Heidelberg. „Die Waffen nieder – Friedenslogik statt Kriegslogik!“ Ganz unter dem Eindruck des Ukraine-Kriegs stand der Ostermarsch in Heidelberg. Startpunkt für die Teilnehmer, die mit Transparenten und bunten Flaggen ein Zeichen gegen Krieg und Aufrüstung setzten, war am Samstag die Stadtbücherei. Bis zur Abschlusskundgebung auf der Neckarwiese um 14 Uhr war der Protestzug nach Angaben der Veranstalter auf rund 300 Personen angewachsen – mehr als im Vorjahr. 2020 war der Ostermarsch Pandemie-bedingt ausgefallen.
„Fridays for Future“ dabei
„Der Krieg in der Ukraine mobilisiert die Menschen“, stellte Joachim Guilliard vom Friedensbündnis Heidelberg fest, der die Demonstration angemeldet hatte. Die Sorge, dass sich der Konflikt ausweiten könnte – bis hin zu einem Atomkrieg – war den meisten anzumerken. So konnte der traditionelle Ostermarsch diesmal auf ein besonders breites Bündnis an Unterstützern vorwiegend aus dem linken politischen Spektrum zurückgreifen.
Zum Protest am Ostersamstag aufgerufen hatten neben dem Heidelberger Friedensbündnis – bestehend aus den örtlichen Friedensgruppen sowie den Organisationen Bunte Linke, DIE LINKE HD, SDS HD und DGB Heidelberg Rhein-Neckar – auch die Umweltbewegung „Fridays for Future“ und das Netzwerk Care Revolution.
„Die Kriegshandlungen in der Ukraine sind sofort einzustellen“, forderte Renate Wanie vom Netzwerk Friedenskooperative gleich zu Beginn. Durch nichts sei dieser Krieg zu rechtfertigen, er verletze die Regeln des Völkerrechts und führe zu „unabsehbaren Opfern und Schäden“, so die einhellige Meinung der Organisatoren.
Dennoch dürfe man die Vorgeschichte des aktuellen Konflikts nicht außer Betracht lassen. Dazu gehört nach Ansicht vieler Teilnehmer, dass in der Vergangenheit allzu oft auf das „Recht des Stärkeren“ gesetzt worden und Prinzipien der Friedenssicherung missachtet worden seien.
Blick auf Vorgeschichte
Kritisch gesehen wird insbesondere die Rolle der NATO nach Ende des Kalten Krieges. 13 Staaten seien neu aufgenommen, Raketenschirme in Rumänien und Polen errichtet worden, gab Michael Schiffmann zu bedenken. Der Übersetzer und Autor engagiert sich seit Jahren im Antikriegskomitee.
Eine „Ostermarschiererin“ der ersten Stunde ist auch Hilde Stolz. „Das Geld sollte nicht in Rüstung fließen, sondern in Armutsbekämpfung und Klimaschutz“, forderte die Heidelberger Stadträtin von der Fraktion Bunte Linke, die seit 1984 mit dabei ist. Krieg sei „der größte Klimakiller“.
Anstatt sich zu konfrontieren, müsse die Welt zusammenwachsen. Dass dies trotz der gegenwärtigen Situation noch möglich ist, glaubt auch Jörg Götz-Hege. Der im DGB Heidelberg Rhein-Neckar verankerte Schlierbacher vermisst „Offerten vonseiten der EU und der USA“.
Und auch für Joachim Guilliard steht fest, dass in der Politik nicht „maximale Empörung, sondern Nachdenken und Verantwortung“ vonnöten seien. „Schwerste Verhandlungen sind besser als schwere Waffen“, hieß es folgerichtig auf einem Transparent, das inmitten der „Pace“-Flaggen in der Menschenmenge hervorstach. Dass die Ostermärsche gerade in diesem Jahr nicht unumstritten sind, war den Teilnehmern durchaus bewusst.
Vorwürfe zurückgewiesen
Denn einige Teile der Politik hatten in der Friedensbewegung gar eine „fünfte Kolonne Moskaus“ ausgemacht, indem sie das westliche Bündnis gegen den russischen Angriffskrieg infrage stellen. Derartige Vorwürfe wiesen die Organisatoren des Heidelberger Ostermarsches strikt zurück. Bei aller Verurteilung des russischen Vorgehens sei eine sich immer schneller drehende Eskalationsspirale brandgefährlich, an politischen Lösungen führe daher kein Weg vorbei.
Darüber hinaus notwendig seien eine gemeinsame Sicherheitspolitik, die konsequente Aufnahme von Geflüchteten und Deserteuren sowie der Abzug aller Atomwaffen aus Deutschland.
Antikriegslieder angestimmt
Den Wunsch nach Frieden brachte auch Pfarrer Vincenzo Petracca von der Citykirche Heiliggeist beim Ostermarsch zum Ausdruck, der während der Hauptkundgebung sprach. Weitere Rednerinnen waren am Samstag die Mannheimer Bundestagsabgeordnete Gökay Akbulut (Die Linke) und Mia Lindemann von der Seebrücke Heidelberg. Antikriegslieder präsentierte die Chansonsängerin Gabriele Kentrup gemeinsam mit Michael Csaszkóczy an der Gitarre und Rike Fießer an der Querflöte.
Ostermärsche in über 100 Städten bundesweit
- Rund 300 Menschen beteiligten sich am diesjährigen Ostermarsch in Heidelberg. Zu den Organisatoren gehörten neben dem lokalen Friedensbündnis auch Fridays for Future und der Deutsche Gewerkschaftsbund.
- Bundesweit fanden Ostermärsche in über 100 Städten und Gemeinden statt.
- Zentrales Thema war der Krieg in der Ukraine. Redner und Kulturschaffende sprachen sich für „Friedenslogik statt Kriegslogik“ und gegen Aufrüstung aus.
- Den Höhepunkt der traditionsreichen Veranstaltung bildete die Abschlusskundgebung auf der Neckarwiese. Über Zwischenfälle wurde bisher nichts bekannt.
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