Justiz - 31-Jähriger soll Frauen in Zug und Supermarkt begrapscht haben / Attacken auf Beamte / Landgericht prüft Schuldfähigkeit

Acht Taten angeklagt

Von 
Christoph Rehm
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Heidelberg. Es ist ein durchaus ungewöhnliches Bild, das sich am Dienstagmorgen den Besuchern am Landgericht Heidelberg zeigt. Der Angeklagte Sammy F. (Namen von der Redaktion geändert) wird in Hand- und Fußfesseln in den Gerichtssaal geführt, seine Anwältin nimmt mehrere Meter entfernt von ihm Platz, Polizeibeamte sichern den Eingang. Weshalb der 31-Jährige als besonders gefährlich gilt, zeigt die Anklageschrift: Gleich acht verschiedene Tatvorwürfe werden dem Arbeitslosen zur Last gelegt, darunter Körperverletzung und schwerer Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte.

Alle Taten soll er innerhalb von knapp zwei Wochen begangen haben. Den Anfang habe eine sexuelle Belästigung im Juni vergangenen Jahres gemacht, so die Anklageschrift. Sammy F. sei am frühen Abend in Bammental in die S-Bahn Richtung Heidelberg eingestiegen, habe sich dort sogleich neben die 17-jährige Katja S. gesetzt und dieser an die Brust gefasst. Die Auszubildende habe daraufhin das Zugabteil verlassen wollen, der Angeklagte habe ihr dabei in sexueller Absicht an das Gesäß gefasst.

16-Jährigem ins Gesicht gespuckt

Nur wenige Minuten später soll Sammy F. erneut straffällig geworden sein – wieder durch einen Griff an das Gesäß einer jungen Frau, diesmal in einem Heidelberger Supermarkt. Es sei in dem Discounter zunächst zu einer verbalen Auseinandersetzung gekommen, schließlich wurde die Polizei gerufen.

Drei Tage später, so die Anklage, habe Sammy F. einen Jugendlichen am Heidelberger Hauptbahnhof provoziert. Nachdem er dem 16-Jährigen ohne ersichtlichen Grund ins Gesicht gespuckt habe, sei es zu einer körperlichen Auseinandersetzung gekommen. Sein Opfer soll dabei Schwellungen im Gesicht, Hämatome und ein zerrissenes T-Shirt davongetragen haben. Auch gegenüber den eintreffenden Polizeibeamten sei F. handgreiflich geworden, habe mehrfach in ihre Richtung gespuckt. Aufnahmen einer Bodycam zeigen, wie mehrere Beamte den Angeklagten nur mit Mühe auf dem Boden fixieren konnten.

An den darauffolgenden Tagen soll Sammy F. immer wieder mit der Polizei in Konflikt geraten sein. In Frankfurt habe er versucht, sich einer Kontrolle zu entziehen, habe dabei einem Beamten ins Gesicht geschlagen. Bei der anschließenden Festnahme sei es zu mehreren Beleidigungen und einer neuerlichen Spuckattacke gekommen.

Die Vorgänge sollen sich am 16 Juni wiederholt haben: Wieder soll der Arbeitslose versucht haben, sich einer Polizeikontrolle zu entziehen, wieder sei es zu einem tätlichen Übergriff gekommen – und wieder steht der Vorwurf eines gezielten Spuckangriffs im Raum. Die vermutlich größte Frage, die es für Richter Jochen Herkle in dem Verfahren zu klären gilt: Wie schuldfähig ist Sammy F.?

Wahnvorstellungen und Alkohol

Der Angeklagte ist derzeit im Psychiatrischen Zentrum Nordbaden in Wiesloch untergebracht, ein Gutachten attestiert ihm eine paranoide Psychose. In der Vergangenheit soll F. behauptet haben, der damalige US-Präsident Trump habe ihm einen Brief geschrieben und ihn als seinen Nachfolger im Präsidentenamt auserkoren. Auch der Alkoholkonsum des Angeklagten wurde am ersten Verhandlungstag wiederholt thematisiert: Er trinke jeden Tag rund einen Liter Wodka oder Gin, so Sammy F. Für die weitere Beweisaufnahme hat das Gericht zehn Zeugen und eine Sachverständige geladen.

Freier Autor Politikwissenschaftler und Historiker, M.A.

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