Medizin - Medizin: Forscher des Uniklinikums Heidelberg und der Universität Regensburg registrieren deutlich höhere Neigung / Mehr Betroffene in den USA

Forscher aus Heidelberg und Regensburg: Krebs-Diagnose vergrößert Suizid-Risiko

Von 
Michaela Roßner
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Eine Krebs-Diagnose ist ein gravierender Einschnitt im Leben. Eine psychologische Betreuung kann Ängste auffangen. © Christin Klose (dpa)

Heidelberg/Regensburg. Die Diagnose Krebs löst Zukunftsängste, psychische Erschöpfung sowie depressive Symptome aus – und verdoppelt das Suizid-Risiko. Besonders gefährdet sind Menschen in den USA sowie Alleinstehende. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher des Universitätsklinikums Heidelberg und der Universität Regensburg, Analysiert haben sie die Daten von 47 Millionen Krebspatienten weltweit.

Ein interdisziplinäres Team unter Leitung von Corinna Seliger-Behme, Oberärztin an der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD) hat mit Kolleginnen und Kollegen der Abteilungen für Psychiatrie und Epidemiologie der Uni Regensburg Häufigkeiten und Risikofaktoren für Suizidalität bei Krebspatienten untersucht, teilt die UKHD-Pressestelle mit.

„Patientinnen und Patienten mit einer prognostisch besonders ungünstigen Krebserkrankung und solche, deren Krebsdiagnose weniger als ein Jahr zurücklag, zeigten in unserer Studie ein 3,5 beziehungsweise dreifach erhöhtes Suizidrisiko im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung. Ein auffällig hohes Suizidrisiko war zudem bei Krebspatienten in den USA im Vergleich zu europäischen Krebspatienten zu beobachten“, berichtet Seliger-Behme: „Eine mögliche Erklärung kann in der nicht flächendeckend vorhandenen gesetzlichen Krankenversicherung in den USA gesehen werden. Eine Krebserkrankung ist für amerikanische Patienten daher besonders häufig mit hohen finanziellen Belastungen verbunden und einem erschwerten Zugang zu Hilfsangeboten wie einer psychologischen Beratung“, sagt Michael F. Leitzmann, Direktor des Instituts für Epidemiologie und Präventivmedizin der Uni Regensburg.

Das Suizidrisiko steht also offenbar in engem Zusammenhang mit Risikofaktoren wie etwa der Prognose der Krebserkrankung. Auch das Krankheitsstadium, die Zeit seit Bekanntwerden der Krebsdiagnose, der Familienstand oder der Wohnort spielen dabei eine Rolle.

Verheiratete Krebspatienten wiesen demnach eine niedrigere Suizidsterblichkeit auf als unverheiratete alleinlebende Krebspatienten. Aus Studien sei bereits bekannt, dass verheiratet zu sein suizidpräventiv wirkt, was vermutlich darauf beruhe, dass der Partner eine Stütze bei der Bewältigung einer Krebsdiagnose sein kann. Aufgrund fehlender Daten sei es allerdings nicht möglich gewesen, das Suizidrisiko von Krebspatienten zu bewerten, die in einer Beziehung leben – aber nicht verheiratet sind. Die Ergebnisse der Studie ließen sich zudem nicht auf alle Länder weltweit übertragen, da für die Auswertung primär Daten aus Industrienationen verfügbar gewesen waren.

Weitere Studien sollen auf Grundlage dieser Ergebnisse die Entstehung von Angst und Depression bei Krebspatienten genauer untersuchen. „Ein Suizid kann häufig verhindert werden, wenn entsprechende Gedanken offen angesprochen werden und frühzeitig eine psychoonkologische oder sogar psychotherapeutische Betreuung eingeleitet wird.“, sagt Oberarzt Till Johannes Bugaj, Leiter des psychoonkologischen Beratungsdienstes am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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