Eppelheim/Neckarsulm. Nach den Explosionen von Postsendungen bei ADM Wild in Eppelheim und der Lidl-Zentrale in Neckarsulm (Kreis Heilbronn) hat das Landeskriminalamt (LKA) Baden-Württemberg am Donnerstag eine Sonderkommission gegründet. Die Ermittler würden bei den Vorfällen in den Unternehmen der Lebensmittelbranche am Dienstag und Mittwoch von einem Tatzusammenhang ausgehen, bestätigte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Heidelberg. In der Nacht auf Freitag gelang es den Beamtinnen und Beamten, eine weitere Postsendung in einem Paktverteilzentrum beim Flughafen München abzufangen und zu entschärfen.
Wie die Staatsanwaltschaft und das LKA in einer gemeinsamen Mitteilung bekannt gaben, war die Sendung an ein Lebensmittelunternehmen mit Sitz in Bayern adressiert. Teil der Ermittlungsgruppe sind laut Mitteilung Beamte des LKA sowie der Polizeipräsidien Heilbronn, Mannheim und Ulm. Mehr als 100 Beamtinnen und Beamten würden nun „auf Hochtouren“ ermitteln, heißt es weiter. Zur Täterschaft und auch zu den Motiven der Absender liegen bislang jedoch noch keine Erkenntnisse vor. Eine Prüfung sämtlicher an den Tatorten und der entschärften Sendung gesicherter Spuren solle Klarheit schaffen, so Staatsanwaltschaft und LKA.
Vier Menschen verletzt
Nur rund 60 Kilometer Entfernung und ein Tag liegen zwischen den Explosionen bei ADM Wild – besser bekannt als „Wild-Werke“ – und Lidl. Insgesamt wurden durch die Brief- und Paketsendungen vier Menschen verletzt. Diese hätten das Krankenhaus mittlerweile wieder verlassen, heißt es in der Mitteilung der Staatsanwaltschaft und des LKA vom Donnerstag.
Gegen 11 Uhr hatte ein Mitarbeiter am Dienstag in der Warenannahme des US-Konzerns ADM Wild in Eppelheim ein Paket entgegengenommen, das daraufhin in seiner Hand explodierte. Durch die sogenannte Verpuffung erlitt er ein Knalltrauma. Der Geschädigte erhole sich nun zuhause, sagte eine Sprecherin des Unternehmens, das Fruchtaromen herstellt, auf Anfrage dieser Redaktion. Die Sicherheit und das Wohlbefinden der Mitarbeiter hätten oberste Priorität. „Wir prüfen derzeit, wie wir die Sicherheitsmaßnahmen vor Ort weiter erhöhen können“, so die Sprecherin. Der Betrieb werde nach Abstimmung mit den Behörden fortgeführt. Zum Vorfall selbst wollte sich das Unternehmen nicht weiter äußern.
Bislang hatte die Polizei auch die Möglichkeit eines Verpackungsfehlers als Ursache für die Verpuffung nicht ausgeschlossen. Das Paket wurde an das LKA in Stuttgart weitergegeben. Zu Drohbriefen oder Erpressungen, die das Unternehmen möglicherweise vor der Tat erreicht haben könnten, sei der Staatsanwaltschaft Heidelberg nichts bekannt, sagte der Sprecher am Donnerstag.
Nach Angaben eines Polizeisprechers vom Dienstag handelte es sich lediglich um eine kleine Explosion. Außer dem Paket sei nichts beschädigt worden, weitere Verletzte gab es nicht. Neben einem Großaufgebot der Polizei waren auch Rettungskräfte und die Feuerwehr auf dem Firmengelände im Einsatz.
Auch zu dem Vorfall in der Lidl-Zentrale in Neckarsulm liegen bislang nur wenige Erkenntnisse vor: Die Explosion ereignete sich beim Öffnen eines Briefes. Woher dieser gekommen war, blieb bislang offen. Ein Mensch wurde dabei mittelschwer, zwei weitere wurden leicht verletzt.
Keine verdächtigen Gegenstände
Spezialisten des LKA durchsuchten anschließend mit Sprengstoffspürhunden das gesamte Gebäude, fanden aber keine weiteren verdächtigen Gegenstände. Die Rettungskräfte vor Ort hatten rund 100 Mitarbeiter der Firma in Sicherheit gebracht. Die Polizei sprach von einer größeren Einsatzlage. Das Lidl-Verwaltungsgebäude liegt in einem Industriegebiet. Aus Sicherheitskreisen hieß es, es sei unklar, ob es sich um eine Brief- oder Paketbombe handelte. (mit dpa)
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