Deutscher Gründerpreis

Aleph Alpha aus Heidelberg entwickelt die nächste Generation von KI

Mit Luminous will Aleph Alpha die allgemeine künstliche Intelligenz vorantreiben. Was diese Technologie so besonders macht

Von 
Alexander Jungert
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Jonas Andrulis (l.) und Samuel Weinbach, Gründer von Aleph Alpha, nominiert in der Kategorie Start-up. © Dirk Bruniecki für Deutscher Gründerpreis

Heidelberg. Luminous ist eine künstliche Intelligenz (KI) von Aleph Alpha aus Heidelberg. Sie erkennt logische Zusammenhänge von Text – und sogar von Bildinhalten. Also nicht nur das „Was“ und „Wie“, sondern auch das „Warum“. Ein Beispiel: Wo KI bislang nur einen Hund und einen Schmutzfleck auf dem Teppich erkennen konnte, versteht Luminous den Kontext: „Das Tier ist vom Gassigehen im Regen zurückgekommen und hat Schmutz in die Wohnung gebracht.“

Aleph Alpha, 30 Beschäftigte, siebenstellige Umsätze, ist nominiert für den Deutschen Gründerpreis in der Kategorie Start-up. Es ist nach eigenen Angaben das einzige Unternehmen in Europa, das an der allgemeinen KI arbeitet. Andere Firmen kommen aus China, Kanada, Israel und den USA.

An der Spitze steht Jonas Andrulis, 40 Jahre alt. Aleph Alpha ist bereits seine dritte Gründung. Die erste Firma hat er zum Gegenwert eines Kleinwagens verkauft, für die zweite dürfte etwas mehr Geld geflossen sein: Sie wurde von Apple übernommen – und Andrulis wechselte in die Führungsebene des Technologiekonzerns im kalifornischen Cupertino. Vor drei Jahren entschied er sich, in die Heimat zurückzukehren und gemeinsam mit Samuel Weinbach, einem ehemaligen Mitarbeiter der Beratungsgesellschaft Deloitte und heute 35 Jahre alt, Aleph Alpha zu gründen.

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Alle drei Unternehmensgründungen haben eines gemeinsam: Im Kern des Geschäftsmodells steht künstliche Intelligenz – aber jeweils unterschiedliche Generationen dieser Technologie. Heute kann KI selbst komplexe Fragestellungen ohne fremde Hilfe mit eigenem Wissen über die Welt beantworten. Bis vor acht Jahren ist KI noch von Trainingsdaten abhängig gewesen, die Menschen aufwendig manuell erstellen mussten.

Gemeinsam mit einem öffentlichen IT-Dienstleister hat Aleph Alpha ein System gebaut, das Fragen auf dem zugrundeliegenden Datensatz – hier: einem Regelwerk – beantworten kann. Die von der KI ausformulierte Antwort soll dabei nicht nur präzise, schnell und transparent, sondern auch sprachlich auf den Menschen ausgerichtet sein: verständlich und ohne komplexe Formulierungen. „Wir können erstmalig Fragen, die in großen Datenmengen versteckt sind, mit unserer KI beantworten“, erklärt Andrulis. Das schaffe die Basis für mehr Kunden- und Bürgerorientierung.

Entwicklung nach Werten

Zu den Kunden von Aleph Alpha zählen Industrieunternehmen, Softwarehersteller sowie die öffentliche Hand, von der Kommune bis zum Ministerium. Sie alle setzen einen Teil der Digitalisierung um – mit KI, die in Europa entwickelt worden ist. Dieser Punkt ist Andrulis wichtig. Künstliche Intelligenz begreift er als wichtiges Thema für die Gesellschaft; und vornan muss die technische Kompetenz stehen. „Sind wir nur Kunden amerikanischer oder chinesischer Unternehmen, dann können wir diese Entwicklung nicht nach unseren Werten gestalten.“

Aleph Alpha fühlt sich mit der Region verbunden. Was schätzt Andrulis am Standort Heidelberg besonders? „Eine sehr hohe Lebensqualität mit gutem Wetter und Wein, wunderbare Natur und ein pittoreskes Stadtbild, aber auch eine starke Wirtschaft, und vor allem sind wir umgeben von einigen der besten Hochschulen der Welt“, sagte er einmal der „FAZ“.

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

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