„Ich hatte Todesangst“, sagt Helga D., sie schnappt nach Luft, ihre Stimme überschlägt sich. „Ich bin einfach froh, dass ich noch am Leben bin.“ Helga D. (66), die eigentlich anders heißt, spricht am Dienstag vor dem Frankenthaler Landgericht über den 11. Juli 2022. Über den Nachmittag, an dem sie im Toilettenraum auf dem Hauptfriedhof in Bad Dürkheim mit einer Waffe bedroht und niedergeschlagen wurde. Mutmaßlich von einem Mann, den sie bereits ihr halbes Leben lang kennt. Von Michael G.
Der 53-Jährige muss sich seit Mitte April vor dem Landgericht in Frankenthal verantworten, wegen schweren Raubes und Drohungen, der ausgestoßen haben soll. Laut Anklage rief G. zwei Mal am Amtsgericht in Bad Dürkheim an, um Menschen zu bedrohen. Am 25. Mai 2022 soll er bei der Justizbehörde angerufen haben. „Ihr fliegt in die Luft - das habt ihr euch selbst zuzuschreiben“, sagte er laut Anklage am Telefon. Das Gebäude musste evakuiert werden, es folgte ein Großeinsatz der Polizei. Sprengstoff fanden die Beamten nicht.
Dann, wenige Tage später, soll er einem Richter am Familiengericht gedroht haben, „ihm die Kehle durchzuschneiden“, wenn er noch einmal „seine Frau“ anrufe, resümierte Staatsanwältin Kerstin Sauer zu Beginn der Verhandlung in der Anklageverlesung. Der Richter soll mit einem Verfahren befasst gewesen sein, das mit der Lebensgefährtin des Angeklagten zu tun hatte. Im Juli dann die Tat auf dem Hauptfriedhof in Bad Dürkheim, die für Helga D. im Krankenhaus endete, wo sie drei Tage lang stationär behandelt wurde.
Sie hätten sich zunächst in der Stadt getroffen, berichtet Helga D., sie sei sauer gewesen, weil der 53-Jährige ihr einige Tage zuvor Geld gestohlen habe. Ein Mann, den sie 1986 bei der Arbeit kennengelernt habe. Und der immer wieder zu ihr sagte: „Wir sind Freunde.“ Dem sie viele Male Geld lieh, das er zurückzahlte.
„Das war saublöd“
„Er hat mich dann gefragt, ob ich ihn mit auf den Friedhof begleite, um nach dem Grab seiner Mutter zu sehen“, erinnert sich die 66-Jährige. Dann habe sie auf die Toilette gemusst. „Als ich herauskam, stand er da und ich habe sein wahres Gesicht gesehen.“ G. habe sie mit einer Waffe bedroht und ihr damit mehrere Male gegen den Kopf geschlagen. „Die Wunden musste genäht werden und sind inzwischen verheilt“, sagt die 66-Jährige. Dann deutet sie mit ihrem Finger auf ihre Stirn. „Das da oben drin ist nicht verheilt.“ Sie habe Angst, Schlafstörungen, sei schreckhaft, auch im Alltag, berichtet die Frau. Kurz schaut sie den Mann an, der ihr das angetan hat, der vor ihrer Aussage alle Taten eingeräumt hat. Während er sich entschuldigt, bleibt D.s Blick an dem 53-Jährigen hängen. Dann dreht sie sich weg. „Das, was er mir angetan hat, ist unverzeihlich“, sagt sie.
Warum er handelte, wie er es tat, kann sich Michael G. heute auch nicht mehr erklären. Zwei Schlaganfälle hätten ihn verändert, sagt er. Hinzu seien Geldsorgen gekommen, dann die Beziehung zu seiner Lebensgefährtin, die zuvor mit seinem Bruder verheiratet gewesen sei. Ihr ständiges Hin und Her, die Probleme am Familiengericht, die er sich wieder und wieder habe anhören müssen. Eine „Kurzschlussreaktion“ habe die nächste gejagt, sagt G. kopfschüttelnd. „Das war saublöd von mir.“
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