Schauspiel - Theater Heidelberg zeigt „How to date a feminist“

Ein rasantes Fest der Weiblichkeit

Von 
Markus Mertens
Lesedauer: 
Lisa Förster (Kate) und Daniel Friedl (Steve) in Heidelberg. © S. Reichardt

Wie trifft man einen Feministen? Das erforschte Samantha Ellis in ihrer gleichnamigen Komödie „How to date a feminist“ und meinte ihre Frage dabei keineswegs zynisch, denn während Journalistin Kate (Lisa Förster) auf „Mistkerle“ steht, entschuldigt sich Bäcker Steve (Daniel Friedl) für die Lasten des Patriarchats. Was in der Tat erst einmal reichlich verrückt klingt, arrangiert sich während einer Mottoparty so: Wonderwoman trifft Robin Hood.

Eigentlich leiden beide Helden gerade am Verlust fester Beziehungen, aber ihrer gegenseitigen Verzweiflung mischen sich auch Bannungskräfte bei – und nach einer Portion Pommes im besten Imbiss Londons scheint der Grundstein für eine außergewöhnliche Ehe bereits gelegt.

Was ein ausverkauftes Haus in den Heidelberger Breidenbach Studios jedoch besonders fasziniert, ist nicht allein die Tatsache, wie wenig Kate und Steve füreinander geschaffen sein mögen – es ist das rasante Stationenstück, das hier für Furore sorgt. Denn so rasch sich Lisa Förster von der introvertierten jungen Dame wahlweise zu Steves Ex-Freundin Carina oder gar der Öko-Mutter Morag wandelt, so geschwind schmeißt sich auch Daniel Friedl in die Klamotte von Macho Ross oder Kates Vater Joe.

Ein wandlungsfähiges Duo

Dass bisweilen sogar die eigenen Schwiegereltern trotz aller Meinungsverschiedenheiten auf der Hochzeitsfeier zum Techtelmechtel ausholen, muss dann selbst der taffe Feminist Steve ertragen. Ebenso wie die Tatsache, dass ein starker Feminismus auch starke Männer braucht, die zu ihm stehen. Dass genau diese Botschaft bei der Premiere dieses Studio-Stücks jedoch keineswegs plakativ, sondern ganz subtil, ja, augenzwinkernd daherkommt, hat ein bestens amüsiertes Publikum Regisseur Georg Zahn zu verdanken.

Denn zwischen den „Putenbrüsten“, die sich Kate vor jedem Date in ihren BH schiebt, und Steves Kindheitsjahren im Frauenfriedenscamp Greenham Common vermittelt diese Komödie vor allem eines: Leichtigkeit. Das Thema Feminismus wird auf diese Weise endlich einmal ohne den Schleier des heiligen Ernstes verhandelt, verliert deswegen aber keinen Deut an Bedeutung. Denn der Kampf für die Frau, ihre Werte und Rechte darf in Heidelberg als Freudenfest der Weiblichkeit begangen werden.

Es euphorisiert regelrecht, der Entgrenzung weiblicher Hemmnisse beizuwohnen – zumal sie auch ihre Wirkungsmacht unter Beweis stellen. Da mag der völlig verunsicherte Steve nach einer Findungskrise kurz davorstehen, zu seiner Ex-Partnerin zurückzukehren: Am Ende ist es mit Kate die Frau, die die Courage aufbringt, sich, ihren Ehemann und am Ende auch die gemeinsame Zukunft zu retten. Wenn das kein Zeichen der Stärke ist!

Freier Autor

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen