„Die Stücke, die wir heute spielen, haben wir selbst oder unsere Freunde für uns geschrieben“, erklärt Camilo Giraldo, einer der Gitarristen des Trios Trip Trip Trip aus Bogotá. Und es fühlt sich an diesem Mittwochabend bei der Late Night Lounge des Heidelberger Frühling im Frauenbad auch tatsächlich ein bisschen so an wie ein Wohnzimmerkonzert bei Freunden: In entspannter Atmosphäre mit Schummerlicht sitzt das Publikum auf lindgrünen Papphockern und lauscht den warmen Klängen der drei Gitarren, die ohne Mikrofon und Verstärker den ganzen Raum ausfüllen.
Bildhaft bis meditativ
Die Musik, die Camilo Giraldo, Guillermo Bocanegra und César Quevedo mitbringen, ist eindringlich, fast meditativ. Die bildhaften Titel wie „Raya“ (Rochen) von Alejandro Zuluaga oder „Para esas mañanas sin reloj“ (Für die Morgen ohne Uhr) von Giraldo schaffen Assoziationen, doch sie engen nicht ein, drängen sich nicht auf. Harmonisch unaufgeregt, sind die Stücke doch alles andere als banal. Manchmal nimmt man lateinamerikanische Rhythmen wahr, oft polyrhythmische Strukturen, die sich, ganz minimalistisch, wiederholen, dann abrupt abbrechen oder in neue Patterns übergehen. Dass dies alles technisch sehr anspruchsvoll ist und das Zusammenspiel der drei Musiker höchste Präzision erfordert, fällt kaum auf, denn es klingt so unangestrengt, beinahe leicht. Das befreit Kopf und Seele.
Zu manchen Stücken gibt es Geschichten zu erzählen, andere sind musikalische Bilder aus der kolumbianischen Heimat. Die Musiker kommunizieren mit ihrem Publikum: mit Worten, aber vor allem durch ihre Instrumente. Das fühlt sich gut an, man hört ihnen gern zu. Weil der Applaus so warm und herzlich ist, gibt es eine Zugabe: „Pájaros“ (Vögel) von Zuluaga lässt die Gitarren tatsächlich flattern und zwitschern und zaubert den Zuhörern ein Schmunzeln ins Gesicht. kako
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