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Baden im Neckar: In Heidelberg verzögert sich der Traum

Schwimmen im Neckar kann lebensgefährlich sein und Hautausschlag auslösen. Heidelberg beginnt dennoch mit den Vorbereitungen, um in der Zukunft ohne Bedenken baden zu können. Was dem momentan noch entgegensteht.

Von 
Alena Kuhn
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In der Nähe der Heidelberger Stadthalle soll hier an der Neckarlauer die schwimmende Plattform gebaut werden. Von dieser könnte in Zukunft zum Baden in den Neckar gestiegen werden. © Stadtteilmanagement Boxberg

Heidelberg. Die Stadt Heidelberg will das Baden im Neckar realisieren. Die Verwaltung sei aktuell dabei, die Planung zu konkretisieren. Das kündigte Heidelbergs Oberbürgermeister Eckart Würzner bei einer Pressekonferenz am Montag stolz an. An einem heißen Sommertag direkt an der Altstadt in den Neckar springen? Möglicherweise ein verlockender Gedanke für viele Heidelbergerinnen und Heidelberger.

Doch jetzt muss die Stadt wieder zurückrudern. Zwar ist ein Projekt in Planung: Eine schwimmende Plattform in der Form eines Schiffes. Doch Baden? Fehlanzeige. Die Stadt empfiehlt, erstmal nur die Füße ins Wasser zu hängen. In der Zukunft könnten Besucherinnen und Besucher irgendwann von diesem Ponton aus zum Schwimmen in den Neckar steigen. Auf dem schwimmenden Strand soll es laut einer Sprecherin der Stadt Liegestühle und einen kleinen Kiosk geben. Aktuell wird noch der Entwurf geplant. Er soll ab Herbst den Gremien vorgestellt werden.

Warum wird davon abgeraten, im Neckar bei Heidelberg baden zu gehen?

Grundsätzlich ist das Schwimmen im Neckar nicht verboten. Allerdings rät das Gesundheitsamt des Rhein-Neckar-Kreises, das auch für Heidelberg zuständig ist, davon ausdrücklich ab. Rund 500 Kläranlagen leiten ihr gereinigtes Abwasser in den Neckar, teilt der Rhein-Neckar-Kreis mit. Gerade im Sommer kann das Wasservolumen des Flusses bis zu 37 Prozent aus Klärwasser bestehen. Zwar werden Keime in den Reinigungsstufen reduziert, jedoch nicht vollständig eliminiert.

„Dadurch können Krankheitserreger wie Fäkalkeime, Salmonellen, Viren, Parasiten oder Pilze die Wasserqualität gesundheitsschädigend beeinflussen“, erklärt Sarah Samuelsen vom Gesundheitsamt Rhein-Neckar-Kreis in einer Pressemitteilung. Auch Industrieabwässer und Verschmutzungen durch Schiffe spielen mit hinein. Die Krankheitserreger können unter anderem zu Durchfall, Augen- und Ohreninfektionen, Hautausschlag oder Leberschäden führen.

Schiffe auf dem Neckar können für Schwimmerinnen und Schwimmer in Heidelberg gefährlich sein. © René Priebe

Die Stadt Heidelberg setzt sich nach eigenen Angaben dafür ein, die Wasserqualität des Neckars zu verbessern. „Dies ist eine sehr langfristige Strategie und erfordert eine Zusammenarbeit aller Kommunen und Anrainer stromaufwärts des Neckars“, schreibt eine Sprecherin der Stadt auf Anfrage. Aktuell werde aber die höchste Reinigungsstufe in den Heidelberger Kläranlagen eingerichtet.

Baden im Neckar: Welche weiteren Gefahren gibt es in Heidelberg noch?

Neben der Wasserqualität gibt es aber noch weitere Probleme, die das Schwimmen im Neckar gefährlich machen. Durch Heidelberg fahren große Schiffe, die Schwimmerinnen und Schwimmer leicht übersehen oder sich in solchen Situationen überschätzen können. Diese Schiffe erzeugen Wellen und Strömungen, wobei Schwimmer durch den Sog unter den Schiffsrumpf geraten und sich schwer verletzen könnten. Darüber hinaus ist das Schwimmen im Bereich bis zu 100 Meter ober- und unterhalb von Brücken, Wehren, Hafeneinfahrten, Liegestellen oder Anlegestellen verboten. Darauf weist die DLRG Heidelberg hin.

Ebenso können Hindernisse wie alte Fahrräder, Glasscherben oder Treibgut unter Wasser lauern, die eine erhebliche Verletzungsgefahr darstellen, erklärt Michelle Reddig, Leiterin Einsatz der DLRG Heidelberg. Diese Gefahren seien auch für geübte Schwimmerinnen und Schwimmer nicht zu unterschätzen.

Auch das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Neckar weist darauf hin, dass Schwimmerinnen und Schwimmer Regeln beachten und sich den möglichen Auswirkungen bewusst sein müssen. Bis man im Neckar ohne Bedenken baden kann, wird es wohl noch eine Weile dauern. Bis dahin bleibt es nur ein Wunsch der Bewohnerinnen und Bewohner – und eine Zukunftsvision der Stadt.

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