Kultur - Prof. Friedrich Reutner hat dem Kurpfälzischen Museum der Stadt zwei Gemälde und eine Radierung geschenkt

Drei Schätze in guten Händen

Von 
Simone Jakob
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Museumsdirektor Prof. Frieder Hepp präsentiert "Die Bekehrung des Saulus" von Kerstiaen de Keuninck.

© Rothe

"Manchmal entwickeln sich die Dinge zum Schönsten, das sind dann die Sternstunden", schwärmt Prof. Frieder Hepp, Direktor des Kurpfälzischen Museums. Dann deutet er auf zwei Ölgemälde und eine Radierung, die jetzt in der Hauptstraße 97 zu sehen sind. Die "drei Schätze" - wie Hepp die Exponate liebevoll nennt - hat der langjährige Geschäftsführer der Mannheimer "Friatec" und Ehrensenator der Universität Heidelberg, Prof. Friedrich Reutner, dem Museum geschenkt. "Hier sind sie in guten Händen", versichert Kulturbürgermeister Dr. Joachim Gerner. "Es freut mich, dass es in Heidelberg noch Mäzene gibt, die ihre Schätze einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen", betont er.

"Das sind wirklich drei sehr beeindruckende Werke", erklärt die Leiterin der Gemäldeabteilung, Dr. Annette Frese. Die beiden Bilder der niederländischen Maler Kerstiaen de Keuninck und Simon de Vos ergänzten die Sammlung der Frankenthaler Künstlerkolonie, die bereits im Besitz des Museums ist. "Der Flame de Keuninck hat seine Heimatstadt zwar nicht wie viele niederländische Künstler aus religiösen Gründen verlassen, aber er hat sich auch in der Künstlerkolonie dieser Exilanten in Frankenthal aufgehalten", berichtet Frese.

Unerwartetes im Mittelpunkt

So hängt "Die Bekehrung des Saulus" inmitten der anderen "Frankenthaler Werke". De Keunincks Spezialität seien wildromantische Waldlandschaften, zudem war er ein Vertreter des Manierismus, "das heißt er rückt das, was man im Mittelpunkt des Bildes erwarten würde, an den Rand", erklärt Frese. So sei im Vordergrund die Meute des Christenverfolgers Saulus mit skurrilen Figuren und erotisch gestalteten Tieren zu sehen. Während das eigentliche Thema des Bildes, quasi als Umrisszeichnung, in den Hintergrund trete und von einer überraschenden Felsenlandschaft umrahmt werde. "Außerdem fordert der Maler den Betrachter mit hintereinander gesetzten, immer kleiner werdenden Figuren auf, der neutestamentlichen Bilderzählung zu folgen, wie es oft noch auf mittelalterlichen Gemälden zu beobachten ist", sagt sie.

Ebenfalls eine Abkehr von den harmonischen und ausgewogenen Kompositionen der Hochrenaissance sei das Bild "Christus wird dem Volk vorgestellt" von Simon de Vos. Der flämische Barockmaler habe die religiöse Darstellung aus der Passion Christi mit vielen Zuschauern ausgestattet, die einen Eindruck in das damalige pittoreske Leben auf der Straße geben. "Auffallend sind die Fischverkäuferin auf der rechten Bildseite, die das Historienbild mit ihrem Warenangebot stilllebenhaft erweitert sowie die drei Schriftgelehrten, die das Geschehen kommentieren", erläutert Frese und deutet auf die monumentalen Figuren am linken Bildrand, die mit Schriftrollen und Buchbeutel dargestellt sind.

Auch bei de Vos trete das eigentliche Thema - wie Christus von Pilatus dem Volk von Jerusalem präsentiert wird, das sich zu einem vielstimmigen "Kreuzigt ihn" eingefunden hat - in den Hintergrund. "Da de Vos auch in Rom gearbeitet hat, spielt die Passion vor einer zeitgenössischen italienischen Architekturkulisse", erklärt Frese, warum die Steinbrücke auf den ersten Blick exotisch wirkt.

"Die Radierung des Sibyllentempels in Tivoli ergänzt unseren Bestand von Werken des italienischen Kupferstechers Giovanni Battista Piranesi hervorragend", freut sich die Leiterin der Gemäldeabteilung über das dritte Exponat. Die grafische Darstellung des halb verfallenen Tempels erweitere den Bestand von Blättern aus der Vedute-di-Roma-Serie durch ein Motiv, das während der Romantik von vielen Künstlern bevorzugt gezeichnet und gemalt wurde. "Das sind drei echte Schätze", sagt Hepp und streicht über den Rahmen der Piranesi-Radierung.

Exponate

Friedrich Reutner hat dem Kurpfälzischen Museum der Stadt Heidelberg drei Exponate geschenkt.

"Die Bekehrung des Saulus", das dem Maler Kerstiaen de Keuninck (1560 - um 1633 Antwerpen) zugeschrieben wird.

"Christus wird dem Volk vorgestellt", ein Ölgemälde des flämischen Barockmalers Simon de Vos (1603 - 1676 Antwerpen).

Eine Radierung des halb verfallenen Sibyllentempels in Tivoli von der Hand des italienischen Kupferstechers, Archäologen, Architekten und Vedutisten Giovanni Battista Piranesi (1720 - 1778 Rom).

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