Überzeugende Argumente standen am Sonntag in der Heidelberger Peterskirche auf der Tagesordnung: Das Finale der Campus-Debatte Heidelberg haben acht junge Menschen beim Wettbewerb im British Parliamentary Style (BPS) aus 120 Teilnehmenden erreicht. Organisiert wurde die dreitägige Veranstaltung vom Debating Club Heidelberg. Pascal Beleiu führt als Moderator durch den Nachmittag.
Gerade mal 15 Minuten haben die Studierenden Zeit, sich auf das Thema vorzubereiten: Ist die Idee eines Lebens nach dem Tod, wie sie in vielen Religionen propagiert wird, sinnvoll oder nicht? Jede Rede darf nicht länger als sieben Minuten dauern. „Wenn man der Gegenseite nicht zuhört, kann man mit ihnen nicht auf einer rationalen, argumentativen Ebene interagieren“, sagt Till Beese, Schatzmeister des Debating Clubs. „Neben dem, dass es Spaß macht, zwingt es uns dazu, wirklich zu lernen, mit Argumenten umzugehen“, sagt die Vorsitzende Luisa Jacobi.
Die Ehrenjury besteht aus namhaften Persönlichkeiten. Neben „Mannheimer Morgen“-Chefredakteur Karsten Kammholz, Dagmar Schmidt, Studioleiterin des SWR in Mannheim, Kulturamtsleiterin Andrea Edel, Anahita Azizi, Referentin der Initiative „Frauen Leben Freiheit Rhein-Neckar“ gehören auch Karl A. Lamers, unter anderem ehemaliges Mitglied des Deutschen Bundestags, und Anna Markus, zweimalige Vizemeisterin bei der Deutschsprachigen Debattiermeisterschaft im BPS, dazu. Kammholz erzählt gut gelaunt, dass er bereits vor zwei Jahren das Glück hatte, als Ehrenjuror dabei zu sein.
Die Heidelbergerin Constanze Keck macht den Anfang. Sie ist gegen das Konzept, ein Leben nach dem Tod zu propagieren. Denn wenn man wisse, dass man nur ein Leben hat, wüsste man dieses besser zu schätzen und würde mehr daraus machen, statt auf ein besseres Dasein im Jenseits zu hoffen. Ihr Teamkollege Tim Reitze ist davon überzeugt, dass man so Kriege und Terroranschläge verhindern kann, wenn durch Religion die Aussicht auf den Märtyrertod wegfalle.
Gute Vorbereitung zählt
Agata Konopka gibt zu bedenken, dass es in dem Konzept lediglich Himmel und Hölle gibt, und es besser sei, sich mit der Endlichkeit des Lebens zu beschäftigten als damit, in der Hölle zu verbrennen. Teamkollege Felix Reischl betont, dass die Kirchen die Angst vor dem Fegefeuer nutzten, um Menschen dazu zu bringen, mit Geld ihr Seelenheil zu erkaufen, unabhängig davon, ob sie die Kapazitäten haben oder nicht.
Auch die Opposition hat sich gut vorbereitet. Barbara Neuwirth warnt, dass nicht alle Menschen die Mittel haben, ihr Leben voll auszukosten und die Aussicht auf ein Leben nach dem Tod Trost spenden könne. Ihr Teamkollege Victor Bervoets erklärt, dass die wenigsten Menschen religiöse Fanatiker seien und der Glaube an ein Leben nach dem Tod Trost spenden könne. Jan-Gunther Gosselke sieht in der Religion ein moralisches Regelwerk, das den Menschen erklärt, was okay ist und was nicht. Gleichzeitig spende die Idee vom Leben nach dem Tod Hoffnung und Seelenheil, argumentiert er in seiner humorvollen Rede. Chiara Throner aus Potsdam berichtet, wie sehr ihr der Glaube als Neunjährige geholfen habe, den Tod ihres Opas zu verarbeiten. Angst, in die Hölle zu kommen, müsse man nicht haben, denn wenn man seine Sünden bereue, verzeihe Gott sie, sagt die 24-Jährige. „Ich kann jetzt ein gutes Leben führen und auch nach dem Tod.“ Für ihre leidenschaftlichen Ausführungen kürt die Ehrenjury sie für die beste Einzelrede.
Die Berliner Konopka und Reischl gewinnen schließlich als Team, so die Studentenjury. „Wir haben schon kleinere Turniere gewonnen“, erzählt der 23-Jährige. Mit dem Thema ist auch die 22-Jährige gut zurechtgekommen. „Es ist ein Thema, das öfter vorkommt.“ Neuwirth und Bervoets aus Wien schmieden schon die nächsten Pläne. „In zwei Wochen ist das nächste Turnier in Würzburg“, verrät die 28-Jährige und lächelt. Keck und Reitze, die auch privat ein Paar sind, zeigen sich nicht enttäuscht. „Es ist schön, dass wir ins Finale gekommen sind“, sagt die 30-Jährige, die aktuell promoviert. Der 28-Jährige betont, dass jeder, der im Finale ist, sehr gut im Debattieren ist. „Da kann alles passieren“, sagt der Mathematikstudent. „Man hat eine Chance von 1:4.“
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