Ausstellung

Ausstellung über weibliche Sexualität in Heidelberg: "Sex reenchanted"

Reizvolle Einblicke in den Fetischismus in Heidelberg: Acht feministische Künstlerinnen zeigen im Heidelberger Kunstverein in der Schau „Sex reenchanted“ Arbeiten, die sich mit weiblicher Sexualität beschäftigen

Von 
Dr. Susanne Kaeppele
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„Der Raum des frechen Lachens“ heißt die Arbeit der türkischen Künstlerin CANAN. Es zeigt die Königin der Schlangen. © Heidelberger Kunstverein

Heidelberg. Die lichtdurchflutete Halle des Heidelberger Kunstvereins verheißt nur Gutes und Schönes, bringt etwa unglaubliche Vasen mit weißen Lilien zum Leuchten und Duften. Die von Mehves Ungan kuratierte Ausstellung „Sex reenchanted“ vereinigt sehr unterschiedliche Arbeiten von acht internationalen Künstlerinnen miteinander, die sich alle mit der weiblichen Sexualität beschäftigen und der Freude daran.

Ausstellung in Heidelberg: Neue, reizvolle Einblicke in den Fetischismus

Aber beginnen wir mit einem Werk von Zoe Williams namens „Crown Jewels (Fragonard fetish)“ von 2022, das den Blick auf eine Vulva verbindet mit einem Gebilde, das aus der Körperöffnung wächst und gleichzeitig ästhetisch-schön und bedrohlich wirkt.

Diese Ambivalenz scheint der ganzen Ausstellung innezuwohnen und beschert uns immer wieder neue, reizvolle Einblicke in den Fetischismus. Von ihr stammen auch die wunderbaren farbig glasierten Keramikvasen. Williams wurde 1983 in Salisbury geboren, besuchte die Glasgow School of Art und ist heute international gefragt.

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Durch die ganze Ausstellung ziehen sich Aquarelle, die wie alte Zeichnungen wirken, aber heutige Auseinandersetzungen mit dem Thema von CANAN sind. Die Künstlerin wurde 1970 in Istanbul geboren und studierte dort an der Marmara University Faculty of Fine Arts.

Von ihr stammt auch einer der Höhepunkte der Ausstellung, ein Environment namens „Der Raum des frechen Lachens“ von 2021. Es funkelt in Grün und Rosa, Pailletten verzieren die Wände, aber auch Moos und Algen sind dabei. Überwältigend ist die Dichte und Schönheit der Figuren, die im Reich von Shamaran (Königin der Schlangen) leben.

Dieses mythische Wesen wird oft als weise Frau, aber auch halb als Schlange dargestellt und ist fester Bestandteil einer matriarchalen Kultur in Anatolien, Iran, Irak und Kurdistan.

Inspiriert von prähistorischen Zeichnungen auf Felsen

Eine weitere großformatige Arbeit aus schwarzem Samt befindet sich im hinteren Teil der Halle. Dalila Dalléas Bouzar aus Algerien schuf das „Unendliche Gefäß“. Wie in einer Initiation sollen die Besuchenden eintreten und sich die Stickereien von algerischen Frauen auf dem Stoff anschauen, die kalligraphisch fein und ornamental sind als auch deutlich und offen männliche und weibliche Sexualität thematisieren.

Bouzar wurde 1974 in Algerien geboren, sie studierte an der Ecole Nationale Supérieure des Beaux-arts in Paris und lebt heute in Bordeaux. Inspiriert von prähistorischen Zeichnungen auf einem Felsplateau in der Sahara erzählen sie von den Interaktionen der alten Völker mit der Natur und sowie von der Entwicklung ihrer Wahrnehmungen von Sexualität.

Kunst von Safak Sule Kemanci gleichzeitig ökologisch und islamisch inspiriert

Auf der Empore ist eine großartige, 20 Meter lange Tapete von Safak Sule Kemanci zu bewundern, die sich selbst als queere Künstlerin begreift. Sie hat unter anderem am Goldsmith College in London studiert. Sie sagt, ihre Kunst sei gleichzeitig ökologisch wie islamisch inspiriert. Wir sehen knospende Blüten, aber auch Brüste und Schamhügel, die ein Muster ergeben.

Daphne Ahlers zeigt ihre vom Mittelalter inspirierten Schamkapseln, Anna Ehrenstein setzt sich sehr trashig mit den Themen der Schau auseinander, Monia Ben Hamouda mit den abgeschnittenen Brüsten der Heiligen Agatha von Catania und Tabita Rézaire übt kraftvoll Kritik an der westlichen Gynäkologie. Sehr sehenswerte, diskursive Ausstellung!

Freie Autorin Freiberufliche KunsthisitorikerinSchwerpunkte: Aktuelle, zeitgenössische Kunst, Videokunst, Fotografie,Klass. Moderne, Renaissance

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