margret Hommelhoff (FDP) bei. "Die Fassade ist ein echter Hingucker", sprach sich auch Wolfgang Lachenauer (Die Heidelberger) für das Projekt aus - mit der ursprünglich geplanten Architektur: "Sind wir doch mal ein bisschen mutig!"
Es sei "fadenscheinig", zu argumentieren, der Park sei verwildert und müsste daher für eine Bebauung genutzt werden, bemängelte Judith Marggraf (Grün-alternative Liste): "Die Stadt ist ihrem Auftrag nur wenig nachgekommen", kritisierte sie. Für die Pflege und Erhaltung der Grünfläche ist die Stadt zuständig. Diese Verantwortung könne nun nicht einfach privatisiert werden. "Wenn wir diesen siebengeschossigen Querriegel erlauben, geht ein ganzes Stück des identifikationsstiftenden Stadteingangs verloren", sagte Marggraf. Diese Stelle sei "eine der wenigen Flächen, wo die Stadt am Fluss noch gestaltet werden kann".
Von einem "Fremdkörper am Eingang der Stadt", sprach Vassilios Loukopoulos (Heidelberg Pflegen und Erhalten) - er votierte ebenfalls gegen das Projekt wie Kurt Weiler-Lorentz (Bunte Linke/Linke). "Es ist inakzeptabel, noch weitere Fläche und Grün zuzubauen", sagte Weiler-Lorentz. Auch die Frage, inwiefern der Weg entlang des Neckars künftig weiter für Bürger genutzt werden könne, wurde aufgeworfen. "Die Fahrrad- und Fußgängerachse muss sichergestellt werden", sagte Würzner. Das sei "ganz wichtig" und mit dem Investor auch so vereinbart worden.
Das Bauvorhaben war bereits vor einem Jahr nach Protesten von Anwohnern und Naturschützern deutlich abgespeckt worden. Auch der Bezirksbeirat Bergheim hatte Bedenken geäußert. Der Park sei für die Anwohner Bergheims das "letzte Stückchen grün", ein "Naherholungsgebiet", begründete etwa der Naturschutzbund (NABU) seine ablehnende Haltung. Diese Grünflächen förderten "eine Verbesserung unseres Stadtklimas".
Erweiterung "Marriott"-Hotel
Die "Roland Ernst Entwicklungs GmbH" plant, das "Marriott"-Hotel in der Vangerowstraße in Bergheim um einen siebengeschossigen Neubau zu erweitern.
Dort sollen neben 140 Übernachtungszimmern ein weiteres Restaurant, Bars und Konferenzräume entstehen.
Am Neckarufer ist eine Terrasse geplant, die zum überwiegenden Teil nicht nur Hotelgästen offen stehen soll.
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