Benachteiligte Kinder und Jugendliche in Nepal stehen im Zentrum der Arbeit der Nepal Youth Foundation (NYF) , die seit 2014 von einem Förderverein der NYF Deutschland mit Sitz in Heidelberg unterstützt wird. In eigenen Einrichtungen werden die langfristigen Ziele Bildung, Ernährung und Schutz umgesetzt. Nach den verheerenden Erdbeben im April 2015 konnte die Bevölkerung mit Soforthilfemaßnahmen unterstützt werden, Nahrung, psychologische Betreuung und gesundheitliche Versorgung standen im Vordergrund der Arbeit der in Kalifornien gegründeten Initiative.
Seit September verschärft die Blockade der Grenze zwischen Indien und Nepal die missliche Lage der Menschen und behindert die Arbeit des Vereins erheblich. Seit mehr als 100 Tagen erreichen weder Lebensmittel noch Benzin, Diesel, Kochgas oder Medikamente die Menschen.
Humanitäre Krise droht
Die Folgen für das gebeutelte Land sind drastisch: Dringend notwendige Aufbauarbeiten an den vom Erdbeben geschädigten Gebäuden kommen durch den Mangel an Baumaterial zum Stillstand, viele Menschen müssen den Winter in provisorischen Unterkünften verbringen. Krankenhäuser können nur noch Notfälle versorgen. Die UN hat bereits vor einer humanitären Krise gewarnt. "Für die Menschen sind die Folgen der Blockade schlimmer als die Auswirkungen des Erdbebens", fasst Clemens Ogiermann, Vorstand der NYF Deutschland, die aktuellen Geschehnisse zusammen. Bei einer zweiwöchigen Reise nach Nepal im November konnte er sich zusammen mit seiner Schwester Veronika, ebenfalls NYF-Vereinsmitglied, ein Bild der aktuellen Lage machen.
Eigentlich waren beide zur Einweihung von "OLGAPURI - Olga's Village" angereist. Das ehrgeizige NYF-Projekt soll zukünftig neben Wohnheimen, Mensa, Bibliothek, Theater und einem Gästehaus auch Gewächshäuser und Ausbildungswerkstätten für Holz- und Metallbearbeitung oder Elektronik bieten. Der Bau an der rund zehn Kilometer südlich von Kathmandu gelegenen Anlage musste nun eingestellt werden. Für die NYF ist der Baustopp bitter, denn das Dorf soll zukünftig mehr als 100 Kinder und Jugendliche beherbergen, ihnen Lebensraum und Ausbildungsplatz bieten. Doch die Initiative lässt sich von den erschwerten Umständen nicht unterkriegen. Mit einfachsten Mitteln werden bedürftige Kinder in Übergangswohnheimen untergebracht, sie erhalten zwei warme Mahlzeiten täglich und können die Schule besuchen. Ganz nach dem Motto der NYF-Gründerin Olga Murray: "Nur weil du nicht alles machen kannst, heißt das nicht, dass du gar nichts machen kannst."
55 000 Euro an Spendengeldern aus Deutschland wurden zur Unterstützung dieser Arbeit allein in 2015 für den Kauf von Zelten, die den Menschen in ihrer ersten Not ein Dach über dem Kopf verschafften, und den erdbebensicheren Aufbau von Schulen investiert. Derzeit allerdings müssen noch viele Kinder in Blechhütten unterrichtet werden. Die Stimmung, so die Ogiermanns, sei trotzdem gut. "Wir haben unangemeldet verschiedene Einrichtungen besucht und haben jedes Mal erlebt, dass die Menschen dort den Kindern sehr zugewandt sind."
Und auch die Nepalesen lassen sich nicht unterkriegen. "Sie behelfen sich mit primitivsten Mitteln, kochen - wo möglich - mit Holz." Die Ogiermanns sind beeindruckt von der Tatkraft der Menschen. Vor allem in den Städten habe man bereits viel Aufräumarbeit geleistet. "Viele der Schäden sind kaum noch sichtbar." Und auch für Kultur ist Platz: Die Delegation besuchte eine gut organisierte, internationale Fotoausstellung in Kathmandu. "Die jungen Leute dort bewegen etwas, wollen sich von der Situation nicht beeinträchtigen lassen", so Ogiermann.
Clemens und Veronika Ogiermann ziehen eine positive Bilanz ihrer Projektreise: "Wir haben gesehen, was die NYF leistet und wofür die Spendengelder verwendet werden." Beide sind sich einig: Die Gründung des deutschen Unterstützervereins war eine gute Sache: "Wir wissen, wofür wir uns hier einsetzen."
Der Verein
Die Nepal Youth Foundation wurde 1990 in Kalifornien gegründet.
Seither wurden in erdbebensicherer Bauweise mehr als 100 Schulräume und 16 Ernährungszentren gebaut.
Seit 2014 wird die Initiative vom Förderverein Nepal Youth Foundation Germany e.V. mit Sitz in Heidelberg unterstützt.
Laufend aktualisierte Informationen zum Verein und zur Situation vor Ort sowie Spendenkonto unter: www.nepalyouthfoundation.de oder unter der Adresse www.nepalyouthfoundation.org
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heidelberg_artikel,-heidelberg-blockade-trifft-menschen-mehr-als-die-folgen-des-erdbebens-_arid,742382.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heidelberg.html