"Das ist viel besser als Schule! Obwohl man auch hier viel Auswendiglernen muss, mit den ganzen Arbeitsschritten", schwärmt die zwölfjährige Arnesa bei der "mittelalterlichen Papierwerkstatt". In diesem Jahr zeigte das mobile Kinder- und Jugendpädagogikprojekt "Museum im Koffer", wie man Papier vor 600 Jahren herstellte.
Während es in den vergangenen Jahren meist Kulinarisches für die Kinder gab, konnten sie in diesem Jahr selbstgemachtes Büttenpapier mit nach Hause bringen. Mit immer neuen Ideen ist das Team aus Nürnberg in der Gemeinde vertreten. 30 Kinder ab sechs Jahren schöpften, pressten und trockneten selbst Papier. Bevor es losging, gab es eine kleine theoretische Einführung. Die wurde wegen kleinerer Regenschauer kurzerhand in das Bürgerhaus verlegt. "Normalerweise scheint in Heddesheim immer die Sonne", scherzte Elker Gaßner vom "Museum im Koffer".
Die Werkstatt vor dem Bürgerhaus war aufgeteilt in mehrere Stationen. Zuerst mussten die Kinder das Papier schöpfen. Dieser Teil der Arbeit ließ die Kinderherzen besonders hoch schlagen, immer wieder bildeten sich kleine Warteschlangen vor den Bütten. "Das Schöpfen ist am besten, da kann man richtig untertauchen mit dem Brett", ließ der sechsjährige Max wissen. Er war zum ersten Mal dabei und hatte sichtlich Spaß beim Werkeln.
Nach dem Abschöpfen musste die Masse auf dem Gautschbrett entwässert und anschließend zwischen Filzbögen gepresst werden. Wie es sich für eine richtige Papierwerkstatt gehört, mussten sich die neugierigen Papier-Hersteller nicht nur um das Endprodukt, sondern auch um diese Filzbögen kümmern, sie entwässern und zum Trocknen aufhängen. Die Papierherstellung im Mittelalter war wohl sehr anstrengend, lautete das gemeinsame Fazit.
Der letzte Arbeitsschritt war das Trocknen der einzelnen Papierbögen. "Da arbeiten wir hier ganz unmittelalterlich mit Bügeleisen", gab Gaßner lachend zu. Die Freude der jungen Teilnehmer schränkte das keineswegs ein. Stolz präsentierten sie nach der letzten Station ihre fertigen Bögen. Die ersten Durchläufe fanden mit weißem Papier statt. Darauf folgten bunte Experimente. Der Versuch ein Wasserzeichen auf die Exemplare zu zaubern, schlug leider fehl. "Darüber ist leider nicht genügend Papiermasse hängengeblieben", erklärte Gaßner.
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