Der 19. Januar kommt plötzlich und unerwartet. Jedes Jahr. Wichtig ist der Stichtag allerdings für die Besitzer des grauen oder rosafarbenen Führerscheins. Denn jahrgangsweise wird die Fahrerlaubnis an diesem Tag ungültig und muss gegen einen neuen, europaweit gültigen Kartenführerschein umgetauscht werden. Aktuell sind die geburtenstarken Jahrgänge an der Reihe – in diesem Jahr die Menschen, die zwischen 1965 und 1970 geboren sind. Und wie in jedem Jahr kurz vor dem Stichtag verzeichnen die Führerscheinstellen der Rathäuser und Landratsämter einen großen Andrang. Nahezu alle Behörden in der Region winken ab: Es gibt keine freien Termine mehr in den kommenden eineinhalb Wochen.
Ludwigshafen: „Auch dieses Jahr erhält der Bereich Straßenverkehr gegen Ende der jeweiligen Fristen immer mehr Anfragen bezüglich Terminvereinbarungen zum Umtausch des alten Führerscheins in das Kartenformat“, schreibt die Stadt auf die Anfrage dieser Redaktion. Die Führerscheinstelle hat wegen des Umtauschs sogar extra aufgestockt und 2,75 Stellen neu für diese Aufgabe geschaffen. In der Regel müssen die Bürgerinnen und Bürger in Ludwigshafen etwa drei Monate auf einen Termin warten. Allerdings können auch jetzt schon spätere Jahrgänge den Umtausch beantragen. Allerdings seien die Kolleginnen und Kollegen derzeit mit den Jahrgängen 1965 bis 1970 vollauf ausgelastet.
Genau beziffern kann die Führerscheinstelle der Stadt Ludwigshafen nicht, wie viele Menschen in der Stadt ihren alten Führerschein umtauschen müssen. Viele Inhaber seien eventuell schon umgezogen oder verstorben oder hätten ihren Führerschein in einer anderen Stadt gemacht. Es lasse sich nur über die Bundesstatistik annähernd herunterrechnen, dass in Ludwigshafen insgesamt geschätzt 86 000 Führerscheine – über alle Jahrgänge hinweg bis Ende des Jahres 2032 – umgetauscht werden müssen.
Rhein-Neckar Kreis: Nach Angaben des Landratsamts sind rund 17 000 Autofahrer zwischen 1965 und 1970 verpflichtet, ihren „Lappen“ umzutauschen. Und die Betroffenen kommen ihren Verpflichtungen auch nach, wie Sprecherin Silke Hartmann sagt. Im vergangenen Jahr seien 17 294 Umtauschanträge bearbeitet worden. Zwar stiegen die Fallzahlen in Richtung Stichtag regelmäßig. Dennoch seien es bis Mitte des Jahres schon 9378 Anträge gewesen. Aktuell kommt es auch im Landratsamt zu Wartezeiten über den 19. Januar hinaus. Deshalb bittet die Behörde vor allem mit Blick auf die folgenden Jahre: Rechtzeitig vor Fristende Termin buchen und nicht bis zum Stichtag warten. Die Umtausch-Aktion läuft bis 2032.
Der Umtausch
- Benötigt werden ein Reisepass oder Personalausweis, ein biometrisches Passbild und der alte Führerschein.
- Wer mittlerweile umgezogen ist, benötigt eine Karteikartenabschrift der ausstellenden Behörde. Die lässt sich meist per Post, telefonisch oder online beantragen.
- Der Umtausch kostet 25 Euro.
- Der neue Führerschein ist 15 Jahre gültig und kann danach erneuert werden – derzeit noch ohne Gesundheitsüberprüfung.
- Von der Antragstellung bis zur Auslieferung kann es bis zu sechs Wochen dauern.
Heidelberg: Auch die Stadt am Neckar tut sich schwer, die Anzahl der noch im Umlauf befindlichen Papierführerscheine zu beziffern. Was die Statistik allerdings hergibt: Im gesamten Jahr 2023 sind insgesamt 800 Fahrerlaubnisse der Jahrgänge 1965 bis 1970 im Heidelberger Rathaus umgetauscht worden. Hier gebe es auch noch verfügbare Termine. Sie können online unter termin.heidelberg.de gebucht oder direkt in der Führerscheinstelle oder einem Bürgeramt vereinbart werden.
Kreis Bergstraße: Im Heppenheimer Landratsamt wird die Anzahl der Menschen mit grauem oder rosafarbenem Führerschein in den betreffenden Jahrgängen auf etwa 9000 bis 12 000 Bürgerinnen und Bürger geschätzt, wie Dezernent Matthias Schimpf sagt. Auch hier gibt es einen Ansturm – und keinen Termin mehr bis zum 19. Januar.
Das ist zu beachten: Aus Sicherheitsgründen werden europaweit alle Führerscheine vereinheitlicht. In Deutschland betroffen sind alle Führerscheine, die vor dem 19. Januar 2013 ausgestellt wurden. Dabei gehen die Behörden staffelweise vor. Zuerst werden die grauen und rosafarbenen „Lappen“ ausgewechselt: Im kommenden Jahr sind die Jahrgänge 1971 und jünger an der Reihe. Ab 2026 die Kartenführerscheine, die ab 1999 ausgestellt wurden. Zuletzt sind die Menschen an der Reihe, die vor 1953 geboren wurden. Sie müssen bis zum 19. Januar 2033 umtauschen.
Wer’s nicht mehr rechtzeitig schafft, einen Termin zu bekommen, mag sich trösten. Wer mit altem „Lappen“ erwischt wird, muss eine Strafe von zehn Euro zahlen. Die Sache wird lediglich als Ordnungswidrigkeit gewertet. Dies gilt allerdings nicht für Lkw-Fahrer. Da ist das Versäumnis des vergessenen Führerschein-Umtauschs eine Straftat. Eine Übergangsfrist gibt es nicht mehr. Die gab es nur während der Pandemie-Jahre.
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